EZB-Stabilitätsbericht

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Die konjunkturelle Erholung im Euro-Währungsgebiet hat laut EZB dafür gesorgt, dass sich die mit der Pandemie verbundenen kurzfristigen Risiken für die Finanzstabilität verringert haben. Dies geht aus dem Finanzstabilitätsbericht (FSB) vom November 2021 hervor. Allerdings nehmen demnach die Anfälligkeiten zu, was auf überzogene Bewertungen an einigen Vermögensmärkten, eine erhöhte öffentliche und private Verschuldung sowie die verstärkte Risikonahme durch Nichtbanken zurückzuführen ist.

Luis de Guindos, Vizepräsident der EZB, stellte fest, dass das Risiko zahlreicher Unternehmensinsolvenzen und Verluste für die Banken inzwischen merklich niedriger sei als vor sechs Monaten. Die durch die Pandemie begründeten Risiken seien jedoch nicht komplett verschwunden. Die Unternehmen im Euroraum konnten wieder höhere Gewinne verbuchen, da sich die Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2021 belebte. Zum Teil war es dieser Entwicklung zu verdanken, dass die Unternehmensinsolvenzen weiterhin unter dem vor der Pandemie verzeichneten Niveau lagen. Allerdings nahmen sie in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Wirtschaftszweigen zu und könnten weiter ansteigen. Zugleich könnten die Störungen der weltweiten Lieferketten und der jüngste Anstieg der Energiepreise eine Herausforderung für die Konjunkturerholung und den Inflationsausblick darstellen. Das Risiko von Preiskorrekturen habe an einigen Immobilien- und Finanzmärkten zugenommen.

Die Anfälligkeiten an den Wohnimmobilienmärkten seien gestiegen, vor allem in Ländern, in denen die Bewertungsniveaus bereits vor der Pandemie erhöht waren. Die risikoreicheren Segmente der globalen Finanzmärkte waren demnach bei Anlegern zunehmend gefragt, und das Interesse an neuen Anlageklassen wie etwa Krypto-Assets wuchs. Nichtbanken, zu denen auch Investmentfonds, Versicherer und Pensionseinrichtungen zählen, bauten ihre Positionen in Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating weiter aus. Dadurch könnten sie mit erheblichen Verlusten konfrontiert werden, sollten sich die Bedingungen im Unternehmenssektor verschlechtern. Investmentfonds sind laut EZB darüber hinaus weiterhin hohen Liquiditätsrisiken ausgesetzt.

Die Marktbewertungen der Banken im Euroraum liegen laut EZB nun wieder auf dem vor der Pandemie beobachteten Niveau. Die Verluste der Banken seien gering geblieben, wenngleich einige pandemiebedingte Verluste möglicherweise erst im Zeitverlauf zum Tragen kommen. Für die weitere Zukunft stelle die geringe Kosteneffizienz und Überkapazitäten nach wie vor die wichtigsten strukturellen Herausforderungen in Bezug auf die Profitabilität der Banken im Eurogebiet dar. Verschärfte makroprudenzielle Maßnahmen könnten dazu beitragen, steigenden Anfälligkeiten zu begegnen, die vor allem an den Wohnimmobilienmärkten in einigen Ländern zu beobachten sind. Überdies gilt es, den Regulierungsrahmen für den Finanzsektor auszubauen, was auch die vollständige, zeitnahe Umsetzung der Basel-III-Reformen und einen strikteren politischen Rahmen für den Nichtbankenfinanzsektor umfasst.

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