PERSÖNLICHES

K.O. zum Achtzigsten

Foto: Verlag Fritz Knapp GmbH

Wer hätte das gedacht? Als Klaus Otto 1972 als gestandener Börsen-Redakteur des Münchner Merkurs von der Isar an den Main übersiedelte und als Redakteur beim Fritz Knapp Verlag anheuerte, hätten sich nur die Allerwenigsten vorstellen können, und er selbst vermutlich gar nicht, dass damit eine Ära begann. Denn der diplomierte Volkswirt wurde eine der prägenden Gestalten der Frankfurter Finanzszene über fast ein halbes Jahrhundert hin. Und wo die Geschichte begann, da endete sie dann auch: im Fritz Knapp Verlag, dem er bis heute in tiefer Zuneigung verbunden ist, auch wenn er selbst immer behauptet, dass der Verlag, oder man muss besser sagen die Verlage, für ihn stets nur Mittel zum Zweck waren.

Dafür, für diese Entwicklung, gibt es viele Gründe. Da ist zum einen der Journalist Klaus Otto. Der britische Zeitungsverleger Cecil King sagte einmal: "Ein Journalist hat nicht die Pflicht, geliebt zu werden. Aber er hat die Pflicht, gelesen zu werden." Diesem Anspruch ist K.O., wie ihn fast jeder nennt, stets gerecht geworden. Wenn man Wegbegleiter seiner aktiven Zeit nach dem Journalisten Klaus Otto fragt, fallen immer wieder Attribute wie "großer Sachverstand", "schnelle Auffassungsgabe", "bestens informiert", "neugierig", "sympathisch", "loyal" und "fair", aber auch "respekteinflößend", "sehr kritisch", "herausfordernd" und "anstrengend". Sein großes Verdienst dabei war sicherlich, dass man ihm vertraute, vertrauen konnte. Dadurch ertappte sich mancher, dass er K.O. oft mehr erzählte, als er eigentlich wollte. Und so wuchs das Wissen um Hintergründe und handelnde Personen stetig und gewaltig an. Seine Kommentare und Leitartikel lösten nicht selten Diskussionen in Verbünden und Institutionen, Konzernen und Instituten aus.

Aber das so erlangte sehr breite Wissen war in besten Händen. Die große Kunst des guten Journalismus besteht sicher darin, Botschaften geschickt zwischen den Zeilen zu verstecken, dass die Insider zwar genau wissen, wovon die Rede beziehungsweise Schreibe ist, der unbedarfte Leser dagegen nicht mit der Nase darauf gestoßen wird. "Sehr fein", schrieb sein ehemaliger Chefredakteur Volkmar Muthesius, ebenfalls über Jahrzehnte eine echte Größe am Finanzplatz in Frankfurt und des Wirtschaftsjournalismus in Deutschland, an den ersten Leitartikel, den K.O. in der ehrwürdigen ZfgK, der Gründungszeitschrift des Fritz Knapp Verlages, verfasste.

K.O. konnte aber auch richtig unbequem sein. Einer seiner Lieblingssprüche, von denen er so unglaublich viele gesammelt hat und Jahr für Jahr in unserem "Weihnachtsbändchen" veröffentlicht und die er bei einer seinen zahllosen Reden immer wieder gezielt und bewusst, immer zur Erheiterung, aber nicht immer nur zur Freude des oder der Angesprochenen, einsetzt, stammt von dem im achtzehnten Jahrhundert lebenden deutschen Physiker und Naturforscher Georg Christoph Lichtenberg: "Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung jetzt geglaubt werden, das ist die Hauptsache überall." Neugier zeichnet K.O. aus. Er will die Dinge verstehen. Und wo es dann etwas zu kritisieren gab, da wurde dies auch getan. Streit und kontroversen Diskussionen ging K.O. nie aus dem Weg, im Gegenteil, er suchte sie und provozierte sie auch gerne herauf. Und wer einmal von K.O. auf einer der zahlreichen Veranstaltungen, die er ausrichtete oder moderierte, so richtig gegrillt wurde, vergaß das nicht so schnell, manche erzählen sogar heute noch davon. Und manch "Feindschaft" blieb ein Leben lang, denn das gute Gedächtnis von Klaus Otto vergaß selten. Doch der Journalist K.O. wurde nie unfair. Denn er sah immer auch den oder die Menschen hinter der Geschichte. "Schlug K.O. je wen k.o., tat er's sanft und niemals roh", dichtete der damalige DG-Bank-Chef Bernd Thiemann vor zwanzig Jahren anlässlich des sechzigsten Geburtstags von Klaus Otto.

So neugierig K.O. stets war, so fremd war ihm auch die bloße Sensationsgier, die heute im Journalismus leider weit verbreitet ist. So verdient man sich Wertschätzung. Und so gewinnt man Freunde. Denn auch diese spielen eine große Rolle im Leben von Klaus Otto. Sein Netzwerk aus Freundschaften, von tiefen Verbindungen, von guten Beziehungen ist enorm. Der ehemalige Wüstenrot-Chef Walter Seuferle nannte ihn mal "ein Genie der Freundschaft". Wer zum Kreis gehört, und das sind wahrlich viele, schätzt sich glücklich. Aber das beruht immer auf Gegenseitigkeit. Durch diese Freundschaften, dieses enorme Netzwerk von ihm verbundenen Personen, kann Klaus Otto das tun, was ihm auch besonders liegt: organisieren und delegieren. Hier mal einen Fachaufsatz, dort mal eine Rede und ab und an vielleicht auch noch die Herausgeberschaft für ein Buch. Ohne "Freunde" wären viele Ideen gar nicht erst möglich gewesen. Und seine langjährige Chefsekretärin Elke Hildmann "darf" ihn bis heute managen.

