Nachhaltigkeit als Fundament der Geschäftstätigkeit einer Sparkasse

Rolf Tegtmeier, Foto: Kreissparkasse Köln

In allen Bereichen des öffentlichen Lebens, des privaten Umfelds und der Wirtschaft ist Nachhaltigkeit mittlerweile breit verankert. Auch in der Kreditwirtschaft wollen die Autoren das Thema nicht nur als Nebenziel, sondern als strategisches Fundament der Geschäftstätigkeit verstanden wissen. Angefangen von Aspekten wie dem Umweltschutz, einem verantwortungsvollen Verbrauch von Ressourcen bis hin zum Umgang mit Mitarbeitern sowie mit den Kunden mit einer angemessenen Ausrichtung der Produkt- und Dienstleistungspalette. Im eigenen Haus wird der Stand der Nachhaltigkeitsarbeit in regelmäßigen Zyklen überprüft und bei Bedarf verbessert. (Red.)

Nachhaltigkeit ist heute mehr denn je ein wichtiges Thema in der Gesellschaft. Die wachsende Fridays-for-Future-Bewegung und die Ergebnisse der Europawahl belegen unter anderem den Stellenwert, den Nachhaltigkeit gerade auch unter jungen Menschen erreicht hat. Gleichzeitig machen die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen und europaweit politisch verabschiedete Klimaziele deutlich, wie viel im Bereich Nachhaltigkeit noch zu tun ist.

Rolle von Kreditinstituten

Zunehmend wird auch die Rolle von Kreditinstituten bei der Erreichung dieser Ziele diskutiert. Nachhaltige Geldanlagen gewinnen in allen Anlegerkreisen weiter an Bedeutung und erreichten 2017 mit 171 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.*) Darüber hinaus wurden bereits erste regulatorische Vorgaben mit Nachhaltigkeitsbezug für die Finanzbranche erlassen. So sieht das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) vor, dass finanzwirtschaftliche Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten über nachhaltige Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit berichten.

Zudem avisierte die EU-Kommission mit dem von der High-Level Expert Group erarbeiteten EU-Aktionsplan "Finanzierung nachhaltigen Wachstums" bereits weitere regulatorische Maßnahmen, die mit Fokus unter anderem auf Kreditvergabe und Anlageberatung auf das Kerngeschäft von Banken und Sparkassen abzielen. Gleichzeitig zeigt die Gründung des Sustainable-Finance-Beirats, dass sich auch die Bundesregierung stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit im Finanzwesen auseinandersetzt.

Bei der Kreissparkasse Köln spielt Nachhaltigkeit nicht erst seit den jüngsten regulatorischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eine bedeutende Rolle. So wurde bereits 2014 eine Stelle für das Nachhaltigkeitsmanagement geschaffen. Da das Thema nahezu alle Facetten der Geschäftstätigkeit berührt, wurde das Referat Nachhaltigkeit bewusst zentral dem Vorstandsstab angegliedert. Es ist zugleich die Schnittstelle im Koordinierungsteam Nachhaltigkeit, einem Netzwerk aus Beschäftigten aller Unternehmensbereiche mit Nachhaltigkeitsbezug - von der Betriebsorganisation über das Vertriebsmanagement bis zum Personalbereich.

Das Koordinierungsteam tauscht sich regelmäßig zu aktuellen Maßnahmen aus und festigt damit die interne Vernetzung. 2017 wurde zudem ein Umweltmanager eingestellt, der sich mit allen Themen rund um die Betriebsökologie beschäftigt. Zu seinen Aufgaben zählen etwa die Erhebung des CO2 -Fußabdrucks und die Identifikation von Emissions- und Energieeinsparpotenzialen.

Im Leitbild verankert

Ausgangspunkt für das nachhaltige Engagement der Kreissparkasse Köln war die Formulierung eines Nachhaltigkeits-Selbstverständnisses, in welchem sich die Bedeutung des Themas manifestiert:

"Nachhaltigkeit bedeutet für uns, im Einklang mit sozialen und ökologischen Belangen zu wirtschaften und verantwortungsvoll gegenüber Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden, Trägerkreisen, Lieferanten sowie der Umwelt zu agieren. Wirtschaftlicher Erfolg steht für uns im Einklang mit sozialer und ökologischer Verantwortung."

