Geschäftsentwicklung der 386 Sparkassen im Berichtsjahr 2017

Quelle: Sparkassenverlag

Aggregierte Bilanzsumme der Sparkassen auf 1 199 Mrd. Euro gestiegen - Rückgang beim Zinsüberschuss um 2,9% - Zuwachs beim Provisionsüberschuss um 8,4 % auf 7,8 Mrd. Euro - Personalaufwand und Sachaufwand leicht gesunken - Vorsorgereserven um 4,6 Mrd. aufgestockt - Ergebnis vor Steuern um 3,4% auf 5,1 Mrd. Euro erhöht - Kernkapitalquote auf 15,9% gestiegen - Kundeneinlagen um 2,4% auf 911,1 Mrd. Euro gewachsen

Die Bilanzsumme der deutschen Sparkassen betrug zum 31. Dezember 2017 insgesamt 1 199 (1,173) Mrd. Euro, das sind 2,3% mehr als im Vorjahr. Während dieser aggregierte Wert noch aus den Geschäftsergebnissen von 390 Sparkassen zum 31. Dezember 2017 resultiert, hat sich die Zahl der Primärbanken inzwischen auf 386 verringert.

Mit Blick auf die Ertragsrechnung betont der Deutsche Sparkassen- und Giroverband erneut geldpolitisch bedingte Einbußen beim Zinsüberschuss, der sich im Jahr 2017 um 653 Mill. Euro auf 21,5 Mrd. Euro reduzierte. Als Ursachen für diese Entwicklung werden insbesondere die rückläufigen Passivmargen in allen Einlagekategorien genannt. Die Margen im Kreditgeschäft seien hingegen stabil bis leicht steigend bei einer hohen Kreditnachfrage. Als positive Nachricht konnte der neue DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei seiner ersten Bilanzkonferenz verkünden, dass es den Sparkassen gelungen ist, den Provisionsüberschuss deutlich um 603 Mill. Euro auf 7,8 Mrd. Euro zu steigern und damit die Einbußen im Zinsüberschuss fast wettzumachen. Den höchsten Anteil am Provisionsergebnis hatten die Entgelte aus Giroverkehr und Kartengeschäft. Rund die Hälfte des gesamten Zuwachses stammt aus diesem Bereich.

Mit einem Plus von 16,5% weist das Kundenwertpapiergeschäft die höchsten relativen Zuwächse an Provisionserlösen auf. Auf die Entwicklung des Vermittlungsgeschäftes insgesamt wird später beim Blick auf die Bilanz eingegangen. Trotz der positiven Stimmung wirbt der neue Präsident mit Blick auf die künftige Entwicklung der beiden großen Ertragskomponenten für Realismus. Die Zinsüberschüsse würden in den nächsten Jahren strukturell bedingt weiter sinken, während es im Provisionsergebnis schon im laufenden Jahr schwer werden dürfte, den Vorjahreswert wieder zu erreichen. Ähnlich sieht das übrigens auch die Genossenschaftliche Finanzgruppe. Anders als in vielen Jahren zuvor ist es den Kreditgenossenschaften im Berichtsjahr zwar gelungen, die Rückgänge beim Zinsüberschuss durch Zuwächse beim Provisionsüberschuss voll zu kompensieren, doch auch hier hat man die aktuellen Marktverhältnisse im Blick. Angesichts der Verfassung der Aktienmärkte und der Wertentwicklung im Fondsgeschäft ist es zu Beginn dieses Jahres nicht abzusehen, wie mögliche Einbußen im Zinsgeschäft wiederum durch das Provisionsgeschäft ausgeglichen werden können.

Betrachtet man den Rohertrag aus Zins- und Provisionsüberschuss errechnet sich für die Sparkassen im Berichtsjahr 2017 ein Wert von 29,3 (29,4) Mrd. Euro. Dabei beträgt der Anteil des Zinsüberschusses am Rohertrag 73,38 (75,51)%, der des Provisionsüberschusses dementsprechend 26,62 (24,49)%. Zum Vergleich: Die Genossenschaftsbanken erreichten im Berichtsjahr 2017 einen Rohertrag von 21,262 (21,159) Mrd. Euro. Dabei hatte der Zinsüberschuss einen Anteil am Rohertrag von 76,73 (78,36)%, der Provisionsüberschuss dementsprechend 23,27 (21,64)%.

