Landesbanken I

Hausarbeit statt Visionen in München

Eigentlich sind die Landesbanken in den vergangenen Jahren immer für eine Geschichte gut gewesen. Egal, ob rund um Neujahr oder in der obligatorischen Sommerpause, die es so ja eigentlich gar nicht mehr gibt - über Pleiten und Erfolge, Eifersüchteleien und Verbrüderungen, Garantien und Beihilfen, Neustarts und Abwicklungen, Superbanken oder regionalen Fokus gab es immer etwas zu berichten. Nicht so in diesem besonderen Jahr, dessen vor allem zweites Quartal wahrlich das Prädikat "außergewöhnlich" verdient. Seit DSGV-Präsident Helmut Schleweis die Gespräche um das "Sparkassen-Zentralinstitut" im März auf Eis gelegt hat, machen die Institute genau das, was der Präsident gefordert hat: Nahe bei den Kunden sein, für die Kunden da sein und Hausaufgaben machen. Lediglich die LBBW hat zu sehr an den Wirecard-Ballon geglaubt und der DSGV-Vize und niedersächsische Sparkassenpräsident Thomas Mang lies einmal kurz aufhorchen, als er es für sehr wünschenswert hielt, "die Nord LB in ein solches Spitzeninstitut miteinzubeziehen, weil die ganze Sparkassenorganisation inzwischen ohnehin an der Nord-LB beteiligt ist". Ja, die Eigentümerpflichten, gerade für eine Landesbanken-Tochter, können mitunter zu einer echten Belastung werden.

Doch sonst ist derzeit in den Häusern eher "business as usual" angesagt. Das operative Geschäft läuft ordentlich, doch die "schlimmste Rezession der Nachkriegsgeschichte" wird ihre Spuren tief und nachhaltig in den (Landes-) Bankbüchern eingraben. Dafür wird kräftig vorgesorgt. So auch bei Helaba und Bayern-LB. Während die Hessen demzufolge per 30. Juni einen Verlust ausweisen (siehe Glosse in diesem Heft) bleibt das Münchner Spitzeninstitut noch über dem Strich in den schwarzen Zahlen. Allerdings hat sich das Konzernergebnis nach Steuern gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 101 Millionen Euro fast gedrittelt.

Maßgeblich verantwortlich für den Rückgang ist zum einen die um 65 Millionen Euro spürbar erhöhte Risikovorsorge von insgesamt 75 Millionen Euro, obwohl die Bank eigenen Angaben nach "bislang keine nennenswert konkreten Einzelfälle mit akutem Risikovorsorgebedarf verzeichnet". Die NPL-Quote, die den Anteil notleidender Kredite am Gesamtkreditvolumen abbildet, erreicht mit 0,6 Prozent einen neuen Bestwert. Interessanterweise entfallen 73 Millionen Euro der Zuführungen auf das erste und nur 2 Millionen Euro auf das zweite Quartal. Zweiter auffälliger Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung ist das Sonstige Ergebnis, dass von 131 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 38 Millionen Euro zurückging. Laut Bank sind im ersten Halbjahr 2020 Aufwendungen aus einem Einmalbetrag im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten, die zurückliegende Perioden betreffen, belastend enthalten, während das Vorjahresergebnis von einem steuerlichen Sondersachverhalt profitierte. Operativ ist die Bayern-LB aber gut und stabil unterwegs, wie Finanzvorstand Markus Wiegelmann betonte. Zinsüberschuss plus 0,8 Prozent auf 873 Millionen Euro, Provisionsüberschuss plus 9,2 Prozent auf 154 Millionen Euro, Verwaltungsaufwand plus 7,2 Prozent auf 764 Millionen Euro. Um die Kostenziele erreichen zu können, streicht die Bayern-LB insgesamt 800 Stellen, doppelt so viele wie bislang angenommen.

Auch sonst bleiben die Verantwortlichen am Ball: Das im Januar 2020 gestartete mehrjährige, umfangreiche Transformationsprogramm werde konsequent vorangetrieben, so Vorstandschef Stefan Winkelmeier. In den vergangenen Monaten wurden bereits erste Maßnahmen zur Ertrags- und Profitabilitätssteigerung umgesetzt, darunter die Gründung einer Einheit "Non-Core Markets", die weitere Verbesserung des Kreditprozesses, der Start von IT-Modernisierungsprojekten sowie der Beginn des Personalabbaus in der Kernbank. Manchmal tut Ruhe für die Aufarbeitung der strategischen statt immer nur der visionären Themen scheinbar ganz gut.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X