Banken I

Wieder salonfähig

Viele Jahre schienen die größeren deutschen Banken vor allem für negative Schlagzeilen gut zu sein. Ungeschicktes Agieren des Managements, Aufarbeitung der nicht immer rühmlichen und erfolgreichen Vergangenheit, mehr oder weniger große und kleine Skandälchen - es gab stets viel zu berichten, selten Gutes. Was natürlich auch an der allgemeinen Entwicklung liegen mag, dass sich solche Geschichten einfach besser verkaufen lassen. Aber deutsche Banken waren eine Zeit lang leider nicht mehr so recht salonfähig. Das ändert sich langsam wieder - sowohl die Reputation und das Renommee als auch die Schlagzeilen. Der aktuelle Stresstest der europäischen Aufsichtsinstanzen EBA und EZB jedenfalls konnte die deutschen Teilnehmer nicht schocken. Überhaupt erwies sich das gesamte europäische Bankensystem als "robust und widerstandsfähig", wie EZB-Vizepräsident Luis de Guindos die Ergebnisse zusammenfasste. So würde die harte Kernkapitalquote der 89 gestressten Institute durchschnittlich um 5,2 Prozentpunkte von 15,1 Prozent auf 9,9 Prozent sinken. Und das trotz eines wirklich widrigen Szenarios, das weit über den ohnehin schon ziemlich herausfordernden Alltag der Institute hinausgeht.

In diesem adversen Szenario soll sich zeigen, wie viel die Institute aushalten können. Und das ist eine Menge. Denn für die kommenden drei Jahre wurden folgende Annahmen unterstellt: Ein verlängertes Covid-19-Szenario in einem "niedriger für länger" Zinsumfeld, in dem negative Vertrauensschocks die wirtschaftliche Kontraktion verlängern würden, sodass das reale BIP auf EU-Ebene bis 2023 kumulativ um 3,6 Prozent sinken würde, die Arbeitslosenquote um 4,7 Prozentpunkte steigen würde, die Preise für Wohnimmobilien um 16,1 Prozent und die Preise für gewerbliche Immobilien um 31,2 Prozent sinken würden. Die Aktienkurse an den globalen Finanzmärkten würden im ersten Jahr in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften um 50 Prozent und in den Schwellenländern um 65 Prozent fallen.

Wer das in einem Test überlebt, muss sich vermutlich um die Realität wenig Sorgen machen. Entsprechend zufrieden zeigte sich auch die BaFin mit dem Abschneiden der 16 deutschen Teilnehmer. Dank ihrer Kapitalbasis hätten die Institute selbst das Krisenszenario gut bewältigt und die Anforderungen an das harte Kernkapital nicht unterschritten. Die Commerzbank hätte zum Ende der Betrachtungsperiode im Jahr 2023 eine harte Kernkapitalquote von immer noch 8,2 Prozent vorzuweisen gehabt, ein Rückgang um 502 Basispunkte. Die Deutsche Bank hätte ein Absinken der harten Kernkapitalquote auf 7,6 Prozent zu verkraften gehabt. Damit kann man sich zweifelsohne wieder sehen lassen.

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