Gespräch des Tages

Leasing - Trübe Aussichten

"Nach einer stabilen Hochwetterlage mit viel Sonnenschein droht in den kommenden Monaten eine Eintrübung mit dichteren Wolken und gelegentlichen Niederschlägen". So oder so ähnlich könnte die Wettervorhersage für die Stimmungslage der Leasingbranche im Herbst 2012 lauten. Zwar kam die Branche 2012 mit einem Leasinginvestitionsvolumen von rund 49,3 Milliarden Euro sehr nah an die Grenze von 50 Milliarden Euro, allerdings sind erste Bremsspuren zu verzeichnen. "Angesichts der Stimmung in der Wirtschaft und des eingetrübten Investitionsklimas sind wir mit dem Ergebnis zufrieden", stellte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL), Martin Mudersbach, demzufolge fest. Ausdruck der Zurückhaltung der Wirtschaft sind die um knapp 2 Prozent gesunkenen gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen von 318,3 Milliarden Euro. Damit ist die Leasing-Quote in Deutschland leicht auf nun 15,5 Prozent gestiegen, im Mobilien-Leasing legte sie auf 22,7 Prozent zu.

Die kommenden Monate werden eher rau, da Unternehmen angesichts der Verunsicherung durch die Staatsschuldenkrise dazu neigen, Investitionen weiter aufzuschieben. Das besorgt auch das ifo-Institut, das seit vielen Jahren die Leasingbranche forschungstechnisch unterstützt. Zwar war das erste Quartal 2012 besser als erwartet, allerdings ging es in der Folge mit den Ausrüstungsinvestitionen schneller als befürchtet bergab, wie Arno Städtler vom ifo-Institut feststellte. Er befürchtet gar, dass Deutschland chronisch unterinvestiert sei, da man meilenweit hinter dem Vorkrisenniveau zurückliege. Das trifft allerdings höchstens mit Blick auf das Jahr 2008 zu, als die Ausrüstungsinvestition mit 331,9 Milliarden Euro den Höchststand der vergangenen Jahre erreichte. 2007 beispielsweise lag mit 319,6 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau von 2012. Frühestens im Herbst 2013 rechnet der BDL wieder mit einer Verbesserung des Investitionsklimas, allerdings werde das Leasingvolumen trotz der gegenwärtig mauen Lage stabil bleiben. Das liegt wohl auch daran, dass die Leasingbranche eine Zurückhaltung der Banken bei Finanzierungen verspürt, sodass die Leasinganteile an den Finanzierungen weiter steigen werden. "Leasing ist sehr viel näher am deutschen Mittelstand als die großen Banken", so Mudersbach.

Auch wenn der Wettbewerb mit den Banken derzeit nach Ansicht der Verantwortlichen zugunsten der Leasingunternehmen ausgeht, fühlt man sich doch an einigen Stellen gegenüber der Kreditwirtschaft benachteiligt. So ist aus dem ehedem angedachten "KWG light" längst eine normale Aufsicht für die Leasingbranche mit allerlei, vielleicht zu vielen Verpflichtungen, geworden. Zur Erinnerung: Um die Gewerbesteuererleichterungen in Anspruch nehmen zu können, stimmten die Leasingunternehmen einer Aufsicht durch die BaFin zu. Die Leasingbranche sei geprägt von vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Für diese seien die Belastungen zur Erfüllung der aufsichtlichen Vorgaben hoch, da viele der mit den deutschen Aufsichtsbehörden ausgehandelten Erleichterungen nun "über die Hintertür" Brüssel oder europäische Regulierung ausgehebelt werden. Der BDL befürchtet, dass viele seiner kleineren Mitglieder einen weiter steigenden Aufwand nicht mehr stemmen können und sich vom Markt zurückziehen werden. Bereits in diesem Jahr sank die Zahl der angeschlossenen BDL-Mitglieder um zehn Anbieter auf 183, das Tochterunternehmen eines Industrieunternehmens stellte die Tätigkeit explizit mit dem Hinweis ein, der Aufwand sei viel zu groß. Allerdings stößt man bei der Politik noch auf taube Ohren.

Auch an anderer Stelle drängt die Leasingbranche auf eine Gleichstellung mit der Kreditwirtschaft. So kämpft sie seit einigen Jahren bereits um eine Aufnahme in die KfW-Programme, um die Refinanzierung zu verbilligen und zu erleichtern. Die KfW sieht dagegen hier noch keine Notwendigkeit, da dies für banken- und herstellerabhängige Leasinggesellschaften über die Mütter geregelt werden kann und die staatliche Förderbank für die vielen kleinen Leasingunternehmen über kein funktionierendes Ratingsystem verfüge. Die Folge: Leasing bleibt auch hier außen vor.

Die Lobbyisten wären aber schlechte Lobbyisten, wenn sie nicht noch einen anderen Pfeil im Köcher hätten. Die Abschreibungstabellen. Eine Rückkehr zu den früher gültigen Abschreibungstabellen mit kürzeren Abschreibungszeiten wäre eine "echte und nützliche Investitionsförderung" und würde damit der Wirtschaft insgesamt, aber eben auch dem Leasing zugute kommen. Erfahrungen der Vergangenheit zeigten, dass eine Verkürzung der Abschreibungszeiten eine sofortige Wirkung auf die Investitionstätigkeit habe und die Stimmung in der Wirtschaft spürbar aufhellen würde. Dafür braucht es zwar keine Konjunktur-Förderungsprogramme mit kostspieligen Anschubfinanzierungen, allerdings stellt sich natürlich auch die Frage nach der Gegenfinanzierung für die in den ersten Jahren niedriger ausfallenden Staatseinnahmen. Und hierfür in einem Wahljahr Gehör zu finden, dürfte wahrlich nicht einfach sein.

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