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Neuer Gründergeist?

Die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise wird uns noch lange beschäftigen. Ein Mittel, um schneller aus der Talsohle zu kommen, wäre eine Art neuer Gründergeist. Doch dafür ist Deutschland nicht gerade bekannt. Umso spannender war es, den neuen Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu verfolgen. Die Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib hatte bei der Präsentation der neuen Zahlen drei Hauptbotschaften für die Zuhörer. Erstens: Im Jahr 2019 ist die Zahl der Unternehmensgründungen erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen. Insgesamt gab es 605 000 Gründungen, 58 000 Existenzgründungen mehr als im Vorjahr. Auch die Gründungsplanungen haben zugenommen. Die Planungsquote stieg von 6,1 auf 6,4 Prozent.

Allerdings wird diese erfreuliche Entwicklung durch die Corona-Krise ein wenig ausgebremst. So wollen 41 Prozent der Gründungsplaner ihren Plan verschieben und zwei Prozent sogar ganz abbrechen, was allerdings ein überraschend niedriger Wert ist. Nur 25 Prozent der Planer wollen ihren Gründungsplan vorübergehend inhaltlich anpassen und sogar nur 16 Prozent dauerhaft. Der Rest hält unbeirrt an seinen Plänen fest. Köhler-Geib war zudem zuversichtlich, dass die Gründungszahl in der Krise sogar steigen dürfte, da in der Vergangenheit eine negative Korrelation zur Beschäftigtenzahl zu beobachten war. Da nun von sinkender Beschäftigung auszugehen ist, dürfte im Umkehrschluss 2020 die Zahl der Gründungen steigen.

Die zweite Hauptbotschaft ist, dass die Gründungstätigkeit digitaler wird und das Internet dabei eine größere Rolle spielt. Das ist eine besonders gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft. Im vergangenen Jahr waren 28 Prozent der Gründungen "digitale Gründungen", ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der internetbasierten Gründungen betrug 32 Prozent, was sieben Prozentpunkte über dem Vorjahreswert lag.

In der dritten Hauptbotschaft ging es um den Gründungsstandort Deutschland. Der Tenor: Er ist gut, hat aber noch deutliches Ausbaupotenzial. Die Gründer haben dem Standort Schulnoten in verschiedenen Kategorien gegeben. Mit einer zwei vor dem Komma haben unter anderem der freie Marktzugang und die Qualität der Infrastruktur abgeschlossen. Für den Bankensektor besonders wichtig: Die Kreditverfügbarkeit wurde nur mit einer 3,7 bewertet - wie auch schon im Vorjahr. Schlusslicht war jedoch das Bildungssystem in Bezug auf die Vermittlung unternehmerisch relevanter Kenntnisse und Fähigkeiten mit einer 4,0. Das ist aber nun wirklich keine neue Erkenntnis.

Der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat etwas Hoffnung geweckt, dass in der Krise auch eine Chance liegen könnte, eine Art neuen Gründergeist in Deutschland zu entfachen. Das ist auch bitter nötig.

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