Gespräch des Tages

Mittelstandsgeschäft - Lockendes Ausland

Je nach Institut wird das Mittelstandsgeschäft durchaus unterschiedlich abgegrenzt, aber immer mehr Banken suchen dieses Segment als Ertragsquelle. Das ist im Hinblick auf die Potenziale in dem Bereich durchaus verständlich, denn zwar warnte beispielsweise die Unternehmensberatung Bain & Company im Spätsommer 2013 vor steigendem Druck auf die Margen im Corporate Banking, rechnete aber gleichzeitig vor, dass sich die Erträge hier 2012 mit rund 25 Milliarden Euro um etwa 50 Prozent über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2007 bewegten. Ein prominentes Beispiel für Marktteilnehmer, die ihre Bemühungen im Bereich der Firmenkunden verstärken, ist die Düsseldorfer Geschäftsbank HSBC Trinkaus. Sie bläst seit Wochen hörbar zum Angriff und möchte in Deutschland zu einer führenden Bank für international tätige Unternehmen werden. Dabei zielt sie neu auf Gesellschaften mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro statt wie bisher von mehr als 250 Millionen Euro ab. Dass bei HSBC Trinkaus insbesondere Firmenkunden gewonnen werden sollen, die das Institut bei Geschäften ins Ausland begleitet, ist kein Zufall. Schließlich kann das Düsseldorfer Haus seine Zugehörigkeit zu einem global präsenten Konzern mit Niederlassungen in allen Teilen der Welt und einem ausgeprägten Know-how der jeweiligen nationalen Gepflogenheiten ausspielen.

Gerade die Frankfurter Commerzbank AG, die der HSBC in dem neu ins Visier genommenen Bereich als Konkurrentin gilt, geht ihren Weg in ausländische Märkte genauso folgerichtig, aber unter anderen Vorzeichen. Auch sie begleitet Mittelständler bei Export- und Investitionsvorhaben, Ausgangspunkt ist dabei aber gerade die breite Kundenbasis in Deutschland. Dabei setzt die Großbank nicht zuletzt auf ein Netz von rund 5 000 Korrespondenzbankverbindungen. Insgesamt ist sie weltweit in 50 Ländern vertreten. Während deutsche Volksbanken und Sparkassen betonen, lediglich im Bereich der Auslandsbegleitung ihrer bestehenden Kunden tätig zu sein, strebt die Commerzbank aber zusätzlich danach, in anderen Ländern Firmenkunden selbst anzuwerben.

Beispiele für die ausgewählten Vorstöße der Frankfurter im Ausland sind die Expansion in der Schweiz und die Eröffnung einer Filiale in Brasilien, aber auch die Aktivitäten des Instituts in Osteuropa. Diese umfassen unter der im November 2013 eingeführten Marke M-Bank (früher Bre-Bank) das Privat- und Firmenkundengeschäft vor allem in Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Zwar wurde und wird auch in diesem Bereich umstrukturiert, doch wurden diese Aktivitäten trotz zahlreicher Kürzungen an anderer Stelle bisher nicht grundsätzlich infrage gestellt. Die aktuellen Zahlen bestätigen diese Entscheidung: In den ersten drei Quartalen 2013 erreichte die Commerzbank in diesem Segment eine operative Eigenkapitalrendite von 15,1 Prozent und eine Aufwand-Ertrags-Quote von 53,6 Prozent, im Gesamtkonzern lagen diese Kennziffern bei 5,6 Prozent beziehungsweise 69,8 Prozent.

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