Aufsätze

Existenzgründungen und Mittelstandsförderung - Anmerkungen zur Verantwortung der Sparkassen

Nach dem Sparkassengesetz NRW sind die Sparkassen Wirtschaftsunternehmen der Gemeinden und Gemeindeverbände mit der Aufgabe der geld- und kreditwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft, insbesondere des Geschäftsgebietes und ihres Gewährträgers. Die Kreditversorgung dient hierbei vornehmlich der Kreditausstattung des Mittelstands sowie der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise (§ 3 SpkG NRW).

Vernetzte Dezentralität

Regionale und auf das jeweilige Geschäftsgebiet bezogene Wirtschafts- und Mittelstandsförderung gehört damit zu den wichtigsten Aufgaben der Sparkasse. Aufgrund der ausgeprägten mittelständischen Betriebsstruktur der Deutschen Wirtschaft - der Mittelstand bildet das sogenannte Rückgrat der Deutschen Wirtschaft - hängen Wohlstand, Prosperität und Stabilität von einer mittelstandsorientierten, und zugleich regional orientierten Wirtschaftsförderung ab.

Hier zeigt das Wesenselement der Sparkassenidee und die besondere Bedeutung für die regionale Wirtschaft. So veranlassen das Regionalprinzip und die Bindung an die kommunalen Träger die Sparkassen, ihre Geschäftspolitik auf das Gebiet des Trägers und damit auf die Erhaltung und Weiterentwicklung der heimischen Wirtschaftskraft auszurichten.

Diese vernetzte Dezentralität ist im Interesse der mittelständischen Wirtschaft, der Bürger und der Kommunen. Sparkassen sind wiederum ein Teil der kommunalen und regionalen Infrastruktur und haben daher ein vitales Interesse an einer guten örtlichen Wirtschaftsentwicklung. Sie können nicht ausweichen, wenn anderweitig lukrativere und einfachere Geschäftsmöglichkeiten winken. Das veranlasst Sparkassen den Markt intensiver zu bearbeiten als andere Institute. Weil dies in allen Regionen Deutschlands - auch in strukturschwachen - geschieht, führt dies zu einer eher gleichmäßig guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.

Die regionale Ausrichtung der Sparkassen erweist sich darüber hinaus als ein sehr effektives Mittel der Risikobegrenzung und Risikokontrolle - die Stabilität der Sparkassen im Rahmen der aktuellen Finanzmarktkrise, ausgelöst durch Engagements in US-Subprimes, unterstreicht dies. Daher kann zu Recht festgehalten werden, dass die Sparkassen gut sind für die Stabilität des deutschen Finanzmarktes.

Mit der zunehmenden und immer stärker auch von der Politik erkannten Bedeutung von Existenzgründungen für Erneuerung, Wachstum und Beschäftigung der deutschen Volkswirtschaft und ihrer Regionen hat sich die Unterstützung von Unternehmensgründungen zu einem Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung von Sparkassen entwickelt. Denn neu gegründete Unternehmen sind die Mittelständler von morgen. Die Institute der S-Finanzgruppe finanzieren bereits heute in Deutschland jede zweite Existenzgründung und sind damit eindeutig Marktführer.

Förderung von technologie- und wissensbasierten Existenzgründungen

Die Marktanteile der Sparkassen im Segment der Existenzgründer sind kein Zufall, sondern Ergebnis eines gezielten und strukturierten Handelns vor Ort. Auch die Kreissparkasse Köln ist engagiert in der Förderung und Unterstützung von Existenzgründungen in ihrem Geschäftsgebiet. Nachfolgend soll an ihrem Beispiel das Engagement der Sparkassen für Existenzgründungen aufgezeigt werden:

Das Hochschulgründernetzwerk "Cologne" hat zum Ziel, Spin-Off-Gründungen aus der Hochschule zu fördern und zur Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft beizutragen. Die Kreissparkasse Köln ist einer der Partner und unterstützt das Netzwerk sowohl durch Sponsoring als auch mit einer eigenen Vortragsreihe.

Dass die Unterstützung der Absolventen von Hochschulen wichtig für die Volkswirtschaft ist, zeigt, dass allein 17 Prozent aller Existenzgründer Hochschulabsolventen sind. Deren Anteil an Gründern eines "wissensintensiven Unternehmens" beträgt sogar 48 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass der Anteil von Gründern mit Hochschulabschluss sich weiter positiv entwickeln wird. Auch dies erfordert ein Engagement, das deutlich über eine Kreditierung hinausgeht.

Darüber hinaus hat die Sparkasse an der Fachhochschule Bonn Rhein-Sieg in 2005 die Professur für "Existenzgründung und Mittelstandsmanagement" initiiert und sponsert diese. Zu den Aufgaben der Professur zählt die Qualifizierung von Gründern, die Unterstützung von praktischen Gründungs- und Entwicklungsprojekten, die Kooperation in Gründungsnetzwerken sowie die Zusammenarbeit mit der "Business Campus Rhein-Sieg GmbH" zur Ansiedlung von Gründern, primär aus der Fachhochschule.

Gründer- und Technologiezentren

Parallel zur Einrichtung der Professur wurde durch die Fachhochschule, den Rhein-Sieg-Kreis und die Kreissparkasse Köln 2005 die vorgenannte Business Campus Gesellschaft gegründet. Diese Gesellschaft bietet im Campus die Managementleistungen eines Gründerzentrums und stellt anforderungsgerecht Büro, Betriebs- und Laborflächen sowie Serviceeinrichtungen zur Verfügung.

