Kreditgenossenschaften

Zur rechten Zeit

Quelle: BVR

Die deutschen Genossenschaftsbanken und ihre Verbundunternehmen stehen so gut da, wie schon lange nicht mehr. Dieser Erfolg ist mehr als verdient, weil hart erarbeitet. Und er kommt absolut zur rechten Zeit. Denn natürlich gehen auch die Verantwortlichen des BVR von einer Eintrübung im Zuge der durch die Corona-Krise drohenden Rezession aus. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 stockten die 841 Volksbanken und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und genossenschaftlichen Spezialinstitute die Reserven nach §340 f HGB um 191 Millionen Euro auf. Trotzdem legte das Betriebsergebnis nach Bewertung immer noch um gut 1,2 Milliarden Euro auf 7,8 Milliarden Euro zu, der Jahresüberschuss stieg um stolze 19,3 Prozent.

Damit fühlt man sich in der genossenschaftlichen Finanzgruppe zu Recht gut gewappnet: "Mit Zuversicht und Selbstvertrauen werden wir auch aktuelle Gefährdungen wie die rasche Ausbreitung des Corona-Virus in den Griff bekommen. Mit Blick auf die genossenschaftlichen Institute bin ich zuversichtlich, dass diese eine solide Basis haben, um auch in dieser Stresssituation ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit aufrechterhalten zu können", so Marija Kolak. Dabei lobte die Präsidentin des BVR ausdrücklich die Maßnahmen der Bundesregierung sowie der Europäischen Zentralbank. Die Bundesregierung habe das richtige Signal zur richtigen Zeit gesetzt und mit der Erweiterung des Kurzarbeitergeldes, der Stundung von Steuerzahlungen und der umfassenden Hilfszusage durch die Ausweitung der KfW-Förderprogramme und der Bürgschaftsförderung der Bürgschaftsbanken entschlossen und zielgerichtet reagiert. Und auch die EZB, die ja in der Vergangenheit ob ihrer expansiven Maßnahmen gerade von den beiden deutschen Verbundgruppen keineswegs geschätzt wurde, bekam ein paar lobende Worte: "Einen wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung hat auch die Europäische Zentralbank geleistet", sagte Kolak. Es sei richtig gewesen, auf eine weitere Zinssenkung zu verzichten und stattdessen über Maßnahmen wie die Ausdehnung des Anleihekaufprogramms den Liquiditätszugang für jene Unternehmen zu verbessern, die unmittelbar von der Corona-Pandemie betroffen seien.

Die EZB-Politik der niedrigen Zinsen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zu einem Rückgang des Zinsüberschusses um 0,6 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro geführt. Positiv machte sich hier bemerkbar, dass die Zinserträge zwar um 2,4 Prozent zurückgingen, der Zinsaufwand aber mit 12,1 Prozent deutlich stärker reduziert werden konnte. Der Provisionsüberschuss legte getragen vom Zahlungsverkehr und dem Vermittlergeschäft für Unternehmen der genossenschaftlichen Finanzgruppe um 5,7 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro zu. Die von den Verbundunternehmen an die Primärbanken gezahlten Vermittlungsprovisionen stiegen um 8,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Maßgeblicher Treiber des erfolgreichen Jahresabschlusses war aber die Entwicklung an den Kapitalmärkten, die zu einem positiven Beitrag des Bewertungsergebnisses von 479 Millionen Euro führte. Im Vorjahr standen hier Wertberichtigungen von 917 Millionen Euro zu Buche. Allein der Wertpapierbereich verbuchte 2019 Zuschreibungen in Höhe von 766 Millionen Euro. Aus dem Jahresüberschuss wurden weitere 3,1 Milliarden Euro dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zugeführt, neben den bereits erwähnten knapp 200 Millionen Euro, die in die Reserven nach § 340 f geflossen sind. Und auch wenn der Erfolg des Jahres 2019 erst einmal nicht zu wiederholen sein wird, wie BVR-Vorstand Gerhard Hofmann betonte: Sorgen muss man sich um die Kreditgenossenschaften wahrlich noch nicht machen. Die machen auch weiterhin den Weg frei.

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