BILANZBERICHTE

Geschäftsentwicklung der 385 Sparkassen im Berichtsjahr 2018

Abbildung 1: Cost Income Ratio vor Bewertung in % Quelle: DSGV

Aggregierte Bilanzsumme der Sparkassen auf 1 243 Mrd. Euro gestiegen - Rückgang beim Zinsüberschuss um 3,5% - Zuwachs beim Provisionsüberschuss um 2,7% auf 7,8 Mrd. Euro - Personalaufwand gesunken -Sachaufwand unverändert - Vorsorgereserven mit 2,7 Mrd. dotiert - Ergebnis vor Steuern um 0,9% auf 5,0 Mrd. Euro erhöht - Kernkapitalquote auf 16,2% gestiegen - Kundeneinlagen um 4,3% auf 950,3 Mrd. Euro gewachsen

Die Bilanzsumme der deutschen Sparkassen betrug zum 31. Dezember 2018 insgesamt 1 243 (1 199) Mrd. Euro, das sind 3,6% und 43,4 Mrd. mehr als im Vorjahr. Während dieser aggregierte Wert noch aus den Geschäftsergebnissen von 385 Sparkassen zum Jahreswechsel resultiert, hat sich die Zahl der Primärbanken inzwischen auf 384 verringert.

Mit Blick auf die Ertragsrechnung haben die Sparkassen Einbußen beim Zinsüberschuss von 3,5% beziehungsweise 747 Mill. Euro auf 20,8 (21,5) Mrd. Euro zu verzeichnen. Als Ursachen für diese Entwicklung werden insbesondere die rückläufigen Passivmargen in allen Einlagekategorien genannt. Die Margen im Kreditgeschäft seien ebenfalls leicht rückläufig. Jedoch sei es gelungen, den größten Teil der hinzugewonnenen Einlagen in margenträchtiges, werthaltiges Kreditgeschäft zu investieren. Das habe das Zinsergebnis wesentlich gestützt, betont der Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Als positive Nachricht konnte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Bilanzkonferenz verkünden, dass es den Sparkassen gelungen sei, den Provisionsüberschuss um 2,7% oder 209 Mill. Euro auf 7,8 Mrd. Euro zu steigern. In den letzten Jahren haben die Sparkassen jeweils große Teile der Rückgänge im Zinsüberschuss durch erhöhte Provisionserträge auffangen können. Diese Entwicklung stößt mittlerweile an natürliche Grenzen und war im abgelaufenen Jahr nur noch teilweise möglich. Die größte Bedeutung für das Provisionsgeschäft haben der Giroverkehr und das Kartengeschäft. Hier stiegen die Erlöse um 4,7%. Weitere positive Veränderungen zum Provisionsergebnis haben darüber hinaus das Vermittlungsgeschäft mit Immobilien und der Anstieg der Sparkassen-Privatkredite über die Sparkassen-Kreditpartner GmbH (SKP) erbracht. Die SKP hat ihre Ratenkreditbestände kräftig um 37,5% auf 5,2 Mrd. Euro ausgeweitet.

Den Verwaltungsaufwand konnten die Sparkassen im vergangenen Jahr stabil bei 18,9 Mrd. Euro halten. Die Personalkosten sanken um 39 Mill. Euro auf 12,1 Mrd. Euro. Ende 2018 waren in den Sparkassen insgesamt 209 588 Menschen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. Das sind 6 529 Beschäftigte weniger als im Jahr zuvor. Der Abbau resultiert nach Angaben des DSGV im Wesentlichen aus erhöhten Fluktuationen und einer steigenden Zahl von Altersteilzeitverträgen. Die Herausforderung der Zukunft liegt nach Ansicht des Verbandes allerdings nicht in einem reinen Personalabbau, sondern in einem demografiefesten Umbau des Sparkassen-Personals. Es werde deshalb wieder verstärkt um qualifizierte junge und gut ausgebildete Fachkräfte und Auszubildende geworben. Der Sachaufwand wird nach einem Anstieg von 35 Mill. Euro mit rund 6,8 Mrd. Euro ausgezeichnet. Dabei haben sich Einsparungen und Investitionen die Waage gehalten. Während beispielsweise die dezentralen IT-Kosten sanken, wurden an zentraler Stelle die Investitionen in die Digitalisierung und Standardisierung von Prozessen erhöht. Bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Grundstücken und Gebäuden stiegen die Betriebskosten und wurden unter Modernisierungsinvestitionen verbucht. Das konnte laut DSGV aber durch Anpassungen der Filialnetzdichte und verbesserte Energieeffizienz kompensiert werden. Das Betriebsergebnis vor Bewertung liegt mit 543 Mill. Euro um 5,2% niedriger als im Vorjahr und erreicht 10 Mrd. Euro.

