Zahlungsverkehr

Schrumpfendes Korrespondenzbankennetz

Quelle: Commerzbank

Die 19. Studie der Commerzbank zu den Unternehmerperspektiven hat hervorgebracht, dass der Export nach wie vor eine wichtige Stütze des deutschen Mittelstands ist. Dabei tritt eine Bank in mehreren Ebenen als Partner auf. Bei der Finanzierung, Absicherung und bei der grenzüberschreitenden Zahlungsabwicklung. Hier greifen die Institute traditionell auf Korrespondenzbanken in den Zielländern zurück. Doch die Zahl der Korrespondenzverbindungen ist drastisch zurückgegangen. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die Zahl der aktiven Verbindungen 2018 um 3,5 Prozent gesunken. Kumuliert sind die aktiven Beziehungen zwischen Banken verschiