Finanzstabilität

Fortschritte bei NPL-Abbau

Spötter würden sagen: Ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus Brüssel. Wie die EU-Kommission mitteilte, haben Europas Banken ihren Bestand an notleidenden Krediten im abgelaufenen Jahr weiter verringert. Und zwar spürbar. Das Gesamtvolumen der Non-Performing Loans (NPL) liegt laut dem 4. Fortschrittsbericht über die Reduzierung notleidender Kredite in der gesamten EU nach Berechnungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 786 Milliarden Euro. Das entspricht einer NPL-Quote von etwa 3,3 Prozent, gemessen an den gesamten ausstehenden Krediten. Damit haben die Institute ihre Bestände an notleidenden Krediten innerhalb von drei Jahren um rund 133 Milliarden Euro verringert, die NPL-Quote hat sich seit 2014 sogar halbiert und nähert sich dem Wert vor der Finanzkrise, als er bei unter 3 Prozent lag.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern noch enorm. Deutschland weist eine Quote von schlanken 1,6 Prozent aus, Frankreich von 2,8 Prozent und Spanien von 4,0 Prozent. Auf der anderen Seite stehen 43,5 Prozent für Griechenland, 21,8 Prozent für Zypern, 11,3 Prozent für Portugal und 9,5 Prozent für Italien. Aber die EU-Kommission hält fest und will es auch als Erfolg gewertet wissen, dass sich bei allen Ländern die Belastungen durch notleidende Kredite verringert hätten.

Aber der 4. Fortschrittsbericht warnt auch: "Trotz deutlicher Verbesserungen bleiben hohe NPL-Quoten in einigen Mitgliedstaaten eine Herausforderung und verdienen weiterhin Aufmerksamkeit. In der heutigen Mitteilung werden die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament aufgefordert, die Arbeiten an den ausstehenden Vorschlägen zu beschleunigen, um die Maßnahmen der EU zur Lösung dieses Problems zu ergänzen. Es wurden bereits wichtige Schritte zur vollständigen Umsetzung des EU-Aktionsplans zur Bekämpfung der hohen NPL-Bestände unternommen. Die Kommission fordert die Mitgesetzgeber jedoch auf, sich rasch auf die vorgeschlagenen Maßnahmen zum Benchmarking der einzelstaatlichen Rahmenbedingungen für die Durchsetzung und Insolvenz von Krediten zu einigen und sich stärker auf die Insolvenz im Rahmen des Europäischen Semesters zu konzentrieren."

Denn es sei mittlerweile breiter Konsens, dass hohe NPL-Bestände letztendlich negative Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft hätten, da die betroffenen Banken mit Bilanz-, Rentabilitäts- und Kapitalproblemen konfrontiert seien. In der Tat weiten die Banken ihre Kreditvergabe aus. Im April wurden 3,9 Prozent mehr Darlehen ausgereicht als zum gleichen Zeitpunkt ein Jahr zuvor. Auch die Ausleihungen an Privathaushalte legten zu, und zwar um 3,4 Prozent. Für einen noch stärkeren Fortschritt sowohl beim Abbau notleidender Kredite wie auch bei einer weiteren Zunahme der Darlehen bedarf es allerdings besserer konjunktureller Rahmenbedingungen. Und hier sind die Prognosen bekanntermaßen alles andere als optimistisch.

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