Private Banken

Keine Partystimmung

Nein, Lust auf Party haben die privaten Banken in Deutschland derzeit nicht. Zwar laufen die Vorbereitungen für den 21. Deutschen Bankentag im April 2017 auf Hochtouren, drückt der Alltag allerdings noch über alle Maßen auf das Gemüt. Es sind immer wieder die beiden gleichen Themen, die die Verantwortlichen um Präsident Hans-Walter Peters und Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer fast gebetsmühlenartig zur Sprache bringen, in der Hoffnung, irgendwann doch noch nicht nur gehört, sondern auch verstanden zu werden: Die Niedrigzinspolitik der EZB und der internationale Regulierungsdruck. Zwar heißt es gleich zu Beginn des Papiers, das anlässlich der Herbstpressekonferenz des BdB herausgegeben wurde, dass es auch gute Nachrichten gebe - die deutschen Institute seien im Jahr 2016 robust, widerstandsfähig und uneingeschränkt in der Lage, der deutschen Wirtschaft als Finanzier zur Verfügung zu stehen. Doch im weiteren Verlauf war davon wenig zu spüren.

Um die Ertragsaussichten sei es schlecht bestellt. Irgendwie über die Runden kommen. Ertragspotenziale müssen erkannt, Geschäftsmodelle angepasst, Kosten gesenkt werden. Unternehmerische Kompetenz reicht häufig nicht aus. Deutschland braucht Banken, die stabil und wettbewerbsfähig sind. Das sind nur einige der Zitate aus dem Redemanuskript, die aber das Spannungsfeld der Kreditwirtschaft gut beschreiben. Auf vermeintliche Missstände hinweisen, aber nicht zu laut klagen, da sonst ein falscher Eindruck entstehen könnte, es sei noch schlimmer als befürchtet. Deutsche Banken sind derzeit nicht allzu gut aufgestellt, was vor allem für die beiden verbliebenen Großbanken gilt. Doch auch die vielen kleinen Mitgliedsinstitute haben noch nicht wirklich Antworten für das Umfeld gefunden, in dem sie sich wohl noch länger bewegen müssen. Dass das auch für Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken gilt, mag allenfalls ein schwacher Trost sein. Die Institute sind nach den Vorstellungen internationaler Standardsetzer und Beobachter einfach zu zinsabhängig und zu immobilienlastig. Nach Basel IV, oder wie immer man es nun nennen mag oder darf, drohen nach gegenwärtigem Stand enorme Kapitalaufschläge für die deutschen (und die europäischen) Institute. Manche Studien sprechen von Erhöhungen um bis zu 90 Prozent, andere nur von 30 Prozent. Peters ist dieser Unterschied relativ egal: "Bei 90 Prozent sind die Banken tot und bei 30 Prozent auch!"

Fakt ist, die Niedrigzinsphase lässt derzeit keine auskömmlichen Ergebnisse zu - auch weil die deutschen Institute noch keine adäquaten Geschäftsmodelle gefunden haben, die zu den hiesigen Strukturen passen. Dadurch kann das Eigenkapital nicht aus thesaurierten Gewinnen erhöht werden. Und das Umfeld für Kapitalerhöhungen ist ausgesprochen schwierig, was auch Peters einräumt. Ein Knackpunkt in den gegenwärtig laufenden Verhandlungen mit den Baseler Regulierern sind die hohen Quoten bei Loss Given Defaults, die vor allem aus dem Immobiliengeschäft herrühren können. Die konservative Bewertung hat sich aber über Jahrzehnte bewährt und das Immobiliengeschäft ist zumindest in Deutschland bekanntermaßen relativ risikoarm. All das müsse den Baseler Gremien aber mühsam erklärt werden und sei absolut kein Selbstläufer, so Kemmer. Den gebündelten Widerstand gegen die Pläne von Politik, Aufsicht und Instituten nehmen die Verantwortlichen als Unterstützung zwar gerne an, Peters betont aber auch: "Basel IV darf nicht scheitern." Denn das würde im Markt so ausgelegt, dass die deutschen Banken nicht ausreichend kapitalisiert seien. Sind sie ja auch nicht, oder? Nur laut sprechen sollte man nicht darüber. "Banken sind nur dann krisenfest, wenn sie ausreichend Geld verdienen und ausreichend Eigenkapital und Reserven bilden können, da sind wir in Europa noch nicht", so Peters.

Was also bleibt? Das leidige Thema Gebühren. Bislang haben die Institute nur sehr vereinzelt die Qualen aus der Niedrigzinspolitik an die Kunden weitergegeben, hätte man das im vollem Umfang getan, läge die Belastung bei Kundeneinlagen heute schon bei minus 0,6 Prozent, rechnet Peters vor. Banken werden aber künftig nicht umhinkommen, von den Kunden mehr Gebühren zu verlangen, für welche Dienstleistungen und ob flächendeckend oder nicht, ließen die Verantwortlichen verständlicherweise offen, schließlich ist das Sache der Institute selbst. Allerdings sind dem auch ohne festgelegte "Obergrenze" große Schranken gesetzt. Denn auch wenn selbst Aufseher mittlerweile großes Verständnis für ein Ende der Gratiskultur aufbringen, Politik und Verbraucherschutz tun das - zugegebenermaßen kurzsichtig - nicht. Und auch der Wettbewerb tut sein Übriges. Ob da eine Konsolidierung wirklich helfen kann, wie Peters hofft?

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