Der Bewertungsaufwand betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 4,1 Mrd. Euro. Die Sparkassen mussten nach eigenen Angaben praktisch keine zusätzliche Risikovorsorge im Kreditgeschäft bilden. Im Wertpapiergeschäft ergaben sich dagegen spürbare Abschreibungen von 1,4 Mrd. Euro. Diese resultierten fast vollständig aus Wertkorrekturen in der Liquiditätsreserve. Mit rund 2,7 (4,7) Mrd. Euro dotierten die Sparkassen die Vorsorgereserven.

Das Ergebnis vor Steuern für das Berichtsjahr 2018 erhöht sich leicht um 0,9% oder 44 Mill. Euro auf 5,0 Mrd. Euro. Es wurden rund 2,8 Mrd. Euro an ertragsabhängigen Steuern gezahlt, 46 Mill. Euro weniger als im Vorjahr. Nach Steuern beträgt das Jahresergebnis 2,2 (2,1) Mrd. Euro. Das sind knapp 91 Mill. Euro oder 4,3% mehr als 2017.

Die Cost Income Ratio vor Bewertung verschlechterte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 65,5 (64,3) Prozentpunkte. Die Kernkapitalquote legte 0,3 Prozentpunkte zu und liegt bei 16,2 (15,9) Prozentpunkten.

Der Blick in die Bilanzzahlen zeigt auf der Passivseite ein Wachstum der Kundeneinlagen der Sparkassen im Berichtsjahr um 4,3% oder 39,1 Mrd. Euro auf insgesamt 950,3 (911,1) Mrd. Euro. Diesen Zuwachs führt der DSGV im Wesentlichen auf die Privatkunden zurück. Deren Einlagen haben mit einem Zuwachs von 4,5 (3,8)% um 31,8 Mrd. Euro noch einmal stärker als im vergangenen Jahr zugelegt. Die Einlagen der Firmenkunden stiegen um 2,8% oder 3,9 Mrd. Euro. 2017 gingen sie noch um 3,7% zurück. Die Mittelzuflüsse erfolgten auch 2018 mit plus 8% ausschließlich bei den Sichteinlagen. Mehr als die Hälfte aller Einlagen sind inzwischen täglich fällig. Für die Sparkassen sind diese neuen Einlagen angesichts der jetzigen Zinssituation mit Negativzinsen allerdings eine Herausforderung. Deshalb sei es wichtig, dass von den 39,1 Mrd. Euro an neuen Einlagen 29,4 Mrd. Euro in werthaltiges Kreditgeschäft umgewandelt werden konnten, heißt es vonseiten des DSGV-Präsidenten.

Der Blick auf die Aktivseite der Bilanz zeigt, die Sparkassen haben Kundenkredite in Höhe von 823 (793,6) Mrd. Euro in den Büchern - das sind 29,4 Mrd. Euro oder 3,7% mehr als 2017. Besonders erfreulich entwickelte sich dabei laut DSGV der Bestand von Krediten an Unternehmen und Selbstständige: Diese wurden um 21,8 Mrd. Euro auf 419,7 Mrd. Euro gesteigert, 5,5% mehr als im Vorjahr. Bei Krediten an Privatpersonen konnte 2018 ein Bestandswachstum in Höhe von 2,8% erzielt werden. Dabei erhöhte sich der Bestand privater Wohnungsbaukredite um 10,5 Mrd. Euro oder 3,6 (3,4) %.

Auch im Neugeschäft wurde laut den Sparkassen eine deutliche Steigerung erreicht. Durch die Sparkassen wurden 2018 neue Kredite in Höhe 158,4 (150,6) Mrd. Euro zugesagt. Dabei stiegen die Zusagen für neue Kredite an Unternehmen und Selbstständige auf 89,2 (83,7) Mrd. Euro. Das ist eine Steigerung von 6,6 (4,2)% gegenüber dem Vorjahr. Die Sparkassen sehen dieses Ergebnis als Beweis ihrer wichtigen Rolle als Finanzierungspartner von Unternehmen und Selbstständigen in Deutschland. Rund 40 Prozent aller Unternehmenskredite hierzulande kamen 2018 - unter Einschluss der Landesbanken - aus der Gruppe. Ebenfalls zugenommen, mit plus 4,7% auf 61,4 (58,6) Mrd. Euro, hat im vergangenen Jahr das Kreditneugeschäft mit Privatkunden.

