Bankenchronik Ausgabe 10/2015

24. April 2015 bis 6. Mai 2015

GE Capital, die Finanztochter des US-Industriekonzerns General Electric, hat ihr Kreditgeschäft mit Privatkunden in Australien und Neuseeland verkauft. Das Firmenkundengeschäft bleibt bei dem Unternehmen. Käufer der Konsumentenkreditsparte ist eine Investorengruppe rund um die Deutsche Bank, KKR und Varde Partners. Rund 8,2 Milliarden australische Dollar (etwa 6 Milliarden Euro) soll der Kaufpreis für die Sparte mit rund drei Millionen Kunden betragen. GE will sich zukünftig stärker auf das industrielle Geschäft konzentrieren und den Finanzbereich verkleinern. Im August 2014 hat GE seine nordamerikanische Tochter für Konsumentenkredite, Symphony Financial, und die schweizerische Konsumkredit-Tochter Cembra Money Bank an die Börse gebracht.

Im Juni vergangenen Jahres hatte der Konzern sein Konsumentenkreditgeschäft in Schweden, Norwegen und Dänemark an Santander verkauft.

Die HIH Hamburgische Immobilien Handlung (HIH) hat die bisher von TIAA Henderson Real Estate gehaltene 50-Prozent-Beteiligung an der Warburg - Henderson Kapitalanlagegesellschaft für Immobilien (Warburg - Henderson) übernommen. Die übrigen 50 Prozent verbleiben wie bisher im Besitz von M. M. Warburg & CO. Zudem haben sich die Gesellschafter auf die Zusammenlegung von Warburg - Henderson mit der HIH-Tochtergesellschaft HIH Global Invest Kapitalverwaltungsgesellschaft (HGI) verständigt. Das Unternehmen firmiert künftig als Warburg-HIH Invest Real Estate. Im Bereich der offenen Immobilien-Spezial-AIF verwaltet Warburg - Henderson ein Immobilienvermögen von rund 4,7 Milliarden Euro. Bei der neuen Warburg-HIH Invest Real Estate wird sich dieses auf rund 10 Milliarden Euro belaufen.

Die Commerz Ventures GmbH, die für Corporate-Venture-Capital zuständige Toch ter der Commerzbank, hat ein halbes Jahr nach ihrem Start das erste Investment in ein Fintech-Unternehmen getätigt. Sie hat sich zusammen mit den Venture-Capital-Einheiten von Sberbank und Ping An als Folgeinvestor an einer Finanzierungsrunde der Social-Investment-Plattform Etoro Group Ltd. beteiligt. Das Gesamtinvestitionsvolumen des Konsortiums betrug 39 Millionen US-Dollar. Die Etoro Group Ltd. wurde 2007 gegründet. Sie ist heute im Social Trading tätig, das heißt, sie stellt eine Plattform bereit, auf der Händler ihre Strategien offenlegen, damit andere dieser folgen können.

Der unter anderem für das Bankrecht zuständige XI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat sich mit den Pflichten von Banken beschäftigt, die eigene Zinssatz-Swap-Verträge empfehlen. Konkret ging es in dem Fall um vier verschiedene Swaps, die die Klägerin, eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen mit rund 30 000 Einwohnern, und die Rechtsvorgängerin der Beklagten, eine Landesbank, in den Jahren 2006 bis 2008 abgeschlossen hatten. Die Verträge hatten bei Abschluss für die Gemeinde einen anfänglichen negativen Marktwert. Der Bundesgerichtshof hat die Sache an das Berufungsgericht zurückverwiesen. Er stellte dabei fest, dass eine Bank, die zu einem eigenen Zinssatz-Swap-Vertrag rät, unter dem Gesichtspunkt eines schwerwiegenden Interessenkonflikts grundsätzlich verpflichtet ist, den Kunden über das Einpreisen ihrer Kosten und ihres Netto-Gewinns, das heißt über das Einstrukturieren eines anfänglichen negativen Marktwertes und dessen Höhe, aufzuklären. Dieses könne der Kunde, der davon ausgeht, die Bank verdiene ausschließlich bei einem ihr günstigen Verlauf der Zinswette in Höhe der Zinsdifferenz, nicht erkennen.

Die auf institutionelle Anleger und Fondsplattformen fokussierte französische Fondsgesellschaft Rothschild & Cie Gestion ist künftig mit einer Präsenz in Frankfurt am Main vertreten (siehe auch Personalien). Damit will die zur Institutional-Asset-Management-Sparte der internationalen Rothschild-Gruppe gehörende Gesellschaft die Bedeutung des deutschen Marktes innerhalb der langfristigen europäischen Wachstumsstrategie unterstrichen wissen. Die Gruppe ist in Frankfurt bisher mit eigenen Gesellschaften in den Sparten Global Financial Advisory (M & A- und strategische Transaktionsberatung, Finanzierungsberatung sowie Restrukturierungsberatung) und Vermögensverwaltung vertreten. Die gesamte Gruppe verwaltete zum Jahresende 2014 ein Vermögen von rund 48 Milliarden Euro. Anfang Mai haben die deutschen Genossenschaftsbanken auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die Anpassung der BVR-Sicherungseinrichtung an neue EU-Vorgaben beschlossen. Anlass war die für alle Kreditinstitute in Europa geltende neue EU-Richtlinie zur Harmonisierung von Einlagensicherungssystemen, die bis 3. Juli 2015 in nationales Recht umgesetzt sein soll. Um der EU-Richtlinie zu entsprechen, wird neben der bestehenden (freiwilligen) BVR-Sicherungseinrichtung mit ihrem Institutsschutz eine separate Gesellschaft als hundertprozentige Tochter des BVR namens "BVR-Institutssicherung GmbH" gegründet, die den gesetzlichen Einlagenschutz bis 100 000 Euro gewährleistet, und zugleich den Institutsschutz für die Banken der genossenschaftlichen Finanzgruppe bereitstellt. Auch die neue Anforderung der EU-Richtlinie, wonach jedes Einlagensicherungssystem in Europa bis 3. Juli 2024 so ausgestattet sein muss, dass die verfügbaren Finanzmittel 0,8 Prozent der gedeckten Einlagen aller angeschlossenen Institute entsprechen, wird die BVR-Sicherungseinrichtung in ihrer erweiterten Form erfüllen. Im April hatten bereits die Sparkassen eine Neuregelung des Sicherungssystems beschlossen.

Die bundeseigene Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement hat das Privatisierungsverfahren zum Verkauf der Tochtergesellschaft FMS Wertmanagement Service GmbH (FMS-SG) beendet. Am 1. Mai hatte die verbliebene exklusive Bietergemeinschaft mitgeteilt, dass sie den Erwerb der FMS-SG nicht weiter verfolgen wird. In der zuletzt anberaumten Verhandlungsrunde mit dem Bieterkonsortium hatten nach Information der FMS Fragen der künftigen Haftung sowie Möglichkeiten der Absicherung des Unternehmens durch den potenziellen Käufer im Mittelpunkt der Gespräche gestanden. Die FMS Wertmanagement hatte im April 2014 angekündigt, die Tochter zu veräußern. Die FMS-SG hat im Oktober 2013 große Teile der Portfolioverwaltung für die FMS Wertmanagement übernommen, die zuvor in der HRE-Gruppe angesiedelt waren. Die FMS Wertmanagement wurde im Jahr 2010 mit dem Ziel gegründet, die zum 1. Oktober 2010 von der Hypo Real Estate-Gruppe übernommenen Risikopositionen und Geschäftsbereiche abzuwickeln (siehe auch Gespräch des Tages).

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