Bilanzsaison

Von der Prognose zu ersten Wahrheiten

Wenn die Deutsche Bank zum 1. Februar und die Commerzbank 14 Tage später ihre Pressekonferenzen zum Verlauf des Berichtsjahres 2018 abhalten, werden wirkliche Überraschungen zum Zahlenwerk kaum präsentiert. Denn angesichts der medialen Begleitung durch das gesamte Jahr, mehr oder wenige belastbaren Spekulationen über die künftige Ausrichtung und nicht zuletzt die regelmäßigen Quartalsberichte ist die Öffentlichkeit auch unterjährig recht gut über die jeweilige Entwicklung der Großbanken informiert. Bei der Mehrzahl der kleineren und mittleren Institute ist das anders. Zwar gibt es gerade in den Verbundorganisationen inzwischen durch die Verbände im Laufe des Jahres den einen oder anderen Hinweis, inwieweit der tatsächliche Geschäftsverlauf den geplanten Werten entspricht, aber in der Regel lässt sich erst mit der Veröffentlichung der neuen Zahlen erkennen, inwieweit sich die im Vorjahr im Bundesanzeiger veröffentlichte Prognoserechnung als haltbar erweist. Mehr oder weniger detailliert überprüfen lässt sich das seit der ersten Januarwoche bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam (MBS), der Essener National-Bank sowie der Wiesbadener Volksbank (siehe Seite 5 in diesem Heft), denn diese drei Institute aus den großen Bankengruppen haben Ende des vergangenen Jahres (MBS) beziehungsweise gleich in der ersten Januarwoche einen ersten Einblick in den Geschäftsverlauf 2018 gegeben.

Dass die Zinserträge 2018 deutlicher zurück gehen würden, als das bei den Zinsaufwendungen möglich sein würde, hatte die Mittelbrandenburgische Sparkasse in ihrer Prognoserechnung schon veranschlagt. Erwartet hatte sie allerdings über das Wertpapier- und Versicherungsgeschäft eine leichte Steigerung des Provisionsgeschäftes, dem tatsächlich aber nur in etwa die Höhe des Vorjahresergebnisses bescheinigt wird. Bei einer Steigerung der Kundeneinlagen um 6 Prozent und des Kreditbestandes um 4 Prozent - allerdings 15 Prozent niedrigeren Kreditneuzusagen - wertet die Sparkasse den Rückgang ihres Betriebsergebnisses um 5,5 Prozent als vergleichsweise späten Einstieg in die Phase rückläufiger Ergebnisse, mit denen auch in den kommenden Jahren zu rechnen sei. Dem geplanten strategischen Ausbau ihres Provisionsgeschäftes mit dem mittelfristigen Ziel, mindestens 30 Prozent der Bruttoerträge aus Provisionen zu erzielen, dürfte die Sparkasse damit nicht nähergekommen sein.

Der erwartet niedrigere Zinsüberschuss (minus 3,6 Prozent auf 83,3 Millionen Euro) und ein niedrigerer Provisionsüberschuss als erwartet (minus 4,6 Prozent auf 43,6 Millionen Euro) prägen auch die vorläufigen Zahlen der National-Bank. Auch dort war im Prognosebericht für 2018 zwar von einer Belastung des Zinsergebnisses ausgegangen worden. Aber beim Provisionsüberschuss hatte die Bank gestützt auf das Asset Management, das Internationale Geschäft und den Konten- und Kartenservice mit einer positiven Entwicklung und mit einem Jahresüberschuss auf dem Niveau des Vorjahres 2017 gerechnet. Tatsächlich weisen die vorläufigen Zahlen für Letzteren nun ein Minus von 13,2 Prozent aus. Allem Eindruck nach werden wie bei der MBS und der National-Bank allein die weiterhin unauffällige Risikovorsorge sowie eine solide Kostenentwicklung in den kommenden Wochen auch bei vielen anderen Instituten die Signale sein, denen bei der Bewertung des Berichtsjahres 2018 viel Gutes abgewonnen wird.

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