Im Vermittlungsgeschäft mit Wertpapieren hat der Gesamtumsatz 2018 um 11,8% nachgelassen und sich um 14,1 Mrd. Euro auf 105,8 (119,9) Mrd. Euro verringert. Dabei betrifft der Rückgang alle Kategorien: Aktien und Optionsscheine verloren um 10,2%, festverzinsliche Wertpapiere um 20,4% und Investmentzertifikate um 5,7%. Gleichwohl hat der Nettoabsatz von Wertpapieren bei den Sparkassen im vergangenen Jahr um 27,2% oder 13,8 Mrd. Euro stark zugenommen - der beste Wert seit über 15 Jahren. Netto haben die Kunden ihr Geld mit einem Plus von 7,7 (11,2) Mrd. Euro hauptsächlich in Investmentzertifikaten angelegt. Während Aktien und festverzinsliche Wertpapiere 2017 noch einen leicht negativen Nettoabsatz aufwiesen, haben sie im abgelaufenen Geschäftsjahr leicht zugelegt. Der Absatz von Aktien stieg um 2,3 Mrd. Euro und die festverzinslichen Wertpapiere legten um 3,7 Mrd. Euro zu. Den DSGV-Zahlen nach haben Sparkassenkunden 2018 ihr Geldvermögen dank der hohen Bestandsschwäche im Einlagengeschäft und dem positiven Nettoabsatz bei Wertpapieren um 56,3% oder zusätzliche 56,2 (36,0) Mrd. Euro erhöht.

Die Gruppe der acht Landesbausparkassen hat im Geschäftsjahr 2018 ein gutes Ergebnis erzielt. Die Bausparsumme im Neugeschäft erreichte rund 33 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 6,3%. Die durchschnittliche Bausparsumme erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr gut 50 000 Euro und lag damit 11,7% über dem Vorjahr. Insgesamt zählen die Landesbausparkassen zum Jahresende rund 8,5 Mill. Kunden und rund 10 Mill. Bausparverträge mit einem Volumen von 302 Mrd. Euro. Die Versicherungen der Sparkassen haben nach ersten Hochrechnungen im Geschäftsjahr 2018 Beitragseinnahmen auf stabilem Niveau von rund 21 Mrd. Euro erzielt. Der Geschäftsverlauf der Lebensversicherung war von einer Verschiebung des Neugeschäfts von klassischen Produkten hin zu Policen mit neuartigen Garantien sowie Produkten zum Einkommensschutz gekennzeichnet. Die Prämieneinnahmen bewegen sich mit etwa 9 Mrd. Euro auf ähnlichem Niveau wie 2017. Die Schaden- und Unfallversicherer konnten ihr Geschäft über alle Sparten auf knapp 9,4 Mrd. Euro leicht ausbauen. Besonders zu erwähnen ist laut dem DSGV die positive Entwicklung in der Wohngebäudeversicherung. Die Krankenversicherer der Sparkassen-Finanzgruppe, die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Krankenversicherung, steigerten ihr Beitragsvolumen auf rund 2,5 Mrd. Euro. Vor allem das Geschäft in der Zusatzvorsorge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung hat sich erneut gut entwickelt.

Während die Zahl der Sparkassen nur um eine Filiale im Berichtsjahr zurückgegangen ist, wurde das stationäre Vertiebsnetz um 485 mitarbeiterbesetzte Filialen ausgedünnt. Die Institute verfügen demnach aktuell über 9 383 mitarbeiterbesetzte und 3 638 SB-Filialen. Der Schwerpunkt der Anpassungen im vergangenen Jahr lag bei Filialen mit zwei bis fünf Mitarbeitern. Die ist eine Folge der Strategie, in den Filialen ein breiteres und tieferes Qualitätsangebot zu bieten. Eine solche Strategie soll langfristig mehr unterschiedliche Kompetenzen an einem Ort bündeln. Die Sparkassen betonen außerdem, dass der Prozess - anders als öffentlich vermutet - viel stärker in städtischen als in ländlichen Regionen stattfindet.

Die Sparkassen blicken auch im Hinblick auf Innovationen zufrieden auf das letzte Jahr zurück. Das mobile Bezahlen mit Android-Smartphones im Einzelhandel wurde ermöglicht und gut angenommen: Im Januar 2019 konnte hier die millionste Transaktion seit dem Start vermeldet werden. Für dieses Jahr soll auch Sparkassen-Kunden mit iOS-Geräten mobiles Bezahlen ermöglichet werden, Gespräche mit Apple werden bereits geführt.

Die Handy-zu-Handy-Bezahlfunktion Kwitt wurde im vergangenen Jahr auch von den Genossenschaftsbanken und einer ganzen Reihe mittlerer und kleinerer Privatbanken übernommen worden. Als nächster Schritt soll es zudem europäisch werden, indem es Schnittstellen mit anderen bestehenden Systemen erschließt. Nachdem 2018 Echtzeitüberweisungen für Sparkassenkunden eingeführt wurden, sollen laut dem DSGV in diesem Jahr Sammelüberweisungen in Echtzeit möglich werden. Große Zahlstellen wie zu Beispiel Rentenversicherungen sollen damit ihre Zahlungen punktgenau steuern können.

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