Vonovia: erfolgreich in doppelter Hinsicht

Philipp Hafner, Redakteur Foto: Verlag Helmut Richardi

Seinen viel beachteten und traditionell Anfang Januar verschickten Brief nutzte Blackrock-Chef Larry Fink in diesem Jahr dazu, um den Firmenlenkern dieser Welt einmal ordentlich ins Gewissen zu reden. Insbesondere fordert er darin ein klares Bekenntnis zur gesamtgesellschaftlichen Verantwortung eines jeden Unternehmens sowie die konsequente Offenlegung und Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien (Environmental, Social und Governance, kurz ESG) - andernfalls drohe vom weltweit größten Vermögensverwalter Widerstand bei den Hauptversammlungen.

Keine Sorgen muss man sich diesbezüglich beim Dax-Konzern Vonovia machen, bei dem Blackrock mit einem Anteil von 7,4 Prozent der größte Einzelaktionär ist. Denn die Bochumer haben sich die Botschaften Larry Finks offensichtlich ganz besonders zu Herzen genommen, wie auf der jüngst abgehaltenen Jahrespressekonferenz deutlich wurde. So stellte CEO Rolf Buch direkt zu Beginn seiner Rede klar, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Geschäftsmodells mittlerweile höchste Priorität genieße, die Interessen der Aktionäre seien diesem Kernanliegen stets unterzuordnen. Um diese These zu unterfüttern, legte Buch im Anschluss daran in aller Ausführlichkeit Rechenschaft über die bislang gemachten Fortschritte im ESG-Segment ab, wobei das Ganze stellenweise fast skurrile Züge annahm. So etwa, als er über die Erfolge im Rahmen eines gemeinsam mit dem NABU verfolgten Projekts, das die Rückholung von Schmetterlingen und Vögeln in städtische Quartiere zum Ziel hat, referierte.

Mit Blick auf das große Spannungsfeld "Bezahlbares Wohnen" versus "Klimaschutz" verwies Buch darauf, dass Vonovia 2019 bei Modernisierungen mit durchschnittlich 1,36 Euro pro Quadratmeter - freiwillig - zehn Prozent weniger auf die Miete umgelegt habe als im Vorjahr. Dabei verdient die Mietpolitik der Bochumer - entgegen der öffentlichen Wahrnehmung - ganz generell durchaus das Prädikat "sozialverträglich": So stiegen die hiesigen Bestandsmieten 2019 um gerade einmal 0,8 Prozent, im Mittel müssen die deutschen Vonovia-Mieter aktuell 6,79 Euro pro Quadratmeter berappen. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang sicher auch die Neuvertragsmieten in den angespannten Ballungsräumen: Hier liegt Vonovia nach Angaben von Buch 14 Prozent unter den Marktmieten.

Alles schön und gut, bliebe im Prinzip nur die Frage, ob sich mit dieser moderaten Geschäftspolitik überhaupt noch ausreichend Geld verdienen lässt? Geld, das schließlich auch für die geplante Forcierung der Neubauaktivitäten benötigt wird - ein von Buch besonders betontes Anliegen im Kontext der sozialen Verantwortung, für das man unlängst mit der im Rhein-Main-Gebiet aktiven Bien-Bies AG einen weiteren Wohnprojektentwickler erwarb. Ein Blick auf die Zahlen im abgelaufenen Turnus verrät, dass diesbezüglich kein Anlass zur Sorge besteht, das Unternehmen steht wirtschaftlich nämlich auf grundsoliden Beinen mit der nötigen "Firepower" für etwaige Zukunftsinvestitionen. Dafür spricht im Bereich der bilanziellen Kennzahlen vor allem die trotz des zuletzt starken anorganischen Wachstums beruhigend niedrige Verschuldung (LTV: 43,1 Prozent). Und auch operativ gesehen lief es 2019 weiter rund: So konnten die Mieteinnahmen, insbesondere dank der inzwischen vollkonsolidierten Zukäufe von Victoria Park und Buwog, um gut neun Prozent auf 2,08 Milliarden Euro gesteigert werden. Der operative Ertrag des Konzerns (Group FFO) wuchs infolgedessen um acht Prozent auf 1,22 Milliarden Euro. An dieser Entwicklung sollen natürlich auch die Aktionäre gebührend beteiligt werden: Ihnen wird Buch auf der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 1,57 (2018: 1,44) Euro vorschlagen. Larry Fink dürfte also rundum zufrieden sein. ph

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