Großbanken

Keine Fusion

Gott sei Dank! "Nach gründlicher Prüfung hat sich herausgestellt, dass ein solcher Zusammenschluss nicht im Interesse der Aktionäre beider Unternehmen sowie anderer Interessengruppen wäre." So teilten es Deutsche und Commerzbank unisono mit und begruben damit des einen Träume und des anderen Ängste. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde - auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen.

Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, wurden nun mehrere Wochen lang intensiv die Köpfe zusammengesteckt und Millionen an Euro für Beraterhonorare gezahlt. Gewonnen wurde nichts. Verloren eine Menge. Die Verunsicherung über den tatsächlichen Zustand der beiden letzten verbliebenen deutschen Großbanken ist größer geworden. Die "zu klein"-Diskussion hat sich negativ auf das Image bei den Kunden ausgewirkt. Christian Sewing, gerade erst angetreten, um der Deutschen Bank wieder ein Gesicht und eine Struktur zu geben, wurde ausgebremst und beschädigt. Martin Zielke natürlich auch, immerhin sollte er in einem fusionierten Institut den Spekulationen zufolge nicht gut genug für den Vorstandsvorsitz gewesen sein.

Bedenklich ist, dass der Bundesfinanzminister, der die Fusionsgespräche mit öffentlichen Äußerungen mindestens befördert, wenn nicht gar erzwungen hat, gleich noch einmal nachlegte: "Die global agierende deutsche Industrie braucht konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können", sagte Olaf Scholz direkt nach dem Bekanntwerden des Scheiterns. Warum soll das mit Deutscher Bank, Commerzbank, mehreren Landesbanken, einer DZ Bank und der KfW mitsamt ihrer Töchter nicht besser gelingen können, als mit einer einzigen Großbank, einer einzigen Sparkassenzentralbank, der DZ Bank und der KfW? Wären dann die deutschen Unternehmen aus Gründen der Diversifikation nicht viel eher gezwungen, sich ausländischen Banken als Kunden anzudienen oder auf Plattformgeschäfte auszuweichen? Überhaupt wären die beiden Banken über Monate und Jahre hinweg mit Integration und ähnlichen Fusionsaufgaben beschäftigt gewesen, von dem massiven Stellenabbau, dem Zusammenstreichen des Filialnetzes, der Erneuerung der IT-Landschaft, der Fusion beziehungsweise dem Abstoßen von Tochtergesellschaften und vielem mehr, als mit ihren Kunden, dem Markt und der eigenen Weiterentwicklung. Ganz oberflächlich hätte sich lediglich im Retailgeschäft mit einem dann erreichten Marktanteil von etwa 20 Prozent ein echter Mehrwert durch einen Zusammenschluss erzielen lassen. Überall anders wären zunächst neue Baustellen entstanden. Von daher ist es gut, dass die Gespräche beendet wurden.

Klar ist aber auch, ein Weiter so kann es nach diesem Ende nicht geben. Deutsche und Commerzbank müssen nun schnell und schlüssig darlegen, wie die Stand-Alone-Zukunft aussehen kann, welche Geschäftsfelder Ertrag versprechen, welche harten Einschnitte gemacht werden müssen, welche neuen Entwicklungen man jeweils verfolgen will. Dabei können nicht einfach die Folien von "vor der Fusion" aus der Schublade geholt werden. Daran kann man nun ja nicht mehr glauben. Immerhin war diese Strategie offensichtlich nicht gut genug, denn warum hätte man sonst solche Überlegungen eines Zusammenschlusses überhaupt erst in Betracht ziehen sollen. Gemessen an den feinen Unterschieden in den beiden Pressemitteilungen scheint sich die Commerzbank auf diesem Weg schon ein ganzes Stück weiter als die Deutsche, bei der nun wirklich alles auf dem Prüfstand steht und stehen muss.

Fakt ist: Das Bild, dass die beiden Banken derzeit in der Öffentlichkeit abgeben ist kein gutes und schon lange kein strahlendes mehr. Genau das braucht Deutschland aber. Stabile und erfolgreiche Banken, die Geld verdienen beziehungsweise Geld verdienen dürfen. Mit immer mehr Einschnitten in die Geschäftsmodelle durch Gesetzgeber und Regulierung wird das schwer, ganz abgesehen von einer Negativ- und Nullzinspolitik der EZB, die echte Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Banken, vor allem in den USA darstellt. Da hilft Größe aber nicht, sondern nur ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Darauf darf man gespannt sein.

PS: Die Zahlen der Deutschen Bank zum ersten Quartal im ersten echten Amtsjahr von Christian Sewing lassen hoffen!

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