Blockchain – kannibalisieren Banken ihr eigenen Geschäft?

Blockchain wird in den kommenden Jahren verstärkt Einzug in die Finanzbrache halten und die digitale Transformation der Geschäftsmodelle zusätzlich verstärken. Denn durch Blockchain erhalten viele Nutzer Transaktionsmöglichkeiten mit Netzwerken, in denen sie Informationen austauschen und Geschäfte abwickeln können. Finanztransaktionen, die bislang über Intermediäre liefen, können künftig direkt zwischen den Beteiligten abgewickelt werden. Das World Economic Forum geht davon aus, dass bis 2025 insgesamt 10 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts mithilfe dieser Technologie abgewickelt wird.

Durch den Einsatz dieser Technologie kann die Finanzindustrie zudem erheblich Kosten sparen - nicht nur durch den Verzicht auf verschiedene Intermediäre, sondern auch durch die hohe Automatisierung der Prozesse. Hinzu kommt die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. „Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Finanzdienstleister ihr eigenes Geschäft kannibalisieren, wenn sie Transaktionen über Blockchain anbieten", erklärt Roland-Berger-Partner Wolfgang Hach. „Doch mit dieser Technologie können Finanzdienstleister zum Beispiel auch weltweit neue Kunden gewinnen, die bislang keine Bankkonten oder Versicherungen hatten."

Außerdem bietet die Technologie hohe Sicherheitsstandards. Und schließlich sind Blockchain-Transaktionen schneller als traditionelle Vertragsabschlüsse und Transfers. Dadurch können Finanzdienstleister zusätzliche Kunden gewinnen und neues Geschäft generieren. Neue Geschäftsfelder ergeben sich zum Beispiel bei der Finanzierung von Handelstransaktionen oder bei der Absicherung von Transportrisiken, etwa beim Schiffstransport im Fernhandel: Bisher müssen Verkäufer und Käufer über ihre Banken zahlreiche Dokumente organisieren, die festhalten, welchen Wert die Ware hat, wie sie verladen und transportiert wird und wer bis zu welchem Zeitpunkt haftet. Solche Unterlagen müssen allen Beteiligten im Original vorliegen. Mit Blockchain ließen sich die Dokumente unveränderbar, mit Zeitstempel und nachverfolgbar digital speichern, so dass die Handelspartner schnell und kostengünstig darauf zugreifen können. Dadurch können Zahlungen schneller angestoßen und die Warenlieferung beschleunigt werden.

Ebenso effizient lassen sich auch Versicherungsfälle regeln. Denn mithilfe der Blockhain-Technologie können auch sensible Kunden- und Objektdaten sicher gespeichert und aktualisiert werden. Zum Beispiel bei Kfz-Versicherungen: Dank Blockchain können Versicherungen anhand der Fahrer- und Fahrzeugdaten maßgeschneiderte Policen anbieten und schnell zu Hilfe eilen, wenn Unfälle beziehungsweise Pannen passieren. Das Fahrersystem meldet den Vorfall in Echtzeit bei der Versicherung - Reparaturdienst, Taxi oder andere Dienstleister werden sofort benachrichtigt, um dem Fahrer zu helfen. Über intelligente Sensoren werden Autoschäden sofort erfasst und der Versicherung gemeldet.

Allerdings hält die neue Technologie auch Hürden bereit, die noch zu überwinden sind. Dazu zählen die Roland Berger-Experten unter anderem einheitliche Standards als Voraussetzung für die Kooperation über Länder-, Branchen- und Unternehmensgrenzen hinweg. Zudem sind auch rechtliche Grundlagen und Sicherheitsaspekte wesentliche Faktoren, damit sich die Blockchain etablieren kann. Mit einer breiteren Nutzung der Technologie rechnen die Roland Berger-Experten in drei bis fünf Jahren. Entsprechend sollten sich Finanzdienstleister jetzt schon vorbereiten, um sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Die komplette Studie von Roland Berger finden Sie hier in unserem Research-Bereich.

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