Orientierung am Regelkreis des Nachhaltigkeitsmanagements

Dieses Leitbild ist in der Geschäftsstrategie verankert und dient als qualitative Leitlinie zur Einordnung von Nachhaltigkeit in der täglichen Arbeit. Darin spiegelt sich zugleich das Ziel der Sparkasse wider, dazu beizutragen, dass die Menschen auch zukünftig in einer lebenswerten Region zu Hause sind.

Für die operative Nachhaltigkeitsarbeit orientiert sich die Kreissparkasse am "Regelkreis des Nachhaltigkeitsmanagements". Vom Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW) und der Kreissparkasse Köln erarbeitet, beschreibt der Regelkreis ein systematisches Vorgehen zur Etablierung von Nachhaltigkeit im Gesamthaus (Abbildung 1).

Regelmäßige Zyklen

Darüber hinaus findet der Regelkreis auch in der fortlaufenden Nachhaltigkeitsarbeit weiter Anwendung, etwa bei der Entwicklung und Einordnung neuer Themen und Projekte. Mindestens alle zwei Jahre durchläuft das nachhaltige Engagement unter enger Einbindung eines externen Experten einen neuen Zyklus.

An dessen Beginn steht der Nachhaltigkeitscheck. Dabei findet eine Bestandsaufnahme des nachhaltigen Wirkens statt, gegliedert in die vier Handlungsfelder Strategie, Geschäftsbetrieb, Kundengeschäft und Kommunikation. Zu jedem Handlungsfeld wird dabei ein Reifegrad ermittelt, der Aufschluss darüber gibt, bei welchen Aspekten das Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit bereits gut aufgestellt ist und bei welchen noch Potenziale bestehen.

Wo der Reifegrad von den zuvor verankerten Nachhaltigkeitszielen abweicht, werden entsprechende Maßnahmen entwickelt, die zur Erreichung der Ziele beitragen. Das übergeordnete Ziel ist dabei immer die Verbesserung der nachhaltigen Wirkung der Kreissparkasse Köln. Dafür wird die vom SVBW entwickelte Nachhaltigkeitslandkarte (Abbildung 2) genutzt, welche die vier genannten Handlungsfelder abbildet und die Zuordnung dazugehöriger Themen und Projekte ermöglicht.

Aktuelle Maßnahmen sind im Handlungsfeld Haltung und Strategie zum Beispiel die Berücksichtigung einer Researchliste mit nachhaltigkeitsbezogenen Ausschlüssen im Eigengeschäft und die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit. Im Geschäftsbetrieb zählen die kontinuierliche Ausweitung des betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie die Umstellung auf Ökostrom zu den aktuellen Maßnahmen. Gleichzeitig stellt die Identifikation von Energieeinsparpotenzialen eine laufende Aufgabe in diesem Handlungsfeld dar. Im Handlungsfeld Kundengeschäft steht die Verankerung nachhaltiger Produkte im Produktportfolio im Vordergrund: Neben nachhaltigen Fonds und diversen Förderkrediten mit Nachhaltigkeitsbezug wird seit Ende 2017 auch eine eigene nachhaltige Vermögensverwaltung angeboten.

Wichtige Kommunikationskanäle

Zu einer wirksamen Nachhaltigkeitsarbeit gehört auch die Kommunikation. Angesichts unterschiedlicher Interessen ihrer Anspruchsgruppen hat die Kreissparkasse ihre Nachhaltigkeitskommunikation auf mehreren Säulen aufgebaut. Mit der ausführlichen Erklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) etwa wird die gesetzliche Berichtspflicht gemäß CSR-RUG (Corporate Social Responsibility-Richtlinie-Umsetzungsgesetz) erfüllt.

Darüber hinaus gibt die Sparkasse regelmäßig den Kompaktbericht Nachhaltigkeit heraus, der stärker auf die Interessen der Kundinnen und Kunden ausgerichtet ist. Der Kompaktbericht bildet verdichtet und anschaulich das nachhaltige Engagement der Sparkasse ab. Neben den Publikationen umfasst die Kommunikation auch die Webseite und Reportings an auf Nachhaltigkeit fokussierte Ratingagenturen wie ISS-oekom und imug. Gerade der intensive Austausch mit den Nachhaltigkeitsagenturen liefert immer wieder wichtige neue Impulse.

