Kreditbanken

Gleiche Regeln, bitte!

Es war ein wenig anders, als es der geübte Beobachter von anderen Pressekonferenzen in diesem Frühjahr gewohnt war. Während die meisten Banken und Sparkassen das Thema Digitalisierung zwar angehen und als Chance begreifen, aber doch immer noch ein wenig skeptisch betrachten, kann es den 56 Kreditbanken in Deutschland offensichtlich nicht schnell genug mit der Elektronisierung ihres Geschäfts gehen. Denn der Präsident des Bankenfachverbandes, in dem die Konsum- und KfZ-Finanzierer ihre Interessen bündeln, führt nicht nur den neuen Rekord an zugesagten Krediten maßgeblich auf die Digitalisierung zurück, sondern attestiert ihr darüber hinaus noch deutlich mehr Potenzial. Allerdings könne das nicht genutzt werden, da der Gesetzgeber in den Augen der Kreditinstitute nicht mitspielt.

Was Jan Wagner und seine Kollegen vom Verbandsvorstand stört, ist die für Kreditinstitute derzeit noch fehlende Möglichkeit des echten und auch praxisgerechten Online-Abschlusses von Finanzierungen. Immer mehr Kredite werden zwar online angebahnt, wenn es dann aber zur Unterschrift kommen soll, sind aufgrund der erforderlichen Schriftform immer noch mühsame Verfahren wie das längst überholte Post-Ident notwendig. Damit fühlen sich die Banken gegenüber Händlern im Nachteil, bei denen diese Pflicht entfällt und die emsig Händlerfinanzierungen auf Raten via Internet abschließen. Für diese ist keine Schriftform erforderlich, da ein Online-Ratenkauf rechtlich keinen Verbraucherkredit darstellt. Am 1. Juli dieses Jahres wird nun das neue Signaturrecht in Deutschland eingeführt. Das geht dem Bankenfachverband aber nicht weit genug und er fordert daher den digitalen Kreditvertrag, auch, um den E-Commerce-Standort Deutschland weiter zu beleben - gleiche Regeln für gleiche Geschäfte eben. In der Tat leuchtet es nicht ein, dass ein Online-Ratenkauf anders behandelt wird als der gewöhnliche Bankkredit.

Generell konnte der Ärger über die Ungleichbehandlung die gute Stimmung der Kreditbanken aber nicht drüben. Mit 159,3 Milliarden Euro hat das Kreditvolumen einen neuen Rekord erreicht. Das Neugeschäft stieg um stolze 8,7 Prozent auf 130 Milliarden Euro. Dafür macht Wagner weniger die Niedrigzinspolitik verantwortlich, als vielmehr die gute Stimmung unter den Verbrauchern. Es sei bei den Bundesbürgern eine hohe Zuversicht in die Zukunft zu spüren, das mache sich im Investitionsverhalten bemerkbar. Die Konsumenten hätten sich in den vergangenen Jahren zurückgehalten, das würde nun nachgeholt. Das unterscheidet den Privatmenschen offensichtlich von den Unternehmen, denn diese sind nach wie vor skeptisch und halten sich mit kreditfinanzierten Investitionen zurück.

Aber vielleicht denkt sich der ein oder andere Verbraucher ja auch: Warum sparen, bringt doch eh nichts, da gönne ich mir lieber was. Rund 41 Prozent der klassischen Konsumfinanzierungen der Kreditbanken, ein Volumen von 20,7 Milliarden Euro, entfielen auf die Finanzierung von Autos, 3,3 Milliarden Euro auf Küchen, Möbel und andere Haushaltsgeräte. Der größte Brocken waren im abgelaufenen Geschäftsjahr allerdings Barkredite zur freien Verfügung mit 23,6 Milliarden Euro oder 48 Prozent. Die Verbraucher scheinen das günstige Zinsniveau also schon zu nutzen.

Beide Entwicklungen, die Digitalisierung wie das niedrige Zinsniveau sorgen einerseits zwar für gutes Neugeschäft, drücken andererseits aber auf die Margen. Die Kreditkonditionen sinken immer weiter, was über die Refinanzierung immer schwerer ausgeglichen werden kann. Und auch die größere Transparenz über die permanente Vergleichbarkeit der Konditionen lässt die Erträge der Banken sinken. Das werde derzeit allerdings noch von einer sehr entspannten Risikolage abgefedert, so Wagner. Die Ausfälle bewegten sich am unteren Ende des üblichen Rahmens, rund 98 Prozent aller Verbraucherkredite würden ordnungsgemäß bedient. Aufgrund ihres hohen Spezialisierungsgrades könnten die Kreditbanken mit den herausfordernden Bedingungen besser umgehen, als manche Universalbank, macht der Präsident Mut.

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