Wunschträume

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

"Trautes Heim, Glück allein." So oder so ähnlich lauten viele Redewendungen, die alle von einem zeugen: Dem Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Rund drei Viertel aller Bundesbürger, die zur Miete leben, träumen Studien zufolge von einem Eigenheim. Allerdings klafft zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine Lücke. Denn nur rund die Hälfte aller Deutschen hat sich diesen Traum auch verwirklichen können. Damit liegt die Bundesrepublik gemessen an der Wohneigentumsquote ziemlich abgeschlagen am Ende des europäischen Feldes. Wie realistisch also ist der Traum vom Eigenheim angesichts immer weiter steigender Immobilienpreise noch?

Glaubt man den Slogans der Bausparkassen, übrigens auch eine typisch deutsche Erfindung, sehr realistisch. Beim Verband der privaten Bausparkassen, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, heißt es: Die deutschen Bausparkassen haben mehr als 1 000 Milliarden Euro für die Wohnungsfinanzierung zur Verfügung gestellt und waren damit am Erwerb von 13 Millionen Wohnungen beteiligt, darunter 9 Millionen Neubauten. Und im Unternehmensporträt der größten deutschen Bausparkasse, der mit dem Fuchs aus Schwäbisch Hall, wird der Traum sogar explizit erwähnt: "Mission: Heimat schaffen und erhalten". Oder "Mit uns zum Wohnglück" und "schneller und günstiger Wohnträume realisieren". Von wegen, dachte sich da wohl die Asset-Management-Schwester im genossenschaftlichen Finanzverbund Union Investment. "Generation Rent: Die eigene Immobilie bleibt für viele junge Menschen ein Wunschtraum" heißt die jüngste Pressemitteilung. Einer durchgeführten Studie nach sind die Hürden zum Erwerb von Wohneigentum für viele jüngere Menschen viel zu hoch. Zu wenig Eigenkapital, kein ausreichendes Einkommen, hohe Kaufpreise, all das lässt den Wunsch zum unerfüllten Traum werden. Doch die clevere Kapitalsammelstelle hat gleich die Alternative. Wer nicht besitzen kann, muss mieten. Von daher seien Investitionen in Mietobjekte, vor allem über Wohnimmobilienfonds, eine prima Idee.

Es zeigt sich also wieder einmal: Wenn's ums Geld geht, kennen auch die Genossen keine Freunde. P.O.

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