Grundlage der gesamten nachhaltigkeitsbezogenen Kommunikation der Sparkasse ist ihre Informationslogistik. Diese wurde eigens entwickelt, um bei der Vielfalt nachhaltigkeitsbezogener Daten eines umfangreichen Geschäftsbetriebs eine effiziente Kommunikation und zugleich eine hohe Informationsqualität sicherzustellen. Dabei werden mit Unterstützung der beteiligten Fachbereiche zu Beginn eines jeden Jahres sämtliche nachhaltigkeitsbezogenen Aspekte systematisch erfasst. Dies erfolgt auf Basis des DSGV-Indikatoren-Sets, welches alle wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen abbildet. Diese ganzheitliche Informationssammlung ermöglicht nicht nur einen regelmäßigen Überblick über sämtliche Nachhaltigkeitsthemen innerhalb des Unternehmens, sie hat auch die Erfüllung neuer Nachhaltigkeitsregulatorik wie das CSR-RUG deutlich vereinfacht.

Im vergangenen Jahr legte die Kreissparkasse kommunikativ einen besonderen Schwerpunkt auf die Validierung der Erwartungshaltungen verschiedener Anspruchsgruppen. Eine Online-Umfrage und zwei Dialogmaßnahmen standen dabei im Vordergrund:

Umweltschutz und Menschenrechte

Bei der Wesentlichkeitsanalyse wurden in Form einer Online-Umfrage die Interessen und Wünsche von Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden, Trägern sowie Geschäftspartnerinnen und -partnern abgefragt. Insgesamt beteiligten sich rund 1 400 Personen an der Umfrage. Daraus resultierte als eine beispielhafte Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit in einer Sparkasse vor allem an umweltbezogenen Themen festgemacht wird. Dazu passt, dass die Kreissparkasse Köln zum Beispiel regelmäßig in die Energieeffizienz ihrer Filialen investiert und die E-Mobilität fördert.

Ein unmittelbarer, vertiefender Austausch war das Ziel zweier Nachhaltigkeitsworkshops, zu dem die Sparkasse einerseits ausgewählte Kundinnen und Kunden mit Interesse an nachhaltigen Themen eingeladen hatte. Anderseits wurde ein ähnlicher Workshop mit Mitarbeitenden durchgeführt. Hinsichtlich nachhaltiger Geldanlagen zeigte sich dabei, dass vor allem auf Umweltgesichtspunkte und die Wahrung von Menschenrechten Wert gelegt wird.

Ebenso zu verspüren war jedoch auch ein verstärktes Interesse an unkonventionellen Investitionsmöglichkeiten, etwa der gemeinschaftlich Unterstützung regionaler Unternehmen und Start-ups mittels Crowdfunding. Daneben brachten die Dialogmaßnahmen weitere wertvolle Ideen und Impulse hervor, welche in die Nachhaltigkeitsarbeit einfließen.

Die mehrjährige systematische Beschäftigung mit Nachhaltigkeit bei der Kreissparkasse Köln hat letztlich bestätigt, dass es sinnvoll ist, Nachhaltigkeit nicht als Nebenziel, sondern vielmehr als strategisch verankertes Fundament der eigenen Geschäftstätigkeit zu betrachten. Das frühzeitige Aufgreifen der Thematik hat zudem ermöglicht, nicht ausschließlich von der Regulatorik bestimmt zu werden, sondern diese sozusagen "nebenbei" erfüllen zu können. Nachhaltigkeit ist Teil des "genetischen Codes" von Sparkassen und lässt sich daher sehr gut in das Geschäftsmodell integrieren.

Der kontinuierliche Weg zu mehr Nachhaltigkeit entspricht nicht nur dem Zeitgeist, sondern ist auch ein guter und moderner Ansatz, als regionales Kreditinstitut zukunftsgerichtet und erfolgreich zu agieren - nicht zuletzt mit Blick auf die sehr breit gefächerte Zielgruppe von Sparkassen.

Fußnote

*) Vgl. Forum Nachhaltige Geldanlagen (2019), Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2018, Seite 23

Rolf Tegtmeier Direktor, Zentralbereich Vorstandsstab Kommunikation, Kreissparkasse Köln, Mitglied des Sustainable Finance-Beirats beim BMF, Berlin
twitter
Nicole Oppelt Referentin für Nachhaltigkeit, Vorstandsstab, Kreissparkasse Köln, Köln
Rolf Tegtmeier , Direktor, Zentralbereich Vorstandsstab Kommunikation, Kreissparkasse Köln, Mitglied des Sustainable Finance-Beirats beim BMF, Berlin
Nicole Oppelt , Referentin für Nachhaltigkeit, Vorstandsstab, Kreissparkasse Köln, Köln

Weitere Artikelbilder

Noch keine Bewertungen vorhanden


X