Börsennachrichten Ausgabe 4/2018

Eurex: Veränderungen

Die Derivatebörse Eurex hat sich gegen die Beantragung einer eigenständigen Lizenz als multilaterales Handelssystem unter dem neuen Schweizer Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG) entschieden. In Übereinstimmung mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA stellt die Eurex Zürich AG die operativen Handelsaktivitäten am 31. März 2018 ein, teilte die Börse mit. Mit dem Wegfall ihrer Zulassung an der Eurex Zürich AG entfallen für ihre Teilnehmer die entsprechenden regulatorischen Pflichten unter FinfraG sowie die Gebühren für die damit verbundenen Meldepflichten. Künftig will die Eurex all ihre europäischen und globalen Kunden über ihre bestehende deutsche Börse und ihr Regelwerk in Frankfurt am Main bedienen. Dieser Schritt soll die rechtliche und operative Komplexität sowie Kosten senken, da Teilnehmer nicht länger Mitgliedschaften an zwei Börsen brauchen.

Zudem will die Deutsche-Börse-Tochter ihr weltweites Angebot ausweiten und plant eine Ausweitung ihrer Handelszeiten auf die asiatische Zeitzone. In Übereinstimmung mit der geplanten Ausweitung hat die Eurex entschieden, den Aufbau eigenständig regulierter Einheiten in Singapur aufzugeben, um Komplexität und Aufwand für ihre Mitglieder gering zu halten. Gleichzeitig soll das Geschäft und die Präsenz in Singapur, der operativen Drehscheibe der Gruppe Deutsche Börse in Asien, gestärkt werden.

Euronext: KMU-Segment

Mit der Absicht, sich als Listing-Plattform für KMU attraktiv zu machen, hat die Mehrländerbörse Euronext eine Investorenzugangsinitiative mit dem Namen "Trade & Leverage" lanciert. Das Programm sei als Teil der europäischen Initiative für KMU im Technologiebereich entwickelt worden um Technologieunternehmen beim Zugang zum Kapitalmarkt zu unterstützen, so Euronext.

Ansprechen will die Börse dadurch vor allem deutsche, italienische, spanische und schweizerische Technologieunternehmen. Ihnen soll für einen Zeitraum von zwei Jahren nach ihrem Börsengang ein kostengünstiges, gesponsertes Paket von Dienstleistungen wie Aktien-Research, Investorenveranstaltungen und Lösungen im Bereich der Anlegerbeziehungen angeboten werden. Erbracht werden diese Dienstleistungen von sieben Research-Partnern. Euronext will den KMU außerdem einen Unternehmensservice anbieten, der Investor-Relations-Lösungen und Beratungsdienstleistungen umfasst. Zusätzlich dazu erhalten Emittenten, die an diesem Programm teilnehmen, die Hälfte des Ertrages, den der Börsenbetreiber mit dem Handel ihrer Aktien erwirtschaftet.

BÖAG: Partnerschaft mit Fintech

Die BÖAG, Betreiberin der Wertpapierbörsen in Hamburg, Hannover und Düsseldorf, ist zu Beginn des Jahres eine strategische Partnerschaft mit dem Fintech-Unternehmen Commnex GmbH eingegangen. Commnex betreibt einen digitalen Marktplatz für Kommunalkredite und Finanzierungen kommunaler Unternehmen. Der Aktionär der BÖAG, der Verein der Mitglieder der Wertpapierbörse Hamburg e.V., ist zudem neuer Gesellschafter bei dem Münchner Start-up. Die Partner wollen damit die Möglichkeit geben, deutsche Kommunen sowie kommunale Unternehmen mit überregionalen Kreditgebern ohne bestehende Geschäftsbeziehung direkt zu vernetzen.

LGX: Ausbau Green Bonds

Die Luxembourg Green Exchange (LGX), Tochter der Luxembourg Stock Exchange (LuxSE), will ihr Angebot an grünen und nachhaltigen Anleihen ausbauen und hat deshalb ein Memorandum of Understanding mit der Agricultural Development Bank of China (ADBC) unterzeichnet. Das Ziel dieses Abkommens ist es, internationalen Investoren außerhalb von China einen Zugang zum chinesischen Interbankenmarkt bereitzustellen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die entsprechenden grünen Anleihen zu kaufen. Den Zugang erhalten die Anleger über das Bond-Connect-System.

Eurex: Stresstest bestanden

Die Eurex Clearing AG hat den zweiten EU-weiten Stresstest der Aufsichtsbehörde European Securities and Markets Authority (ESMA) für die europäischen Clearinghäuser erfolgreich bestanden. Ziel des Tests ist eine Einschätzung der Widerstandsfähigkeit von zentralen Gegenparteien in Zeiten von Marktstress und damit die Erhöhung der Finanzstabilität in Europa. Geprüft wurde etwa, was geschieht, wenn mehrere Clearing-Mitglieder in Schieflage geraten würden oder wenn es zu extremen Marktschocks kommt. Insgesamt schnitten die überprüften 16 zentralen Kontrahenten (CCP), die EU-weit rund 900 Clearingmitglieder haben, gut ab. Die Derivateverordnung EMIR schreibt jährliche Tests vor. ESMA hat den Fokus des aktuellen Tests auf Kredit- und Liquiditätsrisiken gelegt, denen zentrale Gegenparteien in turbulenten Marktphasen ausgesetzt wären. In beiden Kategorien hat Eurex Clearing den Test bestanden.

Equinet: Ausstieg aus Spezialistenhandel

Im Präsenzhandel der Börse Frankfurt ist die Frankfurter Equinet Bank aus dem Geschäft ausgestiegen und hat ihre rund 3 000 Orderbücher, darunter mehr als 2 600 Anleihemandate, an die Bankhaus Scheich Wertpapierspezialist AG veräußert. Letzteres ist einer der ältesten an der Frankfurter Wertpapierbörse aktiven Marketmaker. Vor dem Erwerb der Equinet-Orderbücher betreute es rund 1 000 Aktien- und Anleihemandate. Neben Equinet wird in absehbarer Zeit voraussichtlich ein weiterer der jetzt nur noch zehn Wertpapierspezialisten seinen Ausstieg verkünden. Auch die Orderbücher der Oddo Seydler Bank stehen zum Verkauf.

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