NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT EMRICH-SCHÖNLEBER

Weingut Emrich-Schönleber

Werner Schönleber kann unglaublich gut reden. Was er sagt, klingt nicht nur irgendwie fundiert, sondern wurde über Jahre in der Praxis gründlich überprüft. Überdies ist seine Leidenschaft für den Winzerberuf unverkennbar. Nur wenn er von seinen eigenen Weinen spricht, versiegt seine Wortgewalt: Die schmecken ihm einfach immer noch besser, als er sie beschreiben kann. In dem langen Schatten dieses großartigen Menschen ein eigenes Profil zu entwickeln, ist nicht leicht. Aber Frank Schönleber (Jahrgang 1979) ist dies gelungen. Obwohl seine ersten großartigen Weine, die trockenen 2006er Großen Gewächse aus den Lagen Halenberg und Frühlingsplätzchen, von jedermann

zunächst dem Vater zugeschrieben wurden. Die Wahrheit ist: Die Welt liebt Helden, und Werner Schönleber war als Held der Weinszene sehr gut etabliert. Unaufgeregt arbeitete Frank weiter an der Perfektionierung seiner neuen Klassiker unter den trockenen Weißweinen, und sie wurden tatsächlich immer beeindruckender, tiefer und eigenständiger. Und langsam haben alle gelernt, dass es Frank ist, der hinter diesen wahrhaft großen Gewächsen steckt.

Am Westrand des Nahe-Gebiets wachsen in den Lagen Monzinger Halenberg und Frühlingsplätzchen unter der Obhut von Familie Schönleber einige der schönsten Rieslinge Deutschlands. Werner Schönleber hat hier Maßstäbe gesetzt. Seit 2006 liegt die Verantwortung für die Vinifikation und den Ausbau der Weine in der Obhut seines Sohnes Frank Schönleber. Er hat sich auf seinen Einstieg ins elterliche Weingut gründlich vorbereitet. Er wurde in Geisenheim zum Weinbauingenieur ausgebildet und hat in verschiedenen Praktika seinen weinbaulichen Horizont erweitert: im Weingut Künstler im Rheingau, bei Toni Jost am Mittelrhein und bei Mitchell Wines im Clare Valley in Australien.

Erste Belege für den Weinbau in der Familie stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Bis in die 1960er-Jahre wurde das Gut als Mischbetrieb geführt. Das war damals so üblich, um das Risiko von Missernten zu minimieren. Nur sehr gut situierte Familien konnten sich ein reines Weingut leisten. Frank Schönlebers Vater und sein Großvater strukturierten den Betrieb zwischen 1965 und 1985 um, konzentrierten sich auf Weinbau und erweiterten die Rebflächen von zwei auf zehn Hektar. Heute sind es 18 Hektar, die zu 85 Prozent mit Rieslingreben bestockt sind. Bewirtschaftet werden sie in Anlehnung an den Ökoweinbau. "Große Weine entstehen nur, wenn man mit der Natur arbeitet", sagt Frank Schönleber.

Der größte Teil des Monzinger Halenbergs ist im Besitz der Schönlebers. Den Riesling aus dieser Steillage rühmte 1834 schon der Weinbaupionier Johann Philipp Bronner: "Gerade der magere Zustand des Monzinger Berges scheint den Ruf des dortigen Weines zu begründen, der deshalb auch so hoch im Preise stehet und mit zu den besten Weinen an der Nahe gehöret." Das 2008er Große Gewächs ist denn auch Frank Schönlebers Favorit. Typisch für den Halenberg ist seine fein strukturierte salzig-mineralische Art. Häufig finden sich Aromen, die an reife Grapefruit und andere Südfrüchte erinnern. Mit der Zeit entwickelt er die typische würzig-kräuterige Aromatik.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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