Fintechs

Erfolg schafft Verpflichtung

Schneller! Höher! Weiter! Innovativ, kreativ, effizient, modern, technologiegetrieben, kundenorientiert - all das sind sicherlich Charakteristika, mit denen sich Fintechs anfreunden können. Die schnell wachsenden Unternehmen haben sich seit einigen Jahren zu einer echten Bereicherung der etablierten Bankenlandschaft in Deutschland entwickelt. Unterstützt von regulatorischen Erleichterungen in der Startphase, die sogenannte "Sandkasten-Regulierung", entwickeln sich viele der Start-ups zu erfolgreichen Dienstleistern. Und wachsen. Und wachsen. Und wachsen.

Und stoßen dann irgendwann an ihrer Grenzen. Nicht an Wachstumsgrenzen, denn mit Blick auf das Kundengeschäft gibt es genug Ideen und vor allem genug Potenzial. Aber mit Blick auf die Unternehmensführung und die Erwartungen von Geldgebern und der Öffentlichkeit. Wirecard schummelte sich bekanntlich bis in den Dax, bis klar wurde, dass der Hype zu groß und die guten Zahlen kreativ zusammenkonstruiert waren. Das ist sicherlich das schwärzeste aller Schafe in diesem Zusammenhang.

Weit davon entfernt ist N26, doch auch die Neobank um Gründer Valentin Stalf kommt aus den Negativschlagzeilen seit einiger Zeit nicht mehr heraus. Ob Datenklau aufgrund mangelnden Datenschutzes, vermeintlichen bis offensichtlichen IT-Pannen, Streitereien mit den Mitarbeitern um einen Betriebsrat oder Compliance-Vernachlässigungen, die sogar von der BaFin angemahnt wurden. So etwas kann passieren, wird vermutlich passieren, wenn ein Start-up zu schnell wächst. Denn nicht immer hält die Entwicklung notwendiger Unternehmensstrukturen mit den aus diesem Wachstum resultierenden Verantwortungen mit. Es passt zwar irgendwie nicht richtig zusammen - ein (ehemaliges) Fintech, das sich plötzlich an Compliance- und Corporate-Governance-Grund sätze halten muss, das Vorschriften zu Datenschutz und der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einhalten muss. Das ist unsexy und wirkt irgendwie so gewöhnlich.

Denn in der Regel bedeutet all das zusätzliche Bürokratie und zusätzlichen Aufwand in einem solchen Unternehmen. Die Gefahr besteht, dass die so wichtige Agilität verloren geht und die Prozesse im Unternehmen weniger effizient werden. Für die Unternehmenslenker ist es eine enorme Herausforderung, den Hebel vom Start-up zum ordentlich geführten mittelgroßen Unternehmen mit Tausend und mehr Mitarbeitern und einer breiter werdenden Angebotspalette umzulegen. Die Gründer, die mit ihrer Idee all das erst ermöglicht haben, wollen weiter Gas geben und wachsen. Aber sie können nicht mehr wie ein "Alleinherrscher" entscheiden. Auch in Sachen Kommunikation müssen sie aus der Garage herauskommen - vor allem, jedoch nicht nur bei der Krisenkommunikation. Dass ein Großteil der News zu Unternehmen ausschließlich über soziale Medien verbreitet wird, mag zwar dem Selbstverständnis eines Unternehmens von und für Digital Natives entsprechen. Einem von der BaFin lizensierten Geschäftsbetrieb steht ein solches Gebaren allerdings nicht gut an.

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