Kreditgenossenschaften

Erfolgsfaktoren

Eva Wunsch-Weber, Frankfurter Volksbank

Das neue Jahr beginnt eigentlich, wie das alte aufgehört hat. Die allgemeinen Rahmenbedingungen für Banken sind schwierig: Niedrige Zinsen belasten die Ertragslage, regulatorische Vorgaben erhöhen den Aufwand, veränderte Kundenbedürfnisse, neue Wettbewerber und andere Vertriebsprozesse erfordern Investitionen. Manche zwingt dieser Dreiklang aus zunehmenden Anforderungen zum Aufgeben, die Zahl der Fusionen nimmt spürbar zu, manchmal auch schon über Geschäftsgebiete hinweg in Form von Sprungfusionen. Andere zeigen da erst ihre wahre Stärke. Was sind Erfolgsfaktoren in diesen Zeiten? "Wir sind ertragsstark und widerstandsfähig. Wir stehen mit unserer Kapitalquote auf einem außerordentlich soliden Fundament. Wir sind eine selbstständige, kommunikations- und beratungsstarke, omnikanalpräsente Bank, die auch im 155. Jahr ihres Bestehens anpassungswillig und anpassungsfähig ist. Unsere tiefe regionale Verwurzelung bleibt unsere große Stärke", so formuliert es die Vorstandschefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber, spürbar selbstbewusst.

In der Tat kann sich das vorgelegte Zahlenwerk auch 2016 wieder sehen lassen. Der Zinsüberschuss ist mit 191,4 Millionen Euro zwar um fast sieben Prozent unter die 200-Millionen-Euro-Marke gefallen, dafür haben aber gesunkene Aufwendungen und ein spürbar besseres Bewertungsergebnis dafür gesorgt, dass mit 99,5 Millionen Euro wieder ein sehr gutes Betriebsergebnis erzielt wurde, das annähernd auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Die eigentliche Stärke des Abschlusses liegt aber in dem, was nicht gezeigt wurde. "Wir stehen den Entwicklungen nicht ohnmächtig gegenüber. Wir haben ganz bewusst Dinge getan und auch ganz bewusst Dinge gelassen. Zum Beispiel haben wir nicht alle Erträge im Zinsüberschuss ausgewiesen. Substanz, Substanz, Substanz und Reserven stärken. Das ist das Motto dieses Jahresabschlusses", erklärt Wunsch-Weber. So wurden allein 55 Millionen in die Rücklagen nach § 340 f und g eingestellt und es gibt wohl noch weitere Stellschrauben, die die kluge Vorstandschefin aber nicht näher beziffern will. Nur so viel: Insgesamt 280 Millionen wurden der Substanz in den vergangenen fünf Jahren zugeführt. Dass die anhaltende Niedrigzinsphase nun auch von der DZ Bank an die Volks- und Raiffeisenbanken, die ihre Liquiditätsüberschüsse bei der Tochter parken, in Form von Negativzinsen weitergegeben wird, ist dabei ärgerlich, aber wohl nicht zu ändern. Zwischen ein und zwei Millionen kostete das die Frankfurter Volksbank im abgelaufenen Geschäftsjahr, im laufenden Jahr werden es rund zwei Millionen sein. Von der Belastung eigener Kudnen hält Wunsch-Weber dagegen nicht viel.

Natürlich hat auch die Fusion mit der Höchster Volksbank auf der Ertragsseite geholfen. Daraus aber abzuleiten, dass nun konsequent weiter fusioniert werden müsste, um diese Effekte jedes Jahr zeigen zu können, ginge dann aber selbst für die so fusionsemsige Frankfurter Volksbank ein bisschen zu weit. Hier hält sich die Vorstandschefin wie schon ihr Vorgänger eher vornehm zurück. Niemand wird bedrängt, wer einer Annäherung bedarf, der wird mit offenen Armen zum Ausloten der Möglichkeiten empfangen, aber die Initiative soll dabei nicht von der gemessen an der Bilanzsumme mittlerweile zweitgrößten und nach Mitgliedern (über 200 000) größten deutschen Volksbank ausgehen.

Doch auch Wunsch-Weber sieht den Fusionsdruck auf ihre Bankengruppe zunehmen. Dabei gebe es Banken, die die Strategie "Bündelung der Kräfte", die vor vielen Jahren in Garmisch-Partenkirchen aufgestellt wurde, ernst nähmen und solche, die dies nicht tun. Sie will zu ersteren gehören, auch wenn "Fusionen nicht planbar sind". Die Zahl potenzieller Partner sinkt dabei natürlich. Im Nordwesten sitzt mit der Volksbank Mittelhessen ebenfalls eine große und starke Volksbank, gleiches gilt für die Wiesbadener Volksbank im Westen. Im Süden stößt die Volksbank Darmstadt an das Frankfurter Geschäftsgebiet und auch die VR Bank Main-Kinzig Büdingen zählt mit mehr als 40 Filialen nicht zu den ganz kleinen Spielern. Diese gibt es aber auch noch in angrenzenden Geschäftsgebieten, so beispielsweise die Volksbank Griesheim, die Raiffeisenbank Offenbach/M.-Bieber oder die Raiffeisenbank Oberursel, um nur einige exemplarisch zu nennen. Die Zeit spielt sicherlich für die Frankfurter, denn die Herausforderungen gerade für die kleineren Häuser werden auch im laufenden Jahr nicht kleiner werden. Da sind wieder die bekannten Erfolgsfaktoren gefragt.

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