Aufsätze

Die Aufgabe der regionalen Förderbank im Mittelstandsgeschäft

Michael Schneider, Vorsitzender des Vorstands, LfA Förderbank Bayern, München / Nach den staatlichen Hilfen für die Kreditwirtschaft in vielen Ländern ist der Blick der Medien längst auf die Folgewirkungen für die Wirtschaft gerichtet, und zwar nicht zuletzt auf eine drohende Verknappung der Kreditversorgung. In den ersten neun Monaten dieses Jahres registriert der Autor zwar noch eine gute Finanzierung der Wirtschaft und beschreibt die Lage auch im Mittelstand noch als durchaus robust. Mit Blick auf die Unsicherheiten des weltweiten Konjunkturverlaufs einschließlich der Exportmärkte, verweist er aber durchaus auf die Risiken der weiteren Entwicklung. Das Instrumentarium der Förderbanken aus Förderdarlehen, Risikoentlastungen, Global- und Konsortialdarlehen vor Augen gibt er sich optimistisch, die Kreditversorgung des Mittelstands ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten verlässlich und bezahlbar zu halten. (Red.)Der Mittelstand ist eine der interessantesten Kundengruppen der Banken. Dies gilt umso mehr, als die weltweiten Turbulenzen auf den Finanzmärkten bisher kaum Auswirkungen auf die Mittelständler zu haben scheinen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Kredite für Investitionen im Mittelstand sogar weiter auf eine starke Nachfrage treffen. So hat die LfA Förderbank Bayern in den ersten neun Monaten 2008 rund 1,9 Milliarden Euro an zinsgünstigen Darlehen zugesagt, 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Und dabei war 2007 schon ein Rekordjahr. Besonders begehrt sind dieses Jahr Investivkredite zur Wachstumsfinanzierung. Allein dafür liegen die Zusagen der LfA bei rund 360 Millionen Euro, 16 Prozent über dem Vorjahreswert. Dieser Anstieg im Wachstumsbereich und das hohe Gesamtvolumen der ausgereichten Darlehen zeigen, dass die Lage im Mittelstand auf gutem Niveau und robust ist. Unsicherheitsfaktoren Wie lange das so bleibt, hängt zum einen von der weltweiten Konjunktur ab, die die deutschen Exportweltmeister in besonderem Maße betrifft. Zum anderen wird entscheidend sein, welche Finanzierungsbedingungen die Unternehmen bei ihren Hausbanken künftig vorfinden. Die Betriebe wollen in Modernisierung und Zukunft investieren und bleiben dabei wesentlich auch auf die klassische Kreditfinanzierung angewiesen. Die regionalen Förderbanken werden mit ihren attraktiven Finanzierungsangeboten wesentlich dazu beitragen, die Investitionstätigkeit der Unternehmen zu stärken. Ist es doch ureigenes Ziel eines Landesförderinstituts, Vorhaben der gewerblichen Unternehmen sowie sonstige Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur finanziell zu fördern und damit Arbeitsplätze zu sichern oder zu schaffen. Hausbankprinzip Im Mittelstandsgeschäft gilt jedoch immer das Hausbankprinzip: Förderdarlehen werden grundsätzlich über eine Geschäftsbank an mittelständische Unternehmen weitergegeben. Gerade im kleinteiligen Fördergeschäft spielen traditionell die Sparkassen und Genossenschaftsbanken eine besondere Rolle. Aber auch viele Privat- und Geschäftsbanken nutzen zunehmend die vorteilhaften Refinanzierungsmöglichkeiten aus den öffentlichen Förderkrediten. Und davon profitieren alle Beteiligten. Denn gemeinsam mit den Hausbanken gilt das Engagement als Förderbank den Unternehmen. Das bewährte Hausbankprinzip gewährleistet eine wettbewerbsneutrale Kooperation zwischen Geschäftsbanken und Förderbank im Interesse der Kunden: Die Betriebe erhalten eine langfristige, verlässliche und zinsgünstige Vorhabensfinanzierung. Die Geschäftsbanken bekommen attraktive Refinanzierungskonditionen, kostendeckende Margen sowie bei Bedarf auch eine Entlastung bei den Risikokosten. Die Förderbanken wiederum können die Risikoprüfung großteils den Betreuern vor Ort überlassen und so ihre Verwaltung schlank halten (Abbildung). Der Klassiker im Fördergeschäft sind zinsgünstige, langfristige Darlehen für jede Unternehmensphase: für Start-ups ebenso wie für innovative Vorhaben, für Erweiterungsmaßnahmen oder aber schwierige Unternehmenssituationen. Förderbanken bieten jedoch mehr. Aufgrund der veränderten Markterfordernisse haben sie zusätzliche praxisgerechte Förderangebote entwickelt, zu denen unterschiedliche Formen von Risikoübernahmen ebenso gehören wie verschiedenste Arten von Mezza-nine-Finanzierungen - letztere oft auch durch spezielle Beteiligungsgesellschaften im Verbund mit der Förderbank. Entlastung der Hausbank durch Risikoübernahmen Fehlen einem Unternehmen die notwendigen banküblichen Sicherheiten, übernimmt die Förderbank in vielen Fällen einen Teil des Risikos. Mit Hilfe einer Bürgschaft, einer Garantie oder einer Haftungsfreistellung