Nachhaltige Gewinne - Bedeutung der Förderbanken für nachhaltiges Wachstum

Michael Stölting Foto: NRW-Bank, Christian Lord Otto

Nachhaltigkeit lediglich als Markttrend zu begreifen, hält der Autor für zu kurz gedacht. Vielmehr will er den Begriff und seine weltweit gelebte Ausgestaltung in den Rang einer unverhandelbaren Bedingung für das Miteinander von Menschen, Unternehmen und Natur eingeordnet wissen. Sein eigenes Haus sieht er in die konkrete Umsetzung von sozial-, wirtschafts- und umweltpolitische Projekte eingebunden - beispielsweise durch Investitionen in Windkraftanlagen und Solarprojekte. In seiner Refinanzierung setzt es verstärkt auf Green Bonds, deren Mittel ausschließlich in Klimaschutzprojekte fließen. (Red.)

Das weltweite Interesse an Green Bonds steigt stetig. Seit 2013 emittiert die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen jährlich Anleihen mit speziellem Nutzen für Umwelt und Klima: die NRW-Bank-Green-Bonds. Auf der Anlageseite baut die Bank bis 2020 ein Green Bond Portfolio von mindestens 200 Millionen Euro auf. Damit leistet sie auch als Investor einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz. Denn der Klima- und Umweltschutz ist ein Leitmotiv in der Arbeit als Förderbank.

Größtes wasserwirtschaftliches Projekt in der EU

Manche Wunder dauern 25 Jahre. Vielen Anwohnern des Flusses Emscher kommt die aufwendige Renaturierung des längsten Flusses im Ruhrgebiet tatsächlich einem Wunder nahe. Sie wissen noch, wie er roch, als er noch als Schmutzwasserlauf missbraucht wurde. Wie wenig Leben im trüben Wasser noch zu finden war. Pumpwerke, die Verlagerung zurück ins alte Flussbett und viele andere Maßnahmen lassen derzeit auf rund 320 Kilometern Länge eine neue Biodiversität entstehen. Auch Starkregenfälle werden über ausgedehnte Versickerungsflächen besser beherrschbar. Inzwischen gilt die Emscher als weltweites Musterbeispiel für die ökologische Wiederbelebung eines fast toten Flusses und dient als Blaupause für ähnliche Flussgebiete in Asien, Afrika und Amerika.

Es ist das größte Infrastrukturprojekt Nordrhein-Westfalens und das größte wasserwirtschaftliche Projekt in der gesamten EU. Zudem sorgt der Großeinsatz für die Umwelt auch für den Erhalt beziehungsweise die Neuansiedlung von jährlich 1 400 Arbeitsplätzen und rund 1,1 Milliarden Euro an zusätzlichem Steueraufkommen. An diesem Fortschritt hat die NRW-Bank als Förderbank für das Land NRW großen Anteil. So finanzierte sie 2016 unter anderem mit rund 115 Millionen Euro den Bau des letzten noch fehlenden Pumpwerkes. Der 2017er Green Bond trug mit 70 Millionen Euro zur Fertigstellung eines modernen Abwasserkanals bei, der ab Herbst 2018 stufenweise in Betrieb genommen werden soll.

Der Schutz der Umwelt gehört zu den unternehmerischen Ansprüchen der Förderbank. Denn der Klimawandel ist nicht mehr ernsthaft wegzudiskutieren: Nie zuvor war die Konzentration von Treibhausgasen so hoch wie jetzt. Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits um 0,8 Grad Celsius gestiegen. Das Jahr 2017 war das wärmste Jahr ohne El-Niño-Phänomen seit Beginn der Industrialisierung und das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnung. Zugleich er schüttern immer öfter Wetterextreme wie Hochwasser, Stürme oder Hitzewellen Land und Leute. All das belegen seriöse Studien.

Erfolg durch nachhaltige Investitionen

Handeln tut not. Auch deshalb boomen nachhaltige Geldanlagen in Aktien, Fonds und Anleihen weltweit. Allein das Anleihevolumen hat sich seit 2013 auf 65 Milliarden Dollar mehr als versechsfacht. Für 2017 erwartete die Climate Bonds Initiative insgesamt Investments von über 160 Milliarden US-Dollar. Wohl auch, weil die Performance-Erfolge grüner Investments mittlerweile über mehrere Jahre nachweisbar sind und in einem Niedrigzinsumfeld besonders interessant sind. Meta-Studien wie die der Ratingagentur Scope belegen, dass beispielsweise diese Fonds aus Anlegersicht beim Rendite-Risiko-Vergleich besser abschneiden. Eine Studie der Unternehmensberatung BCG vom Dezember 2017 zeigt, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit als strategisches Interesse definieren, unter ansonsten gleichen Marktbedingungen steigende Gewinnmargen und verminderte Geschäftsrisiken ausweisen. Oft sind sie zugleich innovativer und erfolgreicher bei Kunden und Investoren. Viele Anleger profitieren davon, dass auch die öffentliche Hand bei Auftragsvergaben zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legt. Rückenwind kommt außerdem von der steigenden politischen Unterstützung grüner Projekte.

Um ihren Anteil für die 2015 auf der Pariser UN-Klimakonferenz beschlossenen Klimaziele zu leisten, emittiert die NRW-Bank seit 2013 jährlich Green Bonds. Damit war das Institut die erste regionale deutsche Förderbank, die solche Anleihen emittierte. 2017 wurde bereits der fünfte Green Bond aufgelegt. Auch auf der Anlegerseite ist die Bank aktiv. Bis 2020 baut sie ein Green Bond Investment Portfolio von mindestens 200 Millionen Euro auf. Das auf Nachhaltigkeit setzende Portfolio enthält Schuldverschreibungen, die den ICMA Green Bond Principles entsprechen.