Ein weiterer Faktor: Die Welt war Klaus Otto nicht groß genug. Trotz manch Selbstzweifels, auf der Treppe im Häuschen in Oberursel sitzend und sich fragend, ob das denn alles gut gehen könne, traf er mutige Entscheidungen. Und so wurde aus dem Redakteur Klaus Otto nicht einfach nur ein Chefredakteur, sondern ein Verleger und Unternehmer. Er gab den Anstoß für den Kauf des Münchner Verlags Helmut Richardi samt der ehrwürdigen Zeitschrift "Der Langfristige Kredit" 1977, war keine zehn Jahre nach seinem Eintritt in die Redaktion schon Mitinhaber und seit 1993 Alleingesellschafter. Er war einer der Vorreiter der heute so verbreiteten Begegnungsform der Bank-Konferenzen, die er schon in den siebziger Jahren zu allen möglichen kreditwirtschaftlichen Themen ausrichtete, meist der Zeit voraus. Er "erfand" gleich nach seinem Amtsantritt 1972 im Fritz Knapp Verlag die Zeitschrift "bank und markt" und schuf so eine Plattform für Themen wie Bankmarketing und Bankvertrieb. Er gründete Anfang der neunziger Jahre die Zeitschrift "cards Karten cartes" für alle Belange des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. All das hat bis heute in der Verlagsgruppe Bestand.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Klaus Otto gelang es bei aller Ernsthaftigkeit und Zielgerichtetheit seines Tuns stets, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Er ist ein lebensfroher und lebensbejahender Mensch mit unglaublich vielen Interessen. Sei es die Natur (Bienen, Aquarien, Teiche, Gärten, Bäume, Büsche und Blumen), sei es die Kultur (Literatur, Kunst und Musik), sei es Geschichte, Architektur, gesellschaftliche Entwicklungen - die Vielseitigkeit der Interessen ist schier unerschöpflich. Und das ist nicht erst in den vergangenen Jahren des Unruhestands so, das war es auch schon während des Berufslebens. Es gab für Klaus Otto immer ein Leben neben der Arbeit, in dem er neue Kraft und Zuversicht schöpfte. Immer dabei, Liesel! Liebe Mama, über Dich und Deine Rolle könnte, müsste man viele, viele Seiten vollschreiben. Ganz viel von dem hier Beschriebenen und Erwähnten bist auch Du.

Foto: Verlag Fritz Knapp GmbH

Typisch für K.O. auch sein "Abgang" aus dem aktiven Berufs leben. Er beschloss selbst, wann er aufhören wollte (mit 64) und er suchte den Nachfolger persönlich aus (per Akquise-Brief an einen damaligen Handelsblatt-Redakteur). So kam es, dass Klaus Otto am 30. September 2004 sein "Chefbüro" räumte, in das der Neue am 1. Oktober einzog. K.O. saß fortan einfach im Besprechungszimmer, wenn er im Verlag war.

Am 14. September feierte der Verleger, Journalist und Autor, Entertainer und Entrepreneur, Moderator und Dozent, Freigeist und Charmeur, Imker, Gärtner, Fischzüchter und Ackerbauer seinen 80. Geburtstag. Verlag und Redaktion, Freunde und Wegbegleiter wünschen sehr herzlich alles Gute! P.O.

"Klaus Otto: wortgewaltig, überlegt, dem Finanzplatz treu. Ein beständiger Frankfurter Fixpunkt, der sein Haus gut bestellt hat."Andreas R. Dombret, Deutsche Bundesbank"80 Jahre Klaus Otto - Journalismus wie ich ihn mag: gut recherchiert, unabhängig, tiefgründig, emotional und fair!"Alexander Wüerst, Kreissparkasse Köln"Klaus ist für mich ein wacher, kritischer Geist, bodenständig und weltoffen, lebensklug und lebensbejahend, eine sympathische Frohnatur mit Tiefgang, kurz: ein Mensch, mit dem man gerne Zeit verbringt."Hans-Michael Heitmüller, Deutsche Leasing"Kompetenz und journalistische Spürnase, gepaart mit Philosophie und Humor. K.O. - Symbol für gute Recherche und echten Neuigkeitswert."Dr. Andreas Martin, BVR"Ein bayerisches Urvieh mit einem dröhnenden Lachen, einem Herz für Bienen und ganz viel Sachverstand der Finanzindustrie."Hans Wagener, PwC und LBBW"Klaus Otto hat bereits in den 1970er und 1980er Jahren, als die Wissenschaft von der Praxis noch sehr misstrauisch beäugt wurde, aufgeschlossen und neugierig auf meine Aufsätze und Stellungnahmen reagiert: "Lieber Herr Professor, auch für die Wissenschaft haben wir ein offenes Herz und werden Ihre Stellungnahmen gleich ins nächste Heft bringen!"Prof. Dr. Bernd Rudolph, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt, und Ludwig-Maximilians-Universität, München

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