verringert sich das Kreditrisiko der Hausbank um bis zu 80 Prozent, wodurch zugleich eine positive Kreditentscheidung auch bei sonst unzureichenden Sicherheiten erleichtert wird. Sachgerecht genutzt, können diese Angebote das grundsätzliche Kreditverhalten der Banken zugunsten des Mittelstands beeinflussen. Eine neue Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen mit geringer Eigenkapitaldecke ist das LfA Mittelstandskapital, das seit Juli 2008 angeboten wird. Es ist ein zinsgünstiges Nachrangdarlehen zur Finanzierung von Innovationen. Gleichzeitig wird die Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt, denn im Insolvenzfall würde die Darlehensforderung im Rang hinter Forderungen anderer Kreditgeber zurücktreten. Deshalb erkennt die Hausbank das LfA-Darlehen mit Mezzanine-Charakter in der Regel als wirtschaftliches Eigenkapital des Kreditnehmers an. Dadurch erhöht sich die Eigenkapitalquote des Unternehmens, und es erhält leichteren Zugang zu weiteren Finanzierungsmitteln. Wichtig: Um an das Mittelstandskapital der LfA zu kommen, müssen die Unternehmen keinerlei Sicherheiten stellen. Das Ausfallrisiko übernimmt die LfA zu zwei Drittel und die Hausbank zu einem Drittel. Mit dem Mittelstandskapital können bis zu 75 Prozent der Investitionskosten des Innovationsprojekts und zur Zeit maximal 200 000 Euro finanziert werden. Bis 2015 stehen den Unternehmen unter Einbindung von EU-Mitteln rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert werden insbesondere Verfahrens- oder Prozessinvestitionen, wie Maschinen mit neuer Technologie, die Einführung umweltschonender Produktionsverfahren oder Patente. Kooperation zwischen Förderbank und Kreditinstitut Geschäftsbanken haben aber noch mehr Möglichkeiten, um die Mittelstandsfinanzierung im eigenen Haus zu erleichtern. Aktuell besonders attraktiv ist eine direkte Kooperation zwischen Förderbank und Kreditinstitut in Form eines Globaldarlehens, eines größeren Kreditkontingents mit langer Laufzeit. Die Hausbanken können die Mittel aus dem Globaldarlehen kundengerecht in maßgeschneiderte Einzelkredite unterschiedlicher Laufzeit umwandeln. Förderbanken haben in der Regel aufgrund der staatlichen Gewährträgerhaftung ein erstklassiges Rating. Der damit verbundene Refinanzierungsvorteil ist in vollem Umfang an den Endkunden weiterzugeben. Dadurch bekommen auch Unternehmen, die die Voraussetzungen für ein zinsverbilligtes Förderdarlehen - wie die von der EU vorgegebene maximale Unternehmensgröße - nicht erfüllen, eine günstige Finanzierung. Auch besonders große Vorhaben von mittelständischen Unternehmen mit Umsätzen ab rund 50 Millionen Euro können mit Hilfe einer Förderbank leichter finanziert werden. Mit einer Konsortialfinanzierung bieten einige Landesförderinstitute - gemeinsam mit mindestens einer weiteren Geschäftsbank als Partner - zu marktüblichen Bedingungen und Konditionen eine Anteilsfinanzierung von bis zu 50 Prozent an. Die Bandbreite reicht von konventionellen Tilgungsdarlehen bis hin zu komplexen Kreditprodukten, wobei die Ausgestaltung der Finanzierungsbeiträge sehr flexibel ist. Auch hier gilt das Hausbankprinzip; die Förderbank tritt nur auf Einladung der Hausbank als Kofinanzierer auf. Die Vorteile für die Geschäftsbank liegen auf der Hand: Sie teilen mit einem verlässlichen, wettbewerbsneutralen Partner das Risiko und schonen gleichzeitig die Ressourcen ihres Eigenkapitals. Ausnahme Infrastrukturfinanzierung Doch ist keine Regel ohne Ausnahme. Das Hausbankprinzip gilt nicht beim im Juli 2008 eingeführten Infrakredit Kommunal. Die Anträge werden direkt bei der LfA gestellt. Mit dem neuen Förderkredit unterstützt die Förderbank Kommunen bei ihren Infrastrukturinvestitionen im Verkehrs-, Wasser- und Abwasserbereich. Denn eine moderne kommunale Infrastruktur ist die Basis für einen leistungsfähigen Wirtschaftsstandort. Der Infrakredit Kommunal setzt auf dem KfW Kommunalkredit auf und wird mit LfA Mitteln zusätzlich verbilligt. Da der Kommunalkredit der KfW als Direktkredit ausgelegt ist, entspricht auch der Infrakredit dieser Grundlage. Doch die Hausbanken der Kommunen sind auch hier mit an Bord: Der Finanzierungsrahmen des Infrakredits beträgt nur 50 Prozent des gesamten Kreditbedarfs. Die zweite Hälfte der Fremdfinanzierung muss von einer Geschäftsbank übernommen werden. Förderbanken haben also ein vielfältiges Angebot, um die Mittelstandsfinanzierung zu erleichtern. Sie werden mit ihren Förderdarlehen, Risikoentlastungen, Global- und Konsortialdarlehen auch weiterhin dazu beitragen, dass die Kreditversorgung des Mittelstands ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten verlässlich und bezahlbar bleibt.

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