Der Verwaltungsaufwand der Sparkassen sank 2017 um 143 Mill. Euro auf 19,1 Mrd. Euro. Bereinigt um die Preis- und Tariflohnsteigerung hat der DSGV eine reale Verbesserung um 530 Mill. Euro errechnet. Die Personalkosten weisen die Sparkassen mit 12,2 Mrd. Euro aus und zeigen damit Einsparungen von 71 Mill. Euro gegenüber dem Vorjahr. Ende 2017 waren in den Sparkassen insgesamt 216 116 Menschen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. Wie die Kreditgenossenschaften auch legen die Sparkassen Wert darauf zu betonen, dass ausschließlich mit natürlichen Fluktuationen und Vorruhestandsregelungen im Geschäftsjahr 8 555 Stellen abgebaut wurden. Die Herausforderung der Zukunft liegt nach Ansicht des DSGV allerdings nicht in einem reinen Personalabbau, sondern in einem demografiefesten Umbau des Sparkassen-Personals. Es werde deshalb auf Neueinstellungen von jungen, digital affinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hingearbeitet. Ebenfalls reduziert hat sich im Berichtsjahr 2017 der Sachaufwand, und zwar um 73 Mill. Euro auf 6,9 (7,0) Mrd. Euro.

Bei deutlich gestiegenem Provisionsüberschuss, sinkendem Zinsüberschuss sowie reduzierter Verwaltungsaufwendungen hat sich das Betriebsergebnis vor Bewertung um 106 Mill. Euro oder 1,0% auf 10,5 (10,4) Mrd. Euro erhöht. Der Bewertungsaufwand verringerte sich insgesamt um 52 Mill. Euro auf minus 4,5 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr. Die gesamte Position wird ausschließlich durch umfassende Vorsorgereserven bestimmt, denn Anlässe für nennenswerte Wertberichtigungen gab es nach Angaben des DSGV nicht. Bei der Risikovorsorge im Kreditgeschäft ergaben sich im abgelaufenen Berichtsjahr wiederum Zuschreibungen, in Höhe von 102 Mill. Euro. Die Abschreibungen im Wertpapiergeschäft betrugen 32 Mill. Euro. Aufgrund des stabilen operativen Ergebnisses und der ausgeglichenen Risikovorsorge nutzten die Sparkassen im abgelaufenen Geschäftsjahr abermals die Möglichkeit, ihre Vorsorgereserven um 4,6 (4,7) Mrd. Euro aufzustocken.

Das Ergebnis vor Steuern stieg im vergangenen Jahr um 3,4% auf 5,1 (5,0) Mrd. Euro. Gewinnabhängige Steuern zahlten die aktuell 386 deutschen Sparkassen im vergangenen Jahr 3,0 (2,9) Mrd. Euro, 0,6% mehr als 2016. Das Jahresergebnis nach Steuern betrug 2,2 (2,0) Mrd. Euro. Das entspricht einer Steigerung um 7,4% beziehungsweise 149 Mill. Euro gegenüber dem Vorjahr.

Die Cost Income Ratio vor Bewertung verbesserte sich leicht um 0,4 Prozentpunkte auf 64,6 Prozentpunkte. Als Eigenkapitalrentabilität vor Steuern werden 9,0% genannt im Gegensatz zu 10,4% im Jahr 2016. Auf 15,9% stieg im vergangenen Jahr die Kernkapitalquote der Sparkassen. Währenddessen lag die Gesamtkapitalquote im Berichtsjahr bei 17,4 (16,9) Prozentpunkten.

Der Blick in die Bilanzzahlen zeigt auf der Passivseite ein Wachstum der Kundeneinlagen der Sparkassen im Berichtsjahr um 2,4% auf 911,1 Mrd. Euro. Dem DSGV zufolge geht dieser Zuwachs ausschließlich auf Privatkunden zurück, deren Einlagen um 3,8 (4,3)% erneut stark zulegten. Wie in den vergangenen Jahren erfolgten die Mittelzuflüsse bei den Sichteinlagen. Sie stiegen im Jahresverlauf um 29,5 Mrd. Euro beziehungsweise 5,5% an. Dagegen haben sich erstmals seit vielen Jahren die Einlagen von Unternehmen um 5,3 Mrd. Euro beziehungsweise 3,7 Prozent verringert.

Trotzdem zeigt man sich beim DSGV aufgrund der Zahlen positiv gestimmt: Das starke Kreditwachstum mit Firmenkunden und die gleichzeitige Einlagenminderung dieser Kundengruppe zeige, trotz aller politischen Unsicherheiten, Zuversicht der Unternehmen für die Zukunft und Investitionsbereitschaft. Erfreulich dabei sei außerdem, dass es sich nicht nur um Ersatz-, sondern spürbar auch um Erweiterungs- und Erneuerungsinvestitionen handele und stark in Personal, IT und Know-how investiert werde.

