Internationale Verwendung des Euro

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Entgegen der in den vergangenen Jahren beobachteten Tendenz hat der Euro im Jahr 2018 und Anfang 2019 international an Bedeutung gewonnen. Dies ist eine der wesentlichen Erkenntnisse des Anfang 2019 von der Europäischen Zentralbank veröffentlichten Berichts über die internationale Rolle des Euro (The international role of the euro).

Der Anteil des Euro an den weltweiten Devisenreserven lag Ende 2018 nach Bereinigung um Bewertungseffekte durch Wechselkursveränderungen bei 20,7 Prozent, was einem Anstieg um 1,2 Prozentpunkte gegenüber dem Wert zum Jahresende 2017 entspricht. Die internationale Rolle der Gemeinschaftswährung im Hinblick auf Schuldtitelemissionen und Einlagen hat dem Bericht zufolge ebenfalls zugenommen, ebenso wie ihr Anteil am Wert der ausstehenden internationalen Buchkredite. Die Verwendung als Fakturierungswährung blieb weitgehend stabil. Gleiches gilt für Lieferungen von Euro-Banknoten an Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets. Seit seiner Einführung vor 20 Jahren konnte sich der Euro ununterbrochen nach dem US-Dollar als weltweit am zweithäufigsten genutzte Währung behaupten. Allerdings verlor er nach der internationalen Finanzkrise an Bedeutung. Nachdem 2016 ein Tiefpunkt erreicht war, hat die internationale Verwendung des Euro in der jüngsten Vergangenheit wieder etwas zugenommen.

Der Bericht liefert Hintergrundinformationen zu einer von der Europäischen Kommission im Dezember 2018 eingeleiteten Initiative zur Stärkung der internationalen Rolle des Euro. Ebenso wie die Europäische Kommission betont auch das Eurosystem, dass die internationale Bedeutung des Euro hauptsächlich durch eine solide Wirtschaftspolitik im Eurogebiet und eine Vertiefung und Vervollständigung der WWU, darunter auch die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion, erreicht wird.

Das Eurosystem will diese Politik unterstützen und hebt die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen zur Vervollkommnung der Wirtschafts- und Währungsunion hervor. Eine solide Wirtschaftspolitik sowie eine vertiefte und vervollständigte Wirtschafts- und Währungsunion dürften aus Sicht der EZB die internationale Rolle des Euro letztendlich stärken und überdies zu einer reibungslosen Transmission der Geldpolitik in den Finanzmärkten des Eurogebiets beitragen. Insbesondere ist es laut der Notenbank angesichts der noch immer bestehenden nationalen Fragmentierung der Kapitalmärkte in Europa erforderlich, den Finanzsektor besser in die Lage zu versetzen, zur Stabilisierung und Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft des Eurogebiets beizutragen.

Die Erhöhung der Kreditqualität ausstehender Schuldtitel, vor allem durch die Verfolgung einer soliden und tragfähigen Finanzpolitik, würde das Ziel, das Angebot an sicheren Euro-Schuldtiteln und die Attraktivität der Gemeinschaftswährung zu erhöhen, unterstützen. Dieses Ziel könnte längerfristig auch dadurch erreicht werden, dass - einen entsprechenden Beschluss der Mitgliedsstaaten vorausgesetzt - gemeinsame sichere Staatsschuldtitel für das Eurogebiet geschaffen werden, ohne dadurch die Anreize für eine solide nationale Wirtschaftspolitik zu schwächen.

Der Bericht umfasst außerdem vier Sonderbeiträge. Der erste Beitrag enthält eine wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Betrachtung der internationalen Verwendung des Euro und analysiert, inwiefern sich diese im Zeitablauf verändert hat. Der zweite Beitrag befasst sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung des "exorbitanten Privilegs", das der Euro als eine der wichtigsten internationalen Währungen genießt. Der dritte Beitrag geht der Frage nach, welche Rolle die Fakturierung von Lieferungen und Leistungen für die globale Transmission der Geldpolitik spielt, während der vierte Beitrag die relative Bedeutung des Euro und des US-Dollar als Denominationswährungen für grenzüberschreitende Bankpositionen vergleicht.

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