Private Banken I

Kontinuität und Flexibilität

Bankhaus Metzler Frankfurt
Quelle: Bankhaus Metzler

Der Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung 2018 zeigt beim Bankhaus Metzler das gewohnte Bild. Die seit Jahren, einige vermuten seit Jahrzehnten, an die Familie ausgeschüttete Dividende von 2,3 Millionen Euro entspricht dem Bilanzgewinn. Viele weitere Positionen bis hin zu der Dotierung der Reserven ergeben sich aus den Vorgaben der Rechnungslegung. Die Kostenseite im Konzern (plus 2,5 Prozent) wird ähnlich wie bei allen anderen Banken von der Vielzahl der regulatorischen Auflagen bestimmt. Dass die Sachkosten um gut 11 Prozent gestiegen sind, führt die Bank nicht zuletzt auf zunehmende Kosten für Markt- und Indexdaten sowie die Beschaffung von externem Research zurück. Der Personalaufwand für jahresdurchschnittlich etwa 850 Mitarbeiter ist hingegen um rund 1,6 Prozent zurückgegangen.

Wie gewohnt hat das Zinsgeschäft in der Ertragsrechnung des Bankhauses eine völlig untergeordnete Bedeutung. Das Provisionsgeschäft deckt 97 Prozent am Rohertrag ab, also einen wesentlich höheren Anteil als bei anderen hiesigen Banken, auch hier das bekannte Bild. Kontinuität gibt es zudem seit Jahren bei der strategischen Aufstellung in den Geschäftsfeldern Asset Management, Capital Markets, Corporate Finance und Private Banking. Und doch bleibt längst nicht alles beim Alten. Das Privatbankhaus zeigt innerhalb seiner vier Geschäftsfelder immer wieder die Flexibilität, sich frühzeitig auf neue Entwicklungen einzustellen und dementsprechend neue Aktivitäten aufzubauen, wenn sie Erfolg versprechen und andererseits Produkte und Dienstleistungen aufzugeben, wenn sie sich nicht mehr rechnen.

Für beides gibt es in der Bilanzsaison Beispiele. Neu aufgebaut hat das Bankhaus im Geschäftsfeld Corporate Markets Kompetenzen für das Debt-Capital-Markets-Geschäft. In einem ersten Schritt will es sein Netzwerk in der deutschen Unternehmenslandschaft nutzen, um Unternehmensschuldscheine zu arrangieren. Die in den vergangenen Jahren zahlreich gegründeten Plattformen für Schuldscheinemissionen werden dabei keineswegs als Konkurrenz oder Abschreckung gesehen, sondern eher als Beleg, dass es auch bei mittleren und kleinen Unternehmen eine Tendenz zu Schuldscheinemissionen und damit Beratungsbedarf in dieser Marktnische geben dürfte. In einer eigenen Gesellschaft gebündelt wurden im Geschäftsfeld Asset Management zudem die Aktivitäten im Bereich Pension Management, das sich mit Fragen der Implementierung, Umsetzung und Betreuung von kapitalunterlegten Versorgungsmodellen beschäftigt. Neu geschaffen wurde darüber hinaus ein Nachhaltigkeitsreporting. Im Bereich Capital Markets schließlich wird angesichts der regulatorischen Transparenzerfordernisse sowie gestiegener Sicherungskosten für den US-Dollar in Relation zum Euro schon seit geraumer Zeit ein zunehmendes Interesse an systematischem Währungsmanagement registriert, das sich bereis deutlich in den Volumina niederschlägt. Schon 2018 konnte eine Steigerung des verwalteten Devisenvolumens auf 2,8 (2,1) Milliarden Euro gemeldet werden, Stand Ende Mai 2019 sind es schon 5,5 Milliarden Euro geworden.

Neben diesem Aufbau von neuen Aktivitäten gibt es aber auch einen Rückbau. Künftig nicht mehr angeboten wird im Asset Management das Retail-Geschäft über die Plattform Metzler Fund Xchange. Dieses mengengetriebene Geschäft, so die Erkenntnis, lohnt sich nicht mehr. Kurzum: Veränderte Markt- und Rahmenbedingungen stellen auch das Bankhaus Metzler vor permanenten Anpassungsbedarf, aber die kalkulierbaren Renditevorstellungen der Familie schaffen Freiraum, diesen Herausforderungen ohne hektische Betriebsamkeit bedachtsam zu begegnen.

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