Genossenschaftspraxis

Scheumann, Mogelpackung Volks- und Raiffeisenbanken: Wo Genossenschaft draufsteht, muss auch Genossenschaft drin sein, igenos Genossenschaftspraxis: union design group eG, 1. Aufl. 2018, broschiert, 182 S., 14,80 Euro. ISBN 978-3-947355-13-6

Ganz druckfrisch hat Scheumann eine weitere Streitschrift vorgelegt. Provozierend bereits durch die Überschrift, befasst sich Scheumann mit der schleichenden Abwendung der Kreditgenossenschaften von den grundlegenden Genossenschaftsgedanken. Seine Thesen sind kritisch, aber er leitet sie nachvollziehbar her und unterlegt sie. Der Autor erörtert die Einführung der Pflichtmitgliedschaft und des Prüfungsmonopols durch das Naziregime; er hinterfragt, inwieweit Prüfungsverbände und Bankenaufsicht zum Nachteil der kleinen und mittleren Genossenschaften zusammenwirken. Wichtig ist Scheumann das Thema "Fusionen": Er gelangt anhand konkreter Beispiele zu dem Resultat, dass dabei auch Vermögenswerte rechtswidrig übertragen und damit Mitglieder quasi "enteignet" werden. Ein weiterer Gedanke: Umwandlung von Rück lagen in Geschäftsanteile. Außerdem stellt er in den Raum: Können Genossenschaftsmitglieder ihr Mitspracherecht überhaupt noch wahrnehmen; Abbau genossenschaftlicher Grundwerte durch Vertreterversammlung und Übernahme der Verbandsmustersatzung ohne Wenn und Aber. Der Band von Scheumann ist flott geschrieben, er fördert eine rege Auseinandersetzung mit der Genossenschaft als wirkliche Alternative zu den Kreditinstituten in kommunaler Trägerschaft und den Privatbanken. Ein topaktueller Titel, informativ und rundherum empfehlenswert für konstruktive Überlegungen, wie man Volks- und Raiffeisenbanken neu strukturieren und organisieren kann.

Hartmut Glenk, Direktor, Institut für Genossenschaftswesen und Bankwirtschaft (IGB), Siegen/Berlin

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