W & W AG: Deutliche Bremsspuren

Philipp Otto, Chefredakteur, Foto: Fritz Knapp Verlag GmbH

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben die Verantwortlichen des W & W-Konzerns auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie reagiert und den Ausblick für das laufende Jahr angepasst. Man erwarte nun ein Konzernergebnis unterhalb des mittelfristigen Zielkorridors von 220 bis 250 Millionen Euro, hieß es Anfang Mai vom Stuttgarter Vorsorge-Konzern. Das war wohl auch eine Reaktion auf die Entwicklungen im ersten Quartal, das zwar vom Neugeschäft her gesehen ganz erfolgreich verlaufen ist, ergebnistechnisch dagegen heftige Bremsspuren ausweist. So ist der Konzernüberschuss in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahresquartal um fast 70 Prozent auf nunmehr nur noch 25,0 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 78,5 Millionen Euro) eingebrochen. Damit ist ein Gesamtjahresergebnis wie im Vorjahr in Höhe von 249,1 Millionen Euro in ganz weite Ferne gerückt. Das Konzerngesamtergebnis, das sich aus dem Konzernüberschuss sowie dem sonstigen Ergebnis zusammensetzt, summierte sich per 31. März dieses Jahres auf einen Verlust von 227,6 Millionen Euro, nachdem es vor Jahresfrist noch bei einem Gewinn von 525,4 Millionen Euro gelegen hatte.

Größter Faktor für den Rückgang: Das Finanzanlageergebnis ist aufgrund von Kursverlusten um fast ein Milliarde Euro auf minus 139,7 Millionen Euro eingebrochen. Die verdienten Nettobeiträge legten zwar um 63,5 Millionen Euro auf 1,104 Milliarden Euro zu, konnten den Einbruch aber nicht auffangen. Ergebnisstützend wirkte sich dagegen aus, dass die Versicherungssparte zum einen deutlich weniger leisten musste und zum anderen die Belastungen aus dem Finanzergebnis sich auf die versicherungstechnischen Rückstellungen auswirkten. So sanken die Leistungen aus Versicherungsverträgen netto von 1,36 Milliarden Euro auf 518,8 Millionen Euro. Während das Segment Wohnen seinen Ergebnisbeitrag im ersten Quartal von 16,15 auf 26,48 Millionen Euro steigern konnte, verzeichnete die Personenversicherung einen Rückgang um 4 Millionen Euro auf 6,9 Millionen Euro und die Schaden- und Unfallversicherung einen Verlust von 6,3 Millionen Euro (Vorjahr: Gewinn von 54,1 Millionen Euro).

Zum Gesamtjahr 2019 sagte Vorstandschef Jürgen A. Junker, dessen Vertrag gerade vorzeitig bis 2026 verlängert wurde: "Drei Jahre nach dem Aufbruch der W&W-Gruppe in die digitale Zukunft können wir eine mehr als ermutigende Zwischenbilanz ziehen. Die W & W-Gruppe ist im Markt erfolgreich, gewinnt Kunden und Marktanteile und schafft sich neue Gestaltungsspielräume - und dies alles aus eigener Kraft und durch tägliche harte Arbeit. Unsere Gruppe ist heute deutlich effizienter, agiler und kundennäher als zu Beginn unserer Reise." Das zahlte sich auch in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres aus. Die Anzahl der Neukunden im Konzern stieg um stolze 24,6 Prozent auf rund 146 000 Kunden. Auch das Neugeschäft verlief erfolgreich. Das Baufinanzierungsvolumen blieb stabil auf dem Vorjahresniveau von 1,613 Milliarden Euro, das Netto-Bauspargeschäft stieg um 4,2 Prozent auf 2,83 Milliarden Euro. Im ersten Quartal wurde die übernommene Aachener Bausparkasse erstmals in den Abschluss einbezogen. Die rechtliche Verschmelzung auf die Wüstenrot Bausparkasse soll im ersten Halbjahr erfolgen. Zudem konnte die W & W-Gruppe die beiden tschechischen Bausparkassen erfolgreich verkaufen. Insgesamt habe man Marktanteile im Bauspargeschäft gewonnen, so das Institut.

Einen Ausblick für das Gesamtjahr trauten sich die Verantwortlichen nicht zu. Die weitere Entwicklung der Kapitalmärkte, der Zinsen und der Konjunktur stelle Chancen und Risiken dar, heißt es. Ist das nicht immer so? P.O.

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