Währungen

20 Jahre Euro-Bargeld

Mal ist es eine knallig gelbe 20, mal ist es ein riesiges Eurozeichen. Die EZB strahlt. Allein das ist dieser Tage bemerkenswert, angesichts der Kritik, die der Europäischen Zentralbank wegen ihrer geldpolitischen Haltung entgegenschlägt. Doch sie hat allen Grund dazu, ihre Fassade in ein besseres Licht zu rücken. Denn Anlass ist der zwanzigste Jahrestag der Euroeinführung am 1. Januar 2002. Was 1951 mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) begann, 1957 in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) verfestigt, 1979 zum Europäischen Währungssystem (EWS) ausgebaut wurde und 1999 mit der Gründung der EZB und der Einführung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel gipfelte, fand in der Silvesternacht 2001/2002 seine Vollendung. Denn fast 300 Millionen Europäer hielten von da an die neue Gemeinschaftswährung in den Händen, über die der damalige Finanzminister Hans Eichel sagte, sie sei "ein Bestandteil des Programms für mehr Wohlstand in Europa und ein weiteres Stück Verwirklichung der Einheit Europas und insbesondere des europäischen Binnenmarktes."

Eichel hatte recht, denn bewährt hat sich die europäische Gemeinschaftswährung aller Sorgen und Kritik zum Trotz schon lange. Die Bürgerinnen und Bürger gerade auch in Deutschland haben den Euro akzeptiert. Die Exportnation Deutschland profitiert stark von ihm. Seine Stabilität hat er längst bewiesen. Und er ist inzwischen die zweitwichtigste Währung der Welt knapp hinter dem US-Dollar mit einem Anteil am weltweiten Zahlungsverkehr von 39 Prozent (US-Dollar 40 Prozent). Und in einem erbarmungslosen Ringen um Positionen im Welthandel ist der Euro wohl ein Muss für Europa, sowohl gegenüber den USA als auch gegenüber China.

Aber: Der Euro führte bekanntermaßen statt zu dauerhafter Konvergenz zu mehr wirtschaftlicher Divergenz. Die Gefahr einer Übertreibung der Solidarität gerade auch mit Blick auf das Aufbauprogramm Next Generation EU ist ungebrochen hoch. Und die Europäische Zentralbank befindet sich immer noch im Krisenmodus, gefesselt in ihren zunehmenden fiskalischen Verpflichtungen für manche Eurostaaten, gefangen zwischen anhaltend hohen Inflationsraten, Pandemiebewältigung und der Bekämpfung des Klimawandels.

In den kommenden Jahren muss der Euro weiterentwickelt werden. Weder die Abschaffung des Bargelds noch ein Einstampfen der Schuldenbremse führen dabei zum Ziel. Vielmehr braucht es, gleich ob in einem Bundesstaat oder einen Staatenbund Europa, verbindliche Regeln, die dann auch von allen eingehalten werden, mit Sanktionen bei Verstößen. Denn diese Verbindlichkeit kann den aufkommenden nationalistischen Denkmustern den Wind aus den Segeln nehmen. Paschal Donohoe, Präsident der Euro-Gruppe, Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, die EU-Kommissare Paolo Gentiloni und Mairead McGuinness sowie alle Finanzminister der Euroländer haben der erwachsen gewordenen Gemeinschaftswährung zum 20. Geburtstag Folgendes verordnet: "Wir müssen mit Innovationen Schritt halten und die internationale Rolle des Euro stärken. Der Euro muss für das digitale Zeitalter gerüstet sein. Zugleich müssen wir den Euroraum weiter stärken. Wir müssen außerdem für tragfähige öffentliche Finanzen sorgen angesichts der Alterung der Bevölkerung. Im Zusammenhang mit der Überprüfung unserer gemeinsamen Haushaltsregeln müssen wir sicherstellen, dass die Haushalts- und Wirtschaftspolitik im Euroraum für das neue wirtschaftliche Umfeld und für die Bewältigung künftiger Herausforderungen angemessen ist." Gelingt all das, wird der Euro fröhlich noch viele Geburtstage feiern.

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