Sparkassen I

Schleweis mit kluger Entscheidung

Helmut Schleweis, Präsident DSGV
Quelle: DSGV

Natürlich lag der Fokus bei der Präsentation der Zahlen für das Jahr 2019 beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) nur am Rande auf den Ergebnissen der Sparkassen. Zunächst und zuvorderst ging es verständlicherweise um die Corona-Krise, ist es doch die erste wirklich existenzielle Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die klare Botschaft: Die Sparkassen und Landesbanken stehen bereit, ihren Kunden durch diese Zeit zu helfen! Dabei sei es aber schon eine große Herausforderung für die Institute, erstens die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter im Blick zu haben, zweitens den eigenen Betrieb am Laufen zu halten und drittens all die getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung, der Landesregierungen und anderer Behörden uneingeschränkt zu unterstützen und so die öffentliche Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Dies sei ein Stressszenario, so DSGV-Präsident Helmut Schleweis, aber die Sparkassen hätten alle Stresstests bislang gut bestanden. "Die Sparkassen sind gut gerüstet, diese Krise ist beherrschbar", so der DSGV-Präsident.

In der Tat geht die öffentlich-rechtliche Finanzgruppe aus einer Position der Stärke in die kommenden Monate. Das zeigen die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr: So wurden mehr Kredite an Kunden vergeben als jemals zuvor. Das Neugeschäft stieg um 11,6 Milliarden oder 7 Prozent auf den Rekordwert von 170 Milliarden Euro. Abzüglich der Tilgungen blieb davon immerhin noch ein Zuwachs von 38,2 Milliarden Euro im Bestand hängen, der sich damit um 4,6 Prozent auf insgesamt 861,1 Milliarden Euro erhöht hat. Auf der Passivseite sind die Einlagen mit 45,2 Milliarden auf 995,4 Milliarden Euro sogar noch kräftiger gestiegen als die Kredite. Das erhöht den Druck aus dem Passivüberhang, der noch einmal gewachsen ist.

Erwartungsgemäß ging der Zinsüberschuss leicht zurück. Mit 20,2 Milliarden Euro verzeichneten die Sparkassen hier den niedrigsten Wert der vergangenen 15 Jahre. Ein bisschen Hoffnung macht, dass der Rückgang geringer als 2018 ausfiel. Und erneut konnte ein größerer Teil des Rückgangs über die Zuwächse des Provisionsüberschusses aufgefangen werden. Dieser legte um 429 Millionen Euro auf 8,3 Milliarden Euro zu. Das wird sich so allerdings nicht fortsetzen lassen. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft ist angesichts der bislang anhaltend guten Konjunkturlage um 10,5 Prozent auf 537 Millionen Euro gesunken, das ist nur noch ein Fünftel des Wertes von vor zehn Jahren. Die Institute rechnen aber damit, dass sich diese Entwicklung mit der aktuellen Corona-Krise ab 2020 sehr deutlich verschlechtern wird. Im Wertpapiergeschäft konnten knapp 600 Millionen Euro an Vorsorge aufgelöst werden, sodass der gesamte Bewertungsaufwand mit 4,1 Milliarden Euro exakt der Dotierung der Vorsorgereserven entspricht, die damit noch einmal 1 Milliarde Euro höher ausfiel als im Vorjahr. Das ist eine der wichtigsten Botschaften dieses Abschlusses. Die Sparkassen können dank der umsichtigen Vorsorge- und Ausschüttungspolitik der vergangen Jahre auch eine längere Durststrecke durchhalten.

Bleibt neben Corona und den Zahlen noch die Frage nach dem derzeit wohl spannendsten Verbundthema: dem Zentralinstitut. Die angelaufenen Gespräche zwischen Deka und Helaba über einen Zusammenschluss hat Schleweis kurzerhand auf Eis gelegt. "Es ist jetzt nicht die Zeit, sich mit eigenen Strukturen zu beschäftigen", so der Präsident. Das könne man nach Corona wieder tun. Jetzt müsse man für die Kunden da sein. Dieser Präsident ist klug!

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