Sparkassen

Alter Wein?

Es gibt nicht so viel, was es in der fast 250-jährigen Geschichte der Sparkassen noch nicht gegeben hat. Zumindest an strategischen Überlegungen. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn die Finanzkrise 2009 ff. nicht die Kredit- und Finanzwirtschaft weltweit einige Jahre lang beschäftigt hätte. Denn - mancher erinnert sich noch - unter dem DSGV-Präsidenten Heinrich Haasis gab es damals initiert von den Sparkassen den Plan, aus den noch sieben Landesbanken drei große Blöcke zu schmieden: einen im Norden, einen im Süden und einen in der Mitte. Neben Fusionen wurde seinerzeit auch die Neuordnung der Geschäfte angestrebt, um teure Doppelarbeiten zu vermeiden. Das Sparkassen-Konzeptpapier sah vor, ähnliche Geschäftsfelder gemeinsam zu betreiben und einige Kompetenzen in einem einzelnen Block zu bündeln, beispielsweise das Mittelstandsgeschäft in Baden-Württemberg oder das Kapitalmarktgeschäft in Bayern.

Geworden ist daraus bekanntermaßen nichts - lediglich die Zerschlagung und Aufteilung der West LB wurde in die Tat umgesetzt, wenn auch nur gezwungenermaßen. Aber manche Ideen, ob gut oder weniger gut, halten sich lange und hartnäckig. So ist eine Bündelung des Kapitalmarktgeschäftes in Frankfurt ein Stück weit Kern der Überlegungen des amtierenden Präsidenten zu einer Sparkassen-Zentralbank. Und die Zusammenführung von geschäftlichen Aktivitäten wie beispielsweise dem Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement, das die LBBW von der Bayern LB bereits übernommen hat und von der Helaba übernehmen soll, die im Gegenzug das Wertpapierverwahrgeschäft der LBBW bekommen soll, kommt ebenfalls voran. Arbeitsteilung dieser Art ist natürlich sehr viel einfacher als Zusammenschlüsse, bei dem die Eigentümer ein gewichtiges Wort mitzureden haben und bei denen man sehr häufig "die Politik gegen sich" hat, wie die allermeisten Sparkassen-Verantwortlichen sehr wohl wissen. Warum also nicht erstmal kleine Schritte tun, bevor vielleicht irgendwann doch noch einmal der große kommt. Auch wenn der eine oder andere noch abwiegelt, wie Helaba-Chef Thomas Groß: "In Geschäftsfeldern, die nach vorne gerichtet investitionsintensiv sind, ist eine Zusammenarbeit eine ganz normale betriebswirtschaftliche Perspektive. Aber man sollte den strategischen Blickwinkel nicht zu groß hängen", sagte er bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.

Aus dem Thema Fusionen ist der Dampf derzeit nicht nur Corona-bedingt ein bisschen raus. Was nicht zuletzt an den guten Halbjahresergebnissen der Institute liegt. Die LBBW beispielsweise veröffentlichte die besten sechs Monatszahlen seit zehn Jahren. Das Ergebnis vor Steuern stieg per 30. Juni auf von 100 Millionen Euro im Jahr 2020 auf stolze 428 Millionen Euro, das Konzernergebnis nach Steuern von 50 Millionen Euro auf 283 Millionen Euro. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Helaba: vor Steuern 293 Millionen Euro nach einem Verlust in Höhe von 274 Millionen Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Und das Konzernergebnis schwang ebenfalls wieder deutlich zurück ins Plus mit 201 Millionen Euro nach minus 185 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Und die Bayern LB hat im ersten Halbjahr mit 485 Millionen Euro vor Steuern (Vorjahr: 158 Millionen Euro) dann auch gleich fast die ganze Jahresprognose erwirtschaftet, woraufhin der Ausblick auch gleich auf nun 500 bis 700 Millionen Euro vor Steuern angehoben wurde. Das Konzernergebnis hat sich von 100 Millionen Euro auf 248 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Natürlich war das Vorjahr von hohen Pauschal-Wertberichtigungen geprägt, von denen einige nun ergebnisfördernd wieder aufgelöst werden konnten. Und natürlich haben alle Institute bei der kostenlosen Refinanzierung der EZB TLTRO kräftig zugegriffen und ihren Zinsaufwand spürbar reduziert. Dennoch tun diese Zahlen gut. Den Instituten selbst, aber auch der gesamten Organisation. Zeigen sie doch, dass man als Bank in Deutschland erfolgreich Geld verdienen kann. Alten Wein - sprich gute Ideen - muss man ja trotzdem nicht ganz aus den Augen verlieren.

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