Gespräch des Tages

Deka-Bank - Offensivbemühungen

Die Deka-Bank möchte ihre Position innerhalb der S-Finanzgruppe weiter stärken. So ist die zentrale Botschaft des neuen Vorstandsvorsitzenden Michael Rüdiger anlässlich der Bilanzpressekonferenz zu verstehen. Aus dem ehemaligen Fondsspezialisten und der Wholesale-Bank soll nun das (!) gemeinsame Wertpapierhaus der ganzen Sparkassen-Organisation werden. Unter dem Dach dieses Wertpapierhauses sollen künftig die beiden Bankgeschäftsfelder Kapitalmarkt und Finanzierung und die beiden Asset-Management-Aktivitäten Wertpapier und Immobilien vereint und angeboten werden. Damit einher gehe die Ausrichtung "unserer Aufbauorganisation stärker auf das Kundengeschäft als auf Produkteinheiten", so Rüdiger. Und als Kunden hat man neben den institutionellen Drittkunden zuallervorderst die Sparkassen und deren Kunden ausgemacht.

Was heißt das nun? Im Wertpapiergeschäft will die Deka künftig verstärkt das eigene Research platzieren. Daneben soll die Vertriebsunterstützung in Form von Hilfen für die Primärstufe mit Beratungs-, Unterstützungs- und Dienstleistungsprozessen ebenso ausgeweitet werden wie der verbesserte Marktzugang für die Gruppe mit Hilfe von Nachfragebündelung und der Entwicklung entsprechender Anlageformen. Auch die kritische Überarbeitung und Straffung des Produktangebots spielt bei der "Weiterentwicklung des Geschäftsmodells" eine wichtige Rolle - hier ist ein wesentlicher Punkt der Einstieg in das Geschäft mit Retailzertifikaten, der durch die geplante Übernahme der Geschäfte der Landesbank Berlin ermöglicht wird. Und schließlich soll die Primärstufe mit Abwicklungsdienstleistungen wie zum Beispiel Depotbankdienstleistungen, Master-KAGs und der Hilfe bei Reporting und Controlling beglückt werden.

Damit noch nicht genug: Es sollen auch verstärkt verbundspezifische Funktionen wahrgenommen werden. So will die Deka zur Liquiditätsdrehscheibe der Organisation werden, die für einen Ausgleich sorgt, zur Wertpapierdrehscheibe, die künftig allen Sparkassen breitere Möglichkeiten zur Bewirtschaftung der Eigenanlagen sowie der gesamten Gruppe einen breiteren Zugang zum Kapitalmarkt anbietet sowie zum zentralen Unterstützer der Primären beim Handel mit Wertpapieren und Finanzderivaten auch mit Kontrahenten außerhalb des Verbundes, beispielsweise als Clearingstelle. All das werden die Sparkassen sicherlich gerne hören und all das macht für ein Verbundinstitut, das zu 100 Prozent den Sparkassen gehört, auch Sinn. Die Konzentration auf die eigentlichen Funktionen der Deka empfindet so mancher Sparkässler als wohltuend normal im Vergleich zu den extrovertierten Kapitalmarktplänen der Vergangenheit, scheint das Risiko für die Eigentümer so doch deutlich überschaubarer.

Und doch birgt auch diese neue Konstellation mit einer Deka als Wertpapierhaus Sprengstoff innerhalb der Gruppe. Denn viele der nun angestrebten Dekapositionen sind seit Langem von den Landesbanken mit nahezu identischen Produkten und Dienstleistungen für die ihnen angeschlossenen Sparkassen besetzt. Hier entsteht erheblicher Sortierungs- und Sondierungsbedarf, erst recht wenn Michael Rüdiger für sein Haus eine Verbundquote von 80 Prozent als Ziel ausgibt. Wer sich hier auf günstigere Preise durch zunehmenden Wettbewerb freut, freut sich vielleicht zu früh. Schließlich sind die Sparkassen nicht nur an der Deka beteiligt, sondern auch die Landesbanken werden überwiegend getragen von den Ländern und der Primärstufe. Von daher schadet man sich selber, wenn man - egal wem - Ertragsmöglichkeiten nimmt.

Immerhin schüttet die Deka für 2012 rund 140 Millionen Euro an die Anteilseigner aus. Basis ist das deutlich verbesserte wirtschaftliche Ergebnis von 519 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr. Und obwohl dieses sehr stark von Einmaleffekten geprägt ist, beispielsweise Zuschreibungen auf Wertberichtigungen für Wertpapiere oder einmalige Bewertungseffekte im Wertpapierbestand, wollen die Verantwortlichen es als durchaus ordentlich verstanden und interpretiert wissen. Die ersten Monate stimmen den Vorstand zuversichtlich, auch 2013 ein solides Ergebnis zeigen zu können. Und auch der Umschwung im Fondsgeschäft trägt zur guten Laune bei: Seit November sind wieder Nettomittelzuflüsse zu verzeichnen.

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