Nachhaltigkeit

Rationaler Ansatz bei den Genossen

Quelle: Union Investment

Beim Thema Nachhaltigkeit sollten nicht nur die Chancen betrachtet werden, die einem Unternehmen entstehen, sondern auch die Risiken, wenn es einen zu großen ökologischen Footprint vorweist oder in einer anderen Art gegen ESG-Richtlinien verstößt. Der Asset Manager Union Investment hat vorgerechnet, was das bedeuten könnte: Unter den 30 aktuellen Dax-Konzernen würde eine CO2 -Steuer, wie sie derzeit diskutiert wird, teilweise eine verheerende Wirkung erzielen. So würden auf Heidelberg Cement als wohl größtem CO2-Verursacher im Dax, bei nur 30 Euro je Tonne Belastungen von zirka 1,6 Milliarden Euro hinzukommen. Wohlgemerkt pro Jahr. Bei 200 Euro je Tonne wären es schon mehr als zehn Milliarden Euro und damit das Ende des Unternehmens. Aber da braucht man sich nicht sorgen. Die Union wies auch darauf hin, dass es erstaunlich ist, wer in Deutschland bei Umweltgesetzen alles ausgenommen ist, oftmals dazu die größten "Übeltäter". Sinnvoll geht anders.

Nachhaltigkeit ist daher ein wichtiges Schlagwort für Kapitalanlagegesellschaften. Der Asset Manager der Genossenschaftsgruppe nimmt das Thema auch entsprechend sehr ernst. Doch nicht nur aus Imagegründen. Vielmehr sehen die Vermögensverwalter auch die Chancen, die sich ergeben. Nachhaltige Investments erfreuen sich eines stürmischen Wachstums. So haben die Genossen ihren Bestand an nachhaltig investierten Assets under Management von 7,9 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 48 Milliarden Euro im Juni 2019 versechsfacht. Kein anderes Anlagethema dürfte in der Vermögensverwaltung ähnlich schnell wachsen.

Allerdings ist der Aufwand recht hoch. Derzeit sind bei Union Investment alleine im Nachhaltigkeits-Research 12 Menschen beschäftigt, es sollen bald sogar 16 werden. Doch konkrete und detaillierte Informationen sind wichtig, um die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen - sowohl bei der konventionellen als auch der nachhaltigen Anlage von Vermögen. Die Union weist auch darauf hin, dass beides stimmen muss, bevor sie eine Aktie oder eine Anleihe in ein nachhaltig geführtes Portfolio kauft: Die Geschäftsentwicklung des Unternehmens und die Erfüllung der ESG-Kriterien.

Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfolio-Management bei Union Investment, hat auf einen zweiten, wichtigen Ansatz hingewiesen. Den genossenschaftlichen Vermögensverwaltern ist es wichtig, beim Thema Nachhaltigkeit auch die Zweifler zu integrieren. Wenn man sich nur auf die positive Sichtweise fokussieren würde und dabei die kritischen Stimmen ausblendet, bestünde die Gefahr, dass Blasen von den Asset Managern gebaut werden. Ein Beispiel für solche Blasen war die Solaraktien-Hausse zu Beginn des Jahrtausends. Auch damals gab es am Markt fast nur Euphoriker, die der Solartechnik eine goldene Zukunft prophezeiten. Zumindest waren nur diese medial wahrzunehmen. Das Ende ist bekannt.

Da kann Pontzen nur zugestimmt werden. In der gesellschaftlichen Diskussion jedenfalls werden Zweifler und Skeptiker ignoriert und isoliert. Das führt zu einer Hysterisierung der Debatte und führt die Handelnden manchmal weit weg von der Rationalität, die eigentlich angesichts der Wichtigkeit des Problems angebracht wäre. Die gesamte Strategie von Union Investment klingt rational und vernünftig und nicht bloß vom Hype getrieben. Das ist lobenswert und könnte dazu führen, dass das Thema Nachhaltigkeit dort auch für nachhaltigen Erfolg sorgt - beim Vermögensverwalter und beim Kunden. So viel Rationalität würde man sich manchmal auch von der Politik wünschen, nicht nur bei diesem Thema.

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