Kreditbedingungen an den Märkten

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Die EZB hatte im Juni 2020 eine Umfrage zu den Kreditbedingungen an den Märkten für auf Euro lautende wertpapierbesicherte Finanzierungen und OTC-Derivate (SESFOD) durchgeführt. Die Umfrageteilnehmer gaben demnach an, dass sich die Kreditbedingungen im aktuellen Betrachtungszeitraum so breitflächig verschärft hätten wie noch in keinem anderen Dreimonatszeitraum seit der Einführung der SESFOD-Erhebung. Im Zeitraum von März 2020 bis Mai 2020 fielen die von den jeweiligen Instituten angebotenen preislichen und nichtpreislichen Kreditkonditionen für alle Arten von Geschäftspartnern ungünstiger aus. Bei den preislichen Konditionen waren nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften am stärksten betroffen. Die Verschärfung der nichtpreislichen Konditionen hingegen war bei den Hedgefonds am deutlichsten spürbar. Als Grund für die Verschärfung führten die Befragten vor allem eine Verschlechterung der allgemeinen Liquiditätslage und der Funktionsfähigkeit der Märkte an. Doch auch die aktuelle beziehungsweise erwartete Finanzkraft der Geschäftspartner wurde als Beweggrund angegeben, insbesondere Hedgefonds und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften ungünstigere Konditionen anzubieten.

Die Höchstbeträge und -laufzeiten von Finanzierungen gegen Sicherheiten in Form von nichtstaatlichen auf Euro lautenden Wertpapieren aller Art gingen weiter zurück. Bei Finanzierungen, die mit Staatsanleihen besichert waren, stiegen sie jedoch an. Die Bewertungsabschläge für Sicherheiten in Euro erhöhten sich beträchtlich. Außerdem nahmen die Finanzierungssätze/-aufschläge bei allen Arten von Sicherheiten außer heimischen Staatsanleihen zu. Die Liquidität der Sicherheiten verschlechterte sich über alle Kategorien hinweg und es wurde die stärkste Zunahme von Bewertungsstreitigkeiten seit der Einführung der Umfrage verzeichnet. Die Anforderungen für Einschusszahlungen erhöhten sich bei allen OTC-Derivaten außer Rohstoffderivaten. So meldete ein beträchtlicher Anteil der Befragten erhöhte Anforderungen für Einschusszahlungen bei OTC-Kreditderivaten, die sich auf Staaten, den Unternehmenssektor und strukturierte Kreditprodukte beziehen.

Die Befragten gaben auch an, dass sich der maximale Forderungswert bei OTC-Rohstoffderivaten und Total Return Swaps, die sich auf Nichtwertpapiere wie Bankkredite beziehen, verringert habe. Die Liquiditäts- und Handelsbedingungen verschlechterten sich bei allen Derivatetypen erheblich, besonders stark aber bei Kreditderivaten, die sich auf Unternehmen, strukturierte Kreditprodukte und Staaten beziehen. Die Anzahl, Dauer und Persistenz von Bewertungsstreitigkeiten nahmen über alle Arten von Derivaten hinweg weiter zu. Die Umfrage vom Juni 2020 enthielt eine Reihe von Sonderfragen, die darauf abzielen, die Auswirkungen der Kreditbedingungen sowie der Sicherheitenanforderungen auf die Marktlage und die Liquiditätssituation der Geschäftspartner vor dem Hintergrund der Corona-Krise (Covid-19) abzuschätzen. Die befragten Institute gaben an, dass sie bei der Verschärfung der Kreditbedingungen im Berichtszeitraum bis zu einem gewissen Grad die Liquiditäts- oder Solvenzsituation ihrer Geschäftspartner berücksichtigt hätten, sofern ihr Risikomanagementrahmen dies zugelassen habe. Die Institute waren in der Lage, Geldmarkttransaktionen zu verlängern, wenn auch in vielen Fällen zu ungünstigeren preislichen Konditionen. Die Umfrageteilnehmer berichteten, dass ihre Kunden den Liquiditätsbedarf zur Erfüllung der Nachschussanforderungen hauptsächlich über die Repomärkte oder Kreditlinien deckten. Allerdings sahen sich einige Versicherungsunternehmen, Hedgefonds und Investmentfonds aufgrund von Schwankungsmargen mit einer angespannten Liquiditätssituation konfrontiert.

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