Das Jahr der Falken?

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wirklich Freude bereitet der Ausblick für das Jahr 2019 nicht: Das Gros der Ökonomen rechnet mit einem geringeren globalen Wirtschaftswachstum als 2018, wichtige konjunkturelle Stimmungsindikatoren für Industrienationen befinden sich seit Monaten im Sinkflug und ganz nebenbei kriselt es in so manchem Schwellenland mittlerweile gewaltig.

Auch die alt bekannten und ungelösten politischen Dauerproblemherde Brexit, die Querelen um den italienischen Staatshaushalt sowie der US-Handelsstreit mit China und Europa sind keineswegs vom Tisch. Bezüglich Letzterem sah es Anfang Dezember beim G20-Gipfel kurz so aus, als läge eine Deeskalation zwischen Washington und Peking im Bereich des Möglichen, doch es war letztlich wohl nur ein Strohfeuer. Donald Trump rasselte kurz darauf bereits wieder mit dem Säbel und drohte wie gewohnt via Twitter mit noch "größeren Zöllen". Ein Himmel voller Damoklesschwerter also.

Gleichwohl sei vor Schwarzmalerei gewarnt, denn es lassen sich bei genauerem Hinsehen durchaus auch einige positive Vorzeichen für die konjunkturelle Entwicklung finden. In den USA etwa sollte die Nachfrage dank anhaltender Unterstützung in Form von Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen weitgehend in Takt bleiben und auch in China und der Eurozone ist 2019 mit einem verstärkten fiskalpolitischen Stimulus zu rechnen. Alleine in Deutschland treten Ausgabensteigerungen beziehungsweise Abgabensenkungen in Höhe von rund 19 Milliarden Euro in Kraft. Hinzu kommen die in vielen Wirtschaftszonen weiterhin sehr niedrigen Leitzinsen gepaart mit einem moderaten Ölpreis. Vor diesem Hintergrund erscheinen Rezessionsängste, die sich zuletzt insbesondere unter Börsianern breit gemacht haben, doch maßlos übertrieben.

Mit Blick auf die EZB sollte das Jahr 2019 somit zwar bei weitem keine "perfekten", aber doch halbwegs günstige Rahmenbedingungen für den Ausstieg aus dem geldpolitischen Krisenmodus bieten. Dafür spricht auch der anhaltende Inflationsdruck: Laut Eurostat sind die Verbraucherpreise im Euroraum im November 2018 um 2,0 Prozent zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Damit lag die Inflation nun bereits den sechsten Monat in Folge leicht über der von der EZB anvisierten Marke von unter, aber nahe 2,0 Prozent.

Die zuletzt mit erhöhter Frequenz zu vernehmenden Statements diverser EZB-Ratsmitglieder geben dabei im Übrigen Anlass zur Hoffnung, dass die europäische Geldpolitik 2019 etwaigen Konjunktur- und Politikrisiken gelassener als in den Vorjahren begegnen könnte. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann etwa rief zum wiederholten Male dazu auf, im Rahmen der geldpolitischen Normalisierung "nicht unnötig Zeit zu verlieren", während der litauische Zentralbank-Chef Vitas Vasiliauskas betonte, dass die EZB "nicht von ihrem Weg hin zu einer weniger lockeren Geldpolitik abweichen wird". Es scheint, als würden sich die geldpolitischen "Falken" in der Eurozone langsam aber sicher in Stellung bringen.

Gut so, denn die toxischen Nebenwirkungen der seit Jahren währenden Niedrig- und Negativzinsen treten immer deutlicher zum Vorschein - insbesondere für die Altersversicherungssysteme. Die nicht enden wollende Zinsflaute hat für einige Pensionskassen mittlerweile derart existenzbedrohende Ausmaße angenommen, dass sich die Finanzaufsicht BaFin vor kurzem erstmals dazu genötigt sah, einer Einrichtung (Caritas-Pensionskasse) Neuabschlüsse von Betriebsrenten-Verträgen zu untersagen. Ein trauriges Novum, das vermutlich aber kein Einzelfall bleiben wird.

Die Baufinanzierungszinsen haben sich unterdessen wieder auf einem etwas niedrigeren Niveau eingependelt. Laut der Dr. Klein Privatkunden AG lag der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen Ende November 2018 bei 1,07 (Oktober: 1,23) Prozent. Ein wichtiger Grund dafür seien die sinkenden Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe gewesen, heißt es. Die Nachfrage der Bunds profitierte demnach insbesondere von den anhaltenden Diskussionen um die Bonität anderer Schuldner wie Italien oder einigen Schwellenländern. ph

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