Immobilienfinanzierung

Same procedure ...

Felix Hufeld, Quelle: Schafgans DGPh/BaFin

Wer kennt ihn nicht! Den etwas tollpatschigen Butler James im alljährlich am Silvesterabend ausgestrahlten "Dinner for one", der zum Geburtstag seiner Dienstherrin Jahr für Jahr in die Rolle ihrer längst verstorbenen Freunde schlüpfen darf, um jeweils mit ihr anzustoßen - Gang für Gang. Man muss einfach lachen, wenn man den Kampf mit dem Zusammenschlagen der Hacken und dem Tigerfell sieht, auch wenn man natürlich weiß, was kommt: "The same procedure as every year".

Nicht ganz so lustig mag es der ein oder andere aus der Immobilienbranche finden, dass nahezu in ebenso schöner Regelmäßigkeit Bankenaufseher im Herbst eines jeden Jahres ihre Sorge mit Blick auf das Immobilienfinanzierungsgeschäft äußern. Grundsätzlich ist die Mahnung zur Vorsicht ja in Ordnung und selbstverständlich auch Aufgabe eines ordentlichen Aufsehers, der mit Blick auf drohende Fehlentwicklungen sensibilisieren muss. Manchmal wird dann aber auch zu viel aus gut gemeinten Hinweisen gemacht. "Eine zu laxe Kreditvergabe kann in der Zukunft zu großen Problemen führen. Falls dann parallel noch weitere Risikofaktoren hinzukommen, etwa geopolitische Risiken oder ein Einbruch bei der Konjunktur und bei den Immobilienpreisen, könnte ein perfekter Sturm drohen." Nein, BaFin-Chef Felix Hufeld hat noch keine Angst um die Stabilität des deutschen Bankensystems. Er droht den Banken auch nicht und prangert auch keine zu laxe Kreditvergabe an. Und schon gar nicht warnt er vor einer neuen Immobilienkrise, auch wenn er die Entwicklung der Immobilienpreise an der einen oder anderen Stelle beunruhigt zur Kenntnis nimmt. Von daher formuliert der BaFin-Chef dieses Zitat sehr klug im Konjunktiv.

Der Blick auf die Immobilienfinanzierer zeigt: Noch hält sich das Kreditwachstum in Grenzen. Der Anteil der fremdfinanzierten Ausleihungen über Leverage-Geschäfte ist gering. Das ist zumindest mal ein positiver Effekt der Geldpolitik der EZB: Liquidität ist im Übermaß vorhanden. Natürlich nimmt das ein oder andere Haus heute mehr Risiko als früher, um über Volumenwachstum wenigstens noch halbwegs das Zinsergebnis stabilisieren zu können. Ist immer nachhaltig, was finanziert wird? Natürlich nicht. Sind die Konditionen und Nebenabreden immer auskömmlich? Vermutlich auch nicht. Ist das ein Thema, welches in voller Breite die Bankenaufseher beunruhigt? Absolut nicht. Noch nicht. Denn nach wir vor bringen auch die Darlehensnehmer Eigenkapital mit, im Schnitt zwischen 20 und 30 Prozent, heißt es. Soweit müssten die Immobilienpreise auf breiter Front bröckeln, bevor es zu einem Problem der finanzierenden Banken wird. Zum anderen bleiben die Zinsen noch länger niedrig, was wiederum den der Konjunktur nachlaufenden Immobilienfinanzierern mehr Zeit und damit Spielraum gibt. Aber das Thema lässt sich einfach zu schön zu Schlagzeilen verarbeiten, weil die Immobilienpreise ein Thema für jedermann sind. Same procedure also. In einem hat Felix Hufeld absolut recht und seine Warnung kommt zur rechten Zeit: In den guten Zeiten werden die Fehler von morgen gemacht. Aber die sind nicht systemisch, sondern hausgemacht und selbst verschuldet. Und je stärker die Aufsichtsbehörden diese Dinge im Blick haben, desto besser für die gesamte Kreditwirtschaft.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X