Genossenschaftsbanken

Aufgeräumt

DZ Bank Gebäude
Foto: DZ Bank AG

Auch wenn die Anforderungen an die Quartalsberichterstattung für börsennotierte Unternehmen vor einigen Jahren gelockert wurden, halten die großen Kreditinstitute weltweit daran fest. In diesem Sinne profitiert die DZ Bank AG - zu 94,5 Prozent im direkten und indirekten Besitz von Genossenschaftsbanken und weiteren Anteilen von 5,5 Prozent bei sonstigen genossenschaftlichen und sonstigen Unternehmen - von ihrem Status als nicht börsennotiertes genossenschaftliches Spitzeninstitut. Mit ihrer Bilanzsumme von 560,783 Milliarden Euro zum 30. Juni 2019 unterliegt die zweitgrößte deutsche Bank zwar allen regulatorischen Anforderungen, beschränkt sich aber in ihrer unterjährigen Berichterstattung auf einen umfassenden Halbjahresfinanzbericht.

Rein vom Ergebnis her müsste die Bank einen Q3-Bericht wie schon in den vergangenen Jahren auch diesmal nicht scheuen. Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden Uwe Fröhlich und Cornelius Riese haben jedenfalls Anfang November vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten für das Gesamtjahr 2019 ein sehr gutes Ergebnis vor Steuern in Aussicht gestellt, das die angepeilte nachhaltige Ergebnisspanne von 1,5 bis 2 Milliarden Euro sogar übertreffen wird. Begründet haben sie den zu erwartenden Ausschlag nach oben nicht zuletzt mit Sondereffekten, konkret einmaligen Zuflüssen aus dem Verkauf von Gesellschaften bei den Töchtern Union Investment und der Bausparkasse Schwäbisch Hall, positiven Bewertungseffekten bei der Kapitalanlage der R+V Versicherung sowie niedrigeren Risikoaufschlägen für Staatsanleihen im Portfolio der DZ Hyp.

Als Demonstration der Stärke können die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden mühelos auch auf eine harte Kernkapitalquote von 14,5 Prozent verweisen. Selbst eine Cost Income Ratio von vergleichsweise mäßigen 78 Prozent lassen sie nicht als Schwachpunkt gelten, sondern betonen selbstbewusst die Abhängigkeit dieser Kennziffer vom Geschäftsmodell. Für eine Bank mit umfassendem Kapitalmarkt- und Versicherungsgeschäft sowie einer Immobilienbank halten sie diese CIR für durchaus solide und verweisen zugleich auf die besondere Funktion ihres Hauses im Dreiklang als Verbundbank. In der Gesamtsicht mit der genossenschaftlichen Primärstufe geht es eben nicht um eine Optimierung der CIR allein beim Spitzeninstitut, sondern immer wieder um einen fairen Ausgleich von Provisionen, Dividenden und Preisen im Zusammenspiel mit den Ortsbanken.

Von dem Blick auf das Ganze sehen beide Co-Chefs mittlerweile auch die teilweise emotional geführte Debatte um die Holdingstruktur der Gruppe geprägt. Die richtige Balance wollen sie zum einen durch Aufgabenteilung an der Vorstandsspitze mit der Zuständigkeit von Uwe Fröhlich für die Geschäftsbank und die Verbundstruktur er reichen. Als ehemaliger BVR-Präsident kennt dieser die Belange der Primären aus eigenem Erleben nur zu gut. Zur Verbesserung der Transparenz soll zudem die Berichterstattung über die Verbund- und Geschäftsbank mit dem kommenden Berichtsjahr erweitert werden, um die Leistungen dieser Tochter für den Verbund besser herauszuarbeiten.

Bewertet man vor diesem Hintergrund die Folgen einer Holdingkonstruktion hinsichtlich Regulierung, Besteuerung und der Möglichkeiten eines Outsourcings, so taxieren Riese und Fröhlich die Kosten auf 300 Millionen Euro - unabhängig von der Aussicht gleich zwei Einheiten, nämlich die Holding und Bank, unter der Aufsicht der EZB wiederzufinden. In einer Zeit, in der es der DZ Bank gelungen ist, den Anteil der Investitionen in die Regulatorik von in der Spitze bis zu 80 Prozent auf derzeit eher 40 Prozent herunterzuschleusen und Mittel für die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung frei zu machen, dürften diese Argumente die 2020 anstehende Entscheidung in der Holdingfrage in Richtung der von der DZ-Bank-Spitze derzeit präferierten virtuellen Holding begünstigen.

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