Technologie- und wissensbasierte Gründungen entwickeln sich nach den Erfahrungen der Kreissparkasse Köln besonders gut in Technologie- und Gründerzentren mit Campus-Atmosphäre und intensiver Betreuung. Dies sind die Erkenntnisse, welche die Kreissparkasse mit der Beteiligung an sechs Gründer- und Technologiezentren in ihrem Geschäftsgebiet gesammelt hat. Neben kommunalen Partnern sind in den Technologie- und Gründerzentren auch private Unternehmen, die Industrie- und Handelskammer sowie auch Hochschulen engagiert.

Weiterhin ist die Sparkasse einer der Initiatoren und Hauptsponsoren des Business-plan-Wettbewerbs des Verbandes NUK (Neues Unternehmertum Rheinland) zur Optimierung der Unternehmensplanung in technologieorientierten Betrieben. NUK führt jährlich einen dreistufigen Business-plan-Wettbewerb durch. Merkmale dieses kostenlosen Angebotes für Gründer sind unter anderem ein detailliertes Handbuch mit einer umfangreichen Planungssoftware, 14-tägige Meetings mit der Gelegenheit mit Beratern der Sparkasse, Anwälten, Steuerberatern, Marketingexperten und Unternehmern individuelle Fragen zu erörtern und wertvolle Erfahrungen in die eigene Planung einzubinden. Fachberater der Kreissparkasse stehen für das Coaching der Wettbewerbsteilnehmer zur Verfügung und sind zugleich als Gutachter für die eingereichten Businesspläne tätig.

Wagniskapital oder Mezzanine-Finanzierungen

Zusätzlich zu den Unterstützungsleistungen hat die Sparkasse eigene Projekte zur Förderung von Existenzgründungen ins Leben gerufen. So schreibt sie seit 1997 einen eigenen Gründer- und Innovationspreis aus. Neben diesem Gründer- und Innovationswettbewerb bietet sie regelmäßige Seminar-, Informations- und Fortbildungsmaßnahmen für Existenzgründer an, zum Beispiel Existenzgründertage im Rahmen des im Jahre 2000 eingeführten "Existenzgründer-Forums", welches in 2002 zum sogenannten "Manager-Forum" vergrößert wurde. Bisher wurden mehr als 200 Veranstaltungen für Existenzgründer und Jungunternehmer mit über 9 000 Teilnehmern durchgeführt.

Neben den Beratungsleistungen bietet die Sparkasse den Existenzgründern und mittelständischen Unternehmen in der Region ein modernes Leistungsangebot wie beispielsweise die Bereitstellung von Wagniskapital oder Mezzanine-Finanzierungen an. Hierbei steht die Kreissparkasse Köln den Unternehmen in den einzelnen Wachstumsphasen als finanzieller Partner zur Seite. Bereits 1996 hat sie als eine der ersten Sparkassen für Start-Up-Finanzierungen die KSK-Wagniskapital GmbH gegründet. Ergänzend hierzu hat sich die Sparkasse 2006 mit der NRW-Bank und weiteren Investoren im "Rheinland Venture Capital Fonds" verbunden, der schwerpunktmäßig in der "Frühphase" des Unternehmenszyklus investiert.

Auch ein wichtiger Indikator für das Engagement eines Kreditinstitutes in der Wirtschafts- und Mittelstandsförderung spiegelt der Anteil der vermittelten öffentlichen Finanzierungshilfen wider. Die große Mehrzahl der öffentlichen Förderprogramme wird nach dem sogenannten Hausbankverfahren abgewickelt; da der Antrag an die jeweilige Förderbank - zum Beispiel KfW, Deutsche Ausgleichsbank, NRW Investitionsbank - über die Hausbank des Investors läuft, können aus der Höhe der Finanzierungshilfen unmittelbare Rückschlüsse auf die Förderbereitschaft des Kreditinstitutes gezogen werden. Die Kreissparkasse Köln ist bereits seit über einem Jahrzehnt führend in der Vermittlung des Förderkreditgeschäftes in NRW. So konnten allein in 2007 über 262 Millionen Euro an Förderkrediten ausgezahlt werden. Nicht zuletzt die direkten Beteiligungen der Kreissparkasse an 16 regionalen Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaften runden das Engagement in der kommunalen Standort- und Strukturförderung ab.

Existenzgründer-Center

Organisatorisch hat die Kreissparkasse den besonderen Anforderungen an die Existenzgründerfinanzierung und -betreuung Rechnung getragen und alle Aktivitäten hierfür in einem Existenzgründer-Center zusammengefasst. Zehn Mitarbeiter stehen für Existenzgründer und Förderkredite zur Verfügung. Ganz wesentlich ist, dass die Gründer in den ersten drei Jahren nach der Gründung durch die Existenzgründungsberater intensiv gecoacht werden. Nach drei Jahren werden die jungen Unternehmer/ Unternehmen je nach Entwicklungsstand in die Gewerbe- oder Firmenkundencenter übergeleitet.

Am Beispiel der Kreissparkasse wird die Übernahme von Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort durch Sparkassen deutlich. Die Sparkassen stellen sich aktiv den Anforderungen zur wirtschaftlichen Erneuerung und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung Deutschlands. Sie tragen durch ihren öffentlichen Auftrag mit zur nachhaltigen Prosperität der Region bei, indem sie eine aktive Rolle in der Förderung von Existenzgründungen übernehmen. Dieses Engagement ist eine der Voraussetzungen zur Bewältigung des globalen Strukturwandels und bietet den Menschen und Unternehmen Verlässlichkeit und Vertrauen vor Ort.

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