EZB drängt auf Kapitalmarktintegration

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Integration der Finanzmärkte und die Struktur des Finanzsektors (Financial Integration and Structures in the Euro Area) wird die Finanzstruktur im Euroraum nach wie vor von nicht marktfähigen Instrumenten dominiert, auch wenn 2019 eine Zunahme der Finanzintegration zu verzeichnen war. Der Anteil von börsennotierten Aktien und Schuldverschreibungen an der gesamten Finanzierung im Eurogebiet war im Vergleich zu Bankdarlehen und nicht börsennotierten Aktien weiterhin relativ gering und hat sich seit Jahren kaum verändert. In Anbetracht der Tatsache, dass die Finanzmarktintegration insgesamt noch nicht zufriedenstellend ist und die Unternehmen sowie die privaten und öffentlichen Haushalte von einer breiteren und tieferen Kapitalmarktintegration profitieren würden, befürwortet die Europäische Zentralbank ausdrücklich die jüngsten Initiativen zur Förderung der europäischen Kapitalmarktunion.

Gemessen an seiner Größe hat sich das Finanzsystem im Euro-Währungsgebiet in den letzten Jahren weitgehend unverändert gezeigt. Sie beläuft sich auf das Sechs- bis Siebenfache des Bruttoinlandsprodukts. Die starke Dominanz der Banken hat seit Beginn des neuen Jahrtausends nachgelassen. Dieser Rückgang wurde jedoch durch die zunehmende Bedeutung von Investmentfonds (ohne Geldmarktfonds) und sonstigen Finanzinstituten mehr als ausgeglichen. Auf Finanzintermediäre aus dem Nichtbankenbereich, von denen Investmentfonds und Pensionseinrichtungen das stärkste Wachstum verzeichnen, entfallen inzwischen fast 60 Prozent des Gesamtwerts der Finanzaktiva im Euroraum. In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass dies weiterer Aufmerksamkeit bedarf, da sich darin nicht nur finanzielle Entwicklungen widerspiegeln könnten, sondern zum Teil auch eine Verlagerung von Risiken vom Bankensektor in weniger regulierte Sektoren.

Um die Finanzmarktintegration und -entwicklung voranzutreiben, sind die Vollendung der Bankenunion und die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion erforderlich. Im Bericht wird mit Blick auf die Kapitalmarktunion angemerkt, dass Spielraum für eine Erhöhung des Anteils von öffentlichem Eigenkapital an der Unternehmensfinanzierung bestehe. Da rüber hinaus sollten die Märkte für privates Beteiligungskapital im Euroraum zu einer dynamischeren Quelle für Risikokapital werden, um jungen und innovativen Unternehmen bessere Wachstumschancen zu bieten. Die Weiterentwicklung der Märkte für Beteiligungskapital könnte mit der Zeit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der EU-Volkswirtschaften leisten.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X