Nachhaltigkeit

Das neue Bio

Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzenden und stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden
Quelle: CDU Rheinland-Pfalz

"Wir sehen, dass die Verbraucher viel bewusster konsumieren und wissen wollen, wo etwas herkommt." Dieser Satz stammt von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ist eigentlich auf die ökologische Landwirtschaft bezogen. Denn die Nachfrage nach Erzeugnissen mit Biosiegel steigt stetig und die Zahl der Biobauern ist das dritte Jahr in Folge gewachsen. 2017 betrug der Umsatz in Deutschland mit Biolebensmitteln erstmals mehr als 10 Milliarden Euro. Wüsste man jedoch den Zusammenhang des Zitates nicht, könnte man es genauso auf nachhaltiges Investment beziehen. Damit die EU ihre Klima- und Energieziele bis 2030 verwirklichen kann, muss der Kontinent nach Schätzung der Europäischen Kommission einen jährlichen Investitionsrückstand von fast 180 Milliarden Euro aufholen, weltweit reichen die Schätzungen sogar bis zu 6 Billionen Euro pro Jahr. Es ist offensichtlich, dass der größte Teil der Länder dieser Erde den zusätzlichen Finanzbedarf aus öffentlichen Geldern nicht aufbringen kann. Es wird langfristig nur Unterstützung aus privatem Vermögen helfen. Banken und Förderbanken haben bereits in den vergangenen Jahren eine zentrale Rolle in der Finanzierung nachhaltiger Projekte gespielt, beispielsweise mit der Finanzierung von erneuerbaren Energien oder energieeffizienten Gebäuden.

Und sie treffen damit den Nerv der Zeit. Denn ebenso wie die Menschen bereit sind, mehr Geld für gesunde Ernährung, energieeffizientes Wohnen und saubere Fortbewegung auszugeben, steigt die Nachfrage nach grünen Finanzanlagen bei institutionellen wie privaten Investoren stetig an. Das zeigt sich auch in einer aktuellen Umfrage der Union Investment: Nachhaltige Geldanlagen haben in den letzten Jahren deutlich an Bekanntheit und Zustimmung gewonnen. Jeder zweite deutsche Sparer (49 Prozent) hat bereits von dieser Geldanlageform gehört, 10 Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) hält nachhaltiges Anlegen für attraktiv. Das ist laut der Union ein Anstieg um zwölf Prozentpunkte gegenüber dem Vergleichswert 2013. Ganze 85 Prozent der Befragten wären sogar bereit, zugunsten der Nachhaltigkeit weniger Gewinn in Kauf zu nehmen, 2010 waren es nur 63 Prozent.

Die Union Investment schließt aus den Ergebnissen der Befragung, dass das Thema Nachhaltigkeit längst keine Modeerscheinung mehr ist. Doch genauso wie beim Bio-Hype wirkt der steigende Absatz von nachhaltigen Geldanlagen teilweise, als würde die Wirtschaft versuchen, Menschen ein gutes Gewissen zu verkaufen. Jedoch ist es leider nicht immer so einfach. Bio ist nicht gleich Bio. Regulierungsbehörden auf nationaler und europäischer Ebene liefern sich ein Tauziehen mit Lobby-Organisationen der Industrie. Das hat zu einem wahren Wirrwarr von Bedeutungen, Regelungen und Siegeln geführt. Beim Thema nachhaltiger Geldanlage verhält es sich ähnlich. Bisher gibt es aufgrund fehlender Definitionen noch kein branchenweit einheitliches Verständnis von "Sustainable Finance" oder "Green Assets" und erst recht noch keine allgemein anerkannten Standards geschweige denn eine einheitliche Regulierung.

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