Landesbanken

Alles sehr geschickt

Selbstverständlich ist das alles klug bedacht, fein gestaltet und ordentlich ausgeführt: Eine kleinere Landesbank bekommt durch segensreiche politische Umstände ein attraktives Geschäftsgebiet dazu. Dafür braucht es ohne Frage einen ansehnlichen Standplatz vor Ort. Gewiss wäre dessen Einrichtung keine Finanzierungsfrage gewesen. Aber interessanter für alle war natürlich eine anständige Konstruktionsfinanzierung - ein geschlossener Immobilienfonds, aufgelegt von einer landesbankeigenen Verwaltungsgesellschaft. Und die Fondsanteile konnte man bestens den Landesbankbesitzern, den Sparkassen, zum Provisionsgeschäft mit Sparkassenkunden andienen. Diese gehobene Klientel fand sich gerne geschätzt, zeichnete schnell. Die Landesbank im gewonnenen Geschäftsgebiet baute daselbst geschwind und richtete sich alsbald mit einiger Verwandtschaft nützlich ein. Die Miete entsprach den hohen Erwartungen an hohes Wachstum und erfreute entsprechend die gern beteiligten Kommanditisten der Fonds-KG. Tadellos.

Ungefähr ein Vierteljahrhundert später begann sich abzuzeichnen, dass der allseits geachtete Fondsstandort in absehbarer Zukunft statt außer- nur noch gewöhnliche kreditgewerbliche Aussichten zu erfüllen versprach: Die Objektmiete war viel zu hoch, fast um das Doppelte. Man würde sie senken müssen, und damit natürlich auch die Fondsrendite. Unzumutbar für verwöhnte Zertifikatbesitzer in besseren Klientelkreisen bestimmt. Die Landesbank als freundliche Mieterin beschloss deshalb, die Kommanditisten von ihrer Last zu befreien. Sie kaufte der Fondsgesellschaft, inzwischen keine Konzerneinheit mehr, das ganze Objekt ab. Geordnet, geschätzt, geschwind - zum aktuellen Marktwert geprüft. Bedauerlicherweise ist derselbe zuletzt aber nur etwa halb so hoch wie einst die Bruttoeinzahlung der Fondsanleger. Schlicht nebeneinander gestellt und ungeachtet aller jährlichen Fondsausschüttungen hat sich der Wert der Fondsanteile somit etwa hälftig vermindert!

Was für ein Skandal. Natürlich Klage. Und ein biederes Landgericht befand doch tatsächlich, dass so ein geschicktes Agieren einer reputierlichen Landesbank samt freundlichem Anhang die Dimension einer nur schriftlichen Beschlussfassung sprengte. Man musste es also noch einmal persönlich und Corona-affin erledigen. Alles professionell bewältigt, was sonst. Demnächst kann liquidiert werden. Das Klagegeschrei der geübten Anlegeranwälte wird - Stand heute - wohl verklingen. Die Helaba hat, dem positiven Recht gemäß, im gesamten Verlauf keinen Grund zu netten oder anderen Stellungnahmen gesehen. Das kann man so machen. Und auch andere Landesbanken pflegen die Distanz zu allerlei Nebengeschäften gerne zu entdecken und zu entwickeln, wenn's ein bisschen nachhaltig wird. In einer Zeit, in der der Nutzen des Kreditgewerbes so nachhaltig wie heute hinterfragt wird, ist ausgeprägte Raffinesse aber nicht nur lobenswert. Sondern vielleicht nur zu geschickt. K.O.

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