Fed: Powell vor erster Bewährungsprobe

Realkredite: Konditionen Stand 27. Februar 2018 Quelle: Dr. Klein Privatkunden AG

Verkehrte Welt in den USA: Mit einer bislang nie dagewesenen Spannung waren Mitte Februar die US-Inflationszahlen für den Januar erwartet worden. Ein ungewohntes Bild, geben in den USA doch traditionell die Statistiken zum Arbeitsmarkt und Einzelhandel den Ton an. Doch an den internationalen Märkten grassiert seit Anfang Februar bekanntlich die Angst vor einer Abkehr der Federal Reserve von ihrer Politik der Trippelzinsschritte hin zu einer härteren Gangart infolge eines stärker als erwartet ausfallenden Preisauftriebs. Und tatsächlich gaben die Zahlen dieser Sorge neue Nahrung: So stieg der US-Konsumentenpreisindex im Januar überraschend deutlich um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat an, die Konsenserwartung hatte bei 0,3 Prozent gelegen. Die Jahresrate lag damit bei 2,1 Prozent.

Ob die Federal Reserve diesen Wert - wohlgemerkt knapp oberhalb der Zielmarke der US-Notenbank von 2,0 Prozent - wirklich zum Anlass nimmt, die Zügel straffer anzuziehen? Bislang gelten drei Zinserhöhungen im Jahresverlauf 2018 als wahrscheinlichstes Szenario, vier sind bei anhaltendem Inflationsdruck jedoch nicht ausgeschlossen. Anhaltspunkte dazu wird erst die nächste Sitzung des Fed-Committee um den neuen Präsidenten Jerome Powell am 21. März geben. In der vergangenen Sitzung Ende Januar war die "Fed Funds Rate" wie erwartet in einer Spanne von 1,25 bis 1,50 Prozent unangetastet geblieben. Gleichzeitig ließ die US-Notenbank die Tür für eine Zinserhöhung im März weit offen. Auch in dem kürzlich veröffentlichen Fed-Protokoll zur Januar-Sitzung finden sich deutliche Signale zu weiteren Leitzinserhöhungen. Unmittelbar im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen US-Treasury auf 2,941 Prozent, dem höchsten Stand seit 2014. Angesichts der Nervosität an den Finanzmärkten steht Powell somit gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein anspruchsvoller kommunikativer Drahtseilakt bevor. Eines ist sicher: Jedes seiner Worte wird auf die Goldwaage gelegt werden.

Die EZB erwirbt seit Jahresbeginn 2018 wie geplant erstmals "nur noch" Wertpapiere in der Größenordnung von 30 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen des "Asset Purchase Programme" (APP) wächst damit weiter und lag Ende Januar bei über 2,316 Billionen Euro. Der Löwenanteil entfällt auf das Kaufprogramm europäischer Staatsanleihen ("Public Sector Purchase Programme", PSPP) mit mittlerweile mehr als 1,909 Billionen Euro. Dieses war zuletzt ungewöhnlich harsch von ZEW-Forschungsleiter Prof. Friedrich Heinemann kritisiert worden. Er sieht eine "deutliche Verschiebung der Gewichte hin zu den EU-Mitgliedstaaten mit hohen Schulden". Dadurch rücke das Kaufprogramm rechtlich jeden Monat mehr in die Nähe der vertraglich monetären Staatsfinanzierung. Starker Tobak also, der die EZB aber kaum von ihrem Kurs abbringen dürfte.

Dort stehen personelle Fragestellungen momentan ohnehin klar im Vordergrund: Hinsichtlich der Nachfolge von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio (Portugal) haben die Finanzminister der Eurozone den spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos vorgeschlagen. Zuvor hatte Philip Lane, der Notenbankchef von Irland und einziger Gegenkandidat von de Guindos, seine Kandidatur kurzfristig zurückgezogen. Die Entscheidung gilt auch als wegweisend für die 2019 anstehende Wahl eines Nachfolgers von EZB-Chef Mario Draghi. Die Nord-LB etwa sieht durch die Nominierung eines Südeuropäers zum Vize steigende Chancen für Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auf den EZB-Chefsessel.

Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen ist seit Jahresbeginn deutlich von 0,46 auf 0,71 Prozent (Stand: 23. Februar 2018) gestiegen. Im Kielwasser dieser Entwicklung zogen auch die Baufinanzierungszinsen an: Kam es bereits Mitte Januar zu einem leichten Zinsanstieg, setzte sich dieser Aufwärtstrend nach Auskunft der Dr. Klein Privatkunden AG auch im Februar fort. Der aktuelle Bestzins für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung liegt bei 1,30 Prozent. Interessanterweise hat der Anstieg der Zinsen für Baudarlehen bislang zu keiner höheren Nachfrage nach Forward-Krediten geführt. Im Gegenteil: Ihr Anteil fiel im Januar laut Dr. Klein Privatkunden AG auf 9,89 Prozent - ein Allzeittief. Gerade bei kleineren Zinsbewegungen sei es allerdings nicht ungewöhnlich, dass sich Anschlussfinanzierer erst mit einigen Monaten Verzögerung für diese Darlehensart entscheiden, mit der sie sich die aktuellen Konditionen für bis zu fünf Jahre im Voraus sichern. ph

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