Nachhaltigkeit

Was kostet die (grüne) Welt?

Was hält ein Unternehmen am Laufen? Ganz nüchtern betrachtet das Betriebsergebnis am Ende des Jahres, also der Saldo aus Aufwand und Ertrag. Einnahmen und Ausgaben kontrollieren zu können, erfordert Voraussicht und Planbarkeit. Wie gut ein Projekt oder eine Investition auch in Gedanken erscheinen mag, sind Erfolg und Aufwand nicht planbar, ist es wohl die sinnvollere Entscheidung, den Gedanken zu verwerfen und lieber etwas zu tun, was Erträge verspricht.

Diese nüchterne Betrachtungsweise verhindert derzeit vielen Unternehmen das Verfolgen einer nachhaltigen Unternehmensstrategie, wie eine gemeinsame Studie von Forsa und der Commerzbank zeigt. In der Studie, in der mittelständische Unternehmen mit Jahresumsätzen zwischen 2 und 100 Millionen Euro befragt wurden, gibt circa ein Drittel der Unternehmen an, keine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben und derzeit auch keine zu planen. So brisant das Thema auch sein mag, das Ergreifen von Maßnahmen wird oft durch schlichte betriebswirtschaftliche Gründe behindert: 50 Prozent berichten der Commerzbank, Aufwand und Ertrag von Nachhaltigkeitsmaßnahmen seien nicht einschätzbar, was ein Hindernis darstelle. Dabei wird das Thema von den Unternehmen keineswegs verkannt: Rund drei Viertel der Befragten sehen das Thema Nachhaltigkeit als eine "Notwendigkeit für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstandes".

Und selbst wenn eine Nachhaltigkeitsstrategie vorhanden ist, so offenbart sich eine gewisse Ideenlosigkeit in den Maßnahmen, die bereits ergriffen werden: Wie die Studie ermittelt, sind es eher die leicht umsetzbaren und auf lange Sicht wohl auch kostensparenden Aspekte, die angegangen werden, und nicht solche, die auf eine grundlegende Neuausrichtung des Geschäftsmodells unter nachhaltigen Gesichtspunkten schließen lassen. 77 Prozent der Unternehmen versuchen demnach, Verbrauchsmaterialien einzusparen, 64 Prozent versuchen, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren. Dahingegen finden sich Innovationsmanagement mit 36 Prozent und die Umstellung von Produktionsanlagen mit 14 Prozent am Ende wieder.

Ähnliche Gründe wie für die fehlende Nachhaltigkeitsstrategie sprechen auch gegen eine umfangreichere Nutzung nachhaltiger Finanzierungsinstrumente. Aus einer zeitgleich veröffentlichten Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) in Kooperation mit der Börse Stuttgart ergibt sich, dass sich die Nutzung dieser Instrumente selbst für größere Unternehmen einerseits schwierig gestaltet und andererseits betriebswirtschaftlich unattraktiv ist. Rund 40 Finanzverantwortliche aus DAX-, MDAX-, und SDAX-Unternehmen sowie aus Unternehmen, die bereits nachhaltige Finanzierungsinstrumente begeben haben, wurden zur Nutzung solcher Instrumente befragt. Zwar sind 95 Prozent der Befragten bereits mit Nachhaltigkeitsaspekten in der Unternehmensfinanzierung in Berührung gekommen, aber 65 Prozent geben an, noch keine Möglichkeiten der nachhaltigen Finanzierung wahrgenommen zu haben.

Von diesen 65 Prozent geben wiederum 67 Prozent an, andere Arten der Finanzierung würden ausreichen, 26 Prozent, der hohe Ressourceneinsatz hindere sie am Einsatz, und 22 Prozent, sie könnten keinen Vorteil bei den Finanzierungskosten erkennen. Nach der strategischen Einbettung wäre aber für rund neun von zehn Unternehmen ein messbarer Vorteil bei den Finanzierungskosten der wichtigste Grund für eine zukünftige Anwendung von nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten.

Fasst man die beiden Studienergebnisse grob zusammen, so sind es vor allem betriebswirtschaftliche Gründe, die gegen eine stärkere nachhaltige Transformation der deutschen Wirtschaft sprechen. Darauf nimmt die Bundesregierung, die den Kampf gegen den Klimawandel mit Macht vorantreibt, aber (zu) wenig Rücksicht. Natürlich wird ein wirklich nachhaltiger Umbruch in der Wirtschaft in jedem Falle Zeit und Aufwand benötigen. Es wäre aber schön, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten, dass diese Faktoren zumindest berechenbar werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X