Was aber ist "grün" - und was nicht? Noch immer fehlen verbindliche gesetzliche Regelungen. Zwar greift die EU die Vorschläge der 2016 eingesetzten Expertengruppe (HLEG) in ihrem "action plan on financing sustainable growth" auf. Mit einer ersten Veröffentlichung der "Technical Expert Group on sustainable finance" ist aber nicht vor März 2019 zu rechnen. Die EU-Kommission feilt noch an ihren Kriterien für ein Gütesiegel und die Integration von Green Finance in die Kapitalmarktunion. Weil sich manche Emittenten als zu flexibel bei ihrer Definition von grünen Anleihen zeigten, wurde häufig der Vorwurf des "Green Washings" laut. Dem Einsatz vermeintlich grüner Investments oder Produktionsabläufe als reines Marketingtool - ökologisches Engagement als Mogelpackung. Doch längst erleichtern die Green Bond Principles (GBP) privaten und institutionellen Anlegern die Bewertung eines nachhaltigen Investments und schaffen zugleich mehr Sicherheit für die Emittenten. Auch die NRW-Bank setzt ihre Green Bonds nach diesen Vorgaben auf. Sie emittiert ihre Green Bonds ausschließlich in Euro. Langfristig soll so eine grüne Euro-Benchmarkkurve die mögliche Preisdifferenzierung zwischen der grünen NRW-Bank-Kurve und ihrer regulären Benchmarkkurve verdeutlichen.

Strikte Qualitätskriterien

Die weltweit genutzten GBP beinhalten strikte Qualitätskriterien. Zum einen sollen besonders nachhaltige, sogenannte "dunkelgrüne" Projekte unterstützt werden - analog zu den "Shades of Green" des Centers for International Climate and Environmental Research in Oslo. Zum anderen verbessern die GBP die Transparenz und Vergleichbarkeit der Anleihen. Konkret standardisieren diese Richtlinien die Transparenz über den Bewertungs- und Auswahlprozess der unterliegenden Kredite, Vorgaben für das Management und die Bewertung der Prozesse. Auch für das Reporting gibt es Standards.

Das allein reicht der NRW-Bank für ihre Bonds aber noch nicht. Die unabhängigen Experten der Oekom Research AG bewerten im Rahmen der Second Party Opinion den ökologischen und sozialen Mehrwert der Green Bonds der Förderbank und zeichneten sie mit dem Approved-Label für hohen Umweltnutzen und eben solche Transparenz aus. Das Wuppertal Institut erstellt seit 2016 Wirkungsanalysen und belegt die stetig steigenden CO2 -Einsparungen. Insgesamt vermeidet demnach allein schon der NRW-Bank-Green-Bond 2017 pro Jahr und Million Euro ziemlich genau 804 Tonnen CO2. Über seine zehnjährige Laufzeit hinweg vermeiden alle durch ihn finanzierten Projekte gemeinsam rund vier Millionen Tonnen CO2 -Äquivalente. Zudem zertifiziert die Climate Bonds Initiative das Angebot an erneuerbaren Energien aus Düsseldorf.

Refinanziert werden nur Kredite, die nicht älter als zwölf Monate sind, die kürzeste Einzelkreditlaufzeit bestimmt die maximale Anleihelaufzeit. Im Green- Bond-Kapitel ihres jährlichen Nachhaltigkeitsberichts informiert die Bank Anleger über die dank ihrer Investments ein - ge sparten CO2 Emissionen und andere Key-Performance-Indikatoren. Die durch Green Bonds aufgenommenen Mittel fließen ausschließlich in die Refinanzierung von Projekten, die den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels zum Ziel haben. Priorisiert werden Projekte mit den höchsten Treibhausgaseinsparungen.

Windkraftprojekt und Solarpark

Zwei Beispiele: Der größte, in einem Wald gelegene NRW-Windenergiepark wird von der NRW-Bank mitfinanziert. Die Bürger des Ortes Dahlem bei Euskirchen profitieren davon gleich mehrfach. Bis zu 30 000 Haushalte erhalten umweltfreundlichen Strom und über die Pachteinnahmen von mindestens 55 000 Euro pro Jahr und Anlage freuen sich die örtlichen Initiativen und Vereine. Weil das Windkraftprojekt den Auswahlstandards der Climate Bonds Initiative (CBI) und den Nachhaltigkeitskriterien von Oekom Research entspricht, wurde es in den Green-Bond-Asset-Pool 2016 aufgenommen. Die Förderbank unterstützt mit ihrem Green Bond auch den Solarpark Herzogenrath, der mehr als 4 500 Haushalte mit Strom versorgt. In den sonnenstarken Monaten können der Solarpark 1 und 2 je zehn Megawatt Leistung erbringen. Das reduziert den CO2 -Ausstoß um insgesamt 7 700 Tonnen pro Jahr. Weil weitere nutzbare Flächen schon ausgewiesen sind, erscheint langfristig auch die vollständige Versorgung der Stadt Herzogenrath mit Strom aus Sonne möglich.

Allen von der NRW-Bank finanzierten Projekten ist gemeinsam: Sie sind "live", ihr tatsächlicher Nutzen lässt sich also bereits quantifizieren und bewerten. Grundsätzlich gelten der NRW-Bank dabei sozial-, wirtschafts- und umweltpolitische Ziele und ethische Belange als gleichwertig. Denn Nachhaltigkeit ist kein Trend. Der aufmerksame Blick über den Planeten, egal in welche Himmelsrichtung, zeigt: Nachhaltigkeit wird zu einer unverhandelbaren Bedingung für das Miteinander von Menschen, Unternehmen und Natur.

Michael Stölting Mitglied des Vorstands, NRW.BANK, Düsseldorf
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