Datensicherheit

Fluch und Segen

Hanna Thielemann

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zum Abschluss des 12. Digital-Gipfels (ehemals Nationaler IT-Gipfel) Anfang Dezember in Nürnberg davor gewarnt, die Bürger als kostenlose Datenlieferanten zu missbrauchen. Der Gipfel gilt als zentrale Plattform für die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft bei der Gestaltung des digitalen Wandels. Zugleich riet die Kanzlerin dazu, die richtige Balance bei der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung zu finden. Datenschutz ist nicht erst seit der Einführung der DSGVO in aller Munde, sondern ist ein Thema, dass in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Big Data immer wichtiger geworden ist. Fast alle Bereiche der Wirtschaft profitieren von der zunehmenden Erhebung von Kundendaten in allen Lebenslagen. Von den Vorlieben beim Onlineshopping über die Fahrweise und den Gebrauch des Autos bis hin zu Empfehlungen von Videos, Filme oder Musik auf Mediendiensten wie YouTube, Netflix oder Spotify. Mit der Menge an gesammelten Daten entsteht die Sorge vor dem Missbrauch und der Weitergabe derselben. Denn auch wenn diese - auf einen selbst abgestimmten - Vorschläge praktisch sind und oftmals eine Zeitersparnis bringen, zum gläsernen Bürger möchte trotzdem kaum einer werden.

Während der Datenschutz schon lange die Gemüter bewegt, erhält ein anderer wichtiger Aspekt beim Umgang mit Daten, zumindest in der öffentlichen Diskussion, wenig Beachtung - die Datensicherheit. Die Bedeutung des Begriffs ist teilweise auch nicht ganz klar und wird für gewöhnlich nicht einheitlich verwendet. Während es sich beim Datenschutz um den Schutz von personenbezogenen Daten handelt, zielt die Datensicherheit vor allem auf den technischen Schutz ab. Doch dieser Schutz wird einerseits anhand der Menge der mittlerweile erhobenen Daten als auch bei der Anzahl von "Datenerhebern" nicht einfacher. Sieben von zehn deutschen Industrieunternehmen (68 Prozent) sind nach Angaben des Digitalverbands Bitcom 2016 und 2017 Opfer von Sabotage, Datendiebstahl oder Wirtschaftsspionage geworden. Insgesamt sei der Industrie durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage in den beiden Jahren ein Gesamtschaden von 43,4 Milliarden Euro entstanden.

Die Studie führt als Begründung an, dass deutsche Industrieunternehmen über ein einmaliges Spezialwissen verfügen. Das mache sie erfolgreich und gleichzeitig attraktiv für Angriffe. Das mag ein Grund sein, doch nicht der einzige für Datenklau. Denn Kundendaten zu klauen und zu verkaufen, ist mindestens so lukrativ, wie sie selbst zu erheben. Fakt ist, für Unternehmen ist die Datenerhebung Fluch und Segen zugleich. Sie zu besitzen, ist wichtig für den Umsatz und um die Entwicklung des Marktes zu beobachten, sie zu missbrauchen oder durch mangelhafte Datensicherheit zu verlieren, kann zu weitreichenden rechtlichen Konsequenzen führen - vom Reputationsverlust des Unternehmens ganz zu schweigen. Wenn man also nicht ausreichend für den Schutz seiner Daten sorgen kann, sollte man es sich zweimal überlegen, ob man sie überhaupt erhebt und speichert. Dann lieber noch mehr in die Sicherheit investieren.

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