Investmentfonds

Rekordverdächtig

Anfang 2018 war die Freude groß: Da knackte die deutsche Fondsbranche die Marke von 3 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen. Das entsprach einem Anstieg von rund 100 Prozent gegenüber 2008, als 1,5 Billionen verwaltet wurden. Nicht einmal vier Jahre später ist eine weitere Milliarde hinzugekommen: Zum 30. Juni 2021 steht laut Zahlen des Branchenverbandes BVI für die 117 Mitgliedsgesellschaften ein verwaltetes Vermögen von 4,086 Billionen Euro zu Buche. Nur zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt, also die gesamte Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik betrug per Ende 2020 knapp 3,4 Billionen Euro.

Die Fondsbranche hält also ihr Wachstumstempo bei - trotz oder wegen Corona. Die Verantwortlichen des BVI freuen sich über die Entwicklung, wissen die Zahlen aber sehr wohl richtig einzuordnen. Angesichts mangelnder Anlagealternativen und einer zwar leicht abnehmenden, aber immer noch vorherrschenden Zurückhaltung der Deutschen gegenüber direkten Aktieninvestments - die Zahl der Aktionäre ist 2020 zwar um 28 Prozent gestiegen, allerdings haben immer noch erst 17,5 Prozent der Bevölkerung Anteilsscheine von Unternehmen - fließt das meiste des ordentlichen vorhandenen Ersparten in Immobilien oder eben Fonds. Der EZB sei Dank, muss man an dieser Stelle auch mal sagen, auch wenn die volkswirtschaftlichen Folgen und die Folgen für die Sparer dieser Geldpolitik natürlich allemal diskussionswürdig sind.

Nicht verändert hat sich die Verteilung der Gelder auf die einzelnen Produktkategorien. So machen offene Spezialfonds mit 2,084 Billionen auch zum Halbjahr 2021 rund die Hälfte des gesamten Fondsvermögens aus, wie in den Vorjahren. Auf offene Publikumsfonds entfällt wie gehabt rund ein Drittel mit 1,354 Billionen Euro. Den Rest machen Mandate mit 615 Milliarden Euro und geschlossene Fonds mit 34 Milliarden Euro unter sich aus.

Seit Jahresanfang ist das Gesamtvermögen um 234 Milliarden Euro gestiegen, wovon nur knapp die Hälfte auf Netto-Mittelzuflüsse entfallen ist, die keinen neuen Rekord verzeichnen konnten. Den Fonds flossen in den ersten sechs Monaten netto 110,4 Milliarden Euro zu. Das liegt spürbar unter dem Rekordjahr 2015 (193 Milliarden Euro) und auch leicht unter 2017 (117 Milliarden Euro). Bei den offenen Publikumsfonds führen Aktienfonds mit großem Abstand die Absatzliste im ersten Halbjahr an. Ihnen flossen 35,3 Milliarden Euro zu, was den höchsten Aktienfonds-Zuflüssen im ersten Halbjahr seit 2000 mit 42,7 Milliarden Euro entspricht.

Erfreulich für die Verantwortlichen ist auch, dass es einmal mehr gelingt, neue Themen und Trends erfolgreich aufzugreifen. So entfielen zum Halbjahr mit 361 Milliarden Euro knapp 9 Prozent des verwalteten Vermögens auf nachhaltige Produkte, 251 Milliarden Euro auf Publikumsfonds und 110 Milliarden Euro auf Spezialfonds. Hier bleibt das Greenwashing-Thema offensichtlich ein reines DWS-Problem und färbt nicht mit negativem Image ab. Es bleiben gute Zeiten für die Fondsbranche.

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