Persönliches

Helmut Geiger

Die Sparkassen-Nation in Deutschland trauert um Helmut Geiger, einen ihrer wirklich großen Präsidenten in der reiferen Nachkriegszeit. Und dass auch Geiger, wie alle Sparkassenführer bis auf den heutigen Tag mit ihrem "ewigen" Drängen zu vollendeter Sparkasseneinheit, in alltäglich gelebter Dezentralität fast nur ein Visionär geblieben ist, schmälert seine Lebensleistung mitnichten. Geiger wusste, wie viele Landesbanken zu viel waren und wem denn ein einziges zentrales Spitzeninstitut gehören sollte. Er wusste, wie eine vernünftige Arbeitsteilung zwischen Oberstufe und Unterstufe - zwischen Landesbanken und Primärbanken - am besten funktionieren würde. Er wusste, dass verschiedene Sparkassenverbände innerhalb eines Bundeslandes zu reichlich Abstimmung brauchten. Er wusste, dass die Spezialinstitute der S-Organisation erstens nach ständiger Funktionsausweitung lechzen und zweitens den Platzbanken zu Diensten sein müssen, nicht den Girozentralen. Er wusste, dass die neuen Techniken im Bankwesen viele konkurrierende S-Emittenten schlecht vertrugen. Diese Aufzählung von möglichen "Fortschritten" des deutschen Sparkassenwesens ist ebenso bekannt wie unvollständig. Was gute Sparkassenpräsidenten wie Helmut Geiger immer wieder bremste bei der Zukunftssicherung der edlen Gruppe, ist deren prinzipieller Erfolg: Durch die kommunale Verfassung kultiviert die S-Welt eine Duodez-Souveränität, so lange es nur irgend geht. Jeder Bürgermeister und jeder Landesminister instrumentalisiert die Selbstständigkeit "seiner" Sparkasse und fährt und führt meistens glücklich damit. Und ob der Weg in eine nationale Sparkassen-AG dann tatsächlich sicherer, besser wäre als der herrlich mängelbehaftete Status quo, das sagt der eine so, der andere so.

Immerhin, bemerkenswerten Erfolg "bei mehr Einheit" hat jeder Sparkassenpräsident deshalb immer nur, wenn er in Krisen S-Solidarität einfordern kann. Sich nur beispielsweise vorzustellen, wie aber eine West-LB seligen Angedenkens ihren Machtanspruch geltend gemacht hätte, wenn nicht sie, sondern die Sparkassen das große Unglück erlitten hätten, ist faszinierend. Der Präsident Helmut Geiger hat stattdessen zeitlebens nie die Macht eines S-Vorstands innegehabt. Er war immer nur Funktionär. Das haben ihm die anderen, wenn es mit der S-Einheit gar nicht mehr vorangehen mochte, durchaus vorgeworfen.

Aber Helmut Geiger war immer auch Politiker und vor allem der CDU als prägender Partei sehr wohl verbunden. Durch ihn und mit ihm sind die Sparkassen in fast allen Kanzlerschaften noch staatstragender als ohnehin schon geworden. Und weil Helmut Geiger nicht allein so viel von Kunst und Musik wusste, sondern von klein auf ein exzellenter Volkswirt gewesen ist, hat die deutsche Regierungspolitik auf ihn gehört. Dass die deutschen Großbanken, deren Vorsitzende die Sparkassen bei passender Gelegenheit (wie der Kreditpolitischen Tagung) als "Krebsübel" bezeichneten, stets weniger politisches Gehör als "S" fanden, ist mit ein Verdienst von Helmut Geiger.

Geiger war Gründungsherausgeber der Zeitschrift "bank und markt". Und nachdem er in einer der ersten Ausgaben gleich die wirren S-Verhältnisse im Südwesten als höchst verbesserungsfähig klassifizierte, stieg die bum Auflage sofort deutlich. Redaktion und Verlag verneigen sich voller Respekt vor einem großen Menschen.

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