Der Blick auf die Aktivseite der Bilanz zeigt ein Wachstum der Kundenkredite im Berichtsjahr um 3,2% oder 24,8 Mrd. Euro auf 793,6 (768,8) Mrd. Euro. Besonders erfreulich hat sich dabei laut dem DSGV der an Unternehmen und Selbstständige herausgelegte Kreditbestand entwickelt. Dieser erhöhte sich um 5,2% auf 397,9 Mrd. Euro. Gegenüber Privatkunden hat sich der Kreditbestand mit plus 2,5% auf 338,9 Mrd. Euro erhöht. Auch im Neugeschäft wurde laut den Sparkassen ein Rekordwert erreicht. Es wurden neue Kredite an Unternehmen und Selbstständige in Höhe von 83,7 (80,3)Mrd. Euro zugesagt. Das sind nochmals 4,2% mehr als im Vorjahr. Leicht rückläufig mit minus 2,2% auf 58,6 (59,9) Mrd. war allerdings im vergangenen Jahr das Kreditneugeschäft mit Privatkunden. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten lag das Neugeschäft bei 47,7 Mrd. Euro - und damit 1,8% unter dem Vorjahr. Den Marktanteil in der Wohnungsbaufinanzierung konnten die Sparkassen leicht auf 35% steigern.

Im Vermittlungsgeschäft belief sich der Gesamtumsatz 2017 auf 119,9 Mrd. Euro, das sind 17,5% mehr als 2016 und damit der höchste Wert seit dem Jahr 2008. Dabei ist der Umsatz in allen Kategorien gewachsen: Aktien legten um 17,6% zu, festverzinsliche Wertpapiere um 16,3% und Investmentfonds um 18,4%. Der Nettoabsatz von Wertpapieren erreichte mit plus 10,8 Mrd. Euro den besten Wert seit 2002. Netto haben die Kunden ihr Geld mit einem Plus von 11,2 Mrd. Euro ausschließlich in Investmentfonds angelegt, während Aktien und festverzinsliche Wertpapiere einen leicht negativen Nettoabsatz aufweisen. Den DSGV-Zahlen nach haben Sparkassenkunden 2017 ihr Geldvermögen, einschließlich der Vermögensbildung aus dem Bauspargeschäft und aus dem Versicherungsgeschäft, um insgesamt 34,8 Mrd. Euro erhöht.

Die Gruppe der acht Landesbausparkassen konnte dabei zum Ende des Geschäftsjahres rund 8,5 Mill. Kunden und annähernd 10 Mill. Bausparverträge mit einem Volumen von 295 Mrd. Euro vorweisen. Die Bausparsumme im Neugeschäft erreichte 31 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Minus von 6,1%. Als Grund dafür nannte der DSGV, dass sich das Geschäft weg von renditeorientierten, hin zu finanzierungsorientierten Kunden entwickelt hat. Die Versicherungen der Sparkassen haben den vorläufigen Zahlen nach im Geschäftsjahr 2017 Bruttobeitragseinnahmen von insgesamt knapp 21 Mrd. Euro erzielt. Bei den Lebensversicherern der Gruppe gingen angesichts der neuen Strategie der Reduzierung des Einmalbeitragsgeschäfts die Bruttobeitragseinnahmen um rund 17% auf insgesamt 9,0 Mrd. Euro zurück. In der Schaden- und Unfallversicherung hingegen konnten die Bruttobeitragseinnahmen um 2,7% auf rund 9,1 Mrd. gesteigert werden. Die Krankenversicherer der Sparkassen-Finanzgruppe, die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Krankenversicherung, steigerten die Beiträge um 5,4% auf über 2,4 Mrd. Euro.

Mit Blick auf die Markt- und Wettbewerbsverhältnisse wollen die deutschen Sparkassen im laufenden Jahr Innovationen rund um das Girokonto einführen und neue Services im Zahlungsverkehr auflegen. So wird beispielsweise Kwitt, der P2P-Dienst für das schnelle Geldsenden von Handy zu Handy, weiter ausgebaut. Künftig sollen darüber auch Kunden anderer Kreditinstitute erreicht werden. Beim P2P-Angebot von Paydirekt sind die Sparkassen unverändert nicht dabei. Das mobile Bezahlen mit dem Smartphone an der Ladenkasse soll zur Jahresmitte angeboten werden. Etwa zur gleichen Zeit wird Instant Payments zur Echtzeit-Überweisung eingeführt. Neue Leistungen bieten die Sparkassen auch den Nutzern des Onlinebankings in der Sparkassen-Internet-Filiale: Sie wird ab Sommer 2018 multibankenfähig und somit auch das Verwalten von Konten außerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe ermöglichen. Eine weitere Neuerung für Sparkassenkunden wird 2018 der Service YES, mit dem eine Identifikation auf Händlerseite mit den bei den Sparkassen bereits vorhandenen persönlichen Daten möglich ist. Gleichzeitig soll auch ein elektronischer Safe für das Verwahren privater elektronischer Dokumente in sicheren IT-Systemen der S-Gruppe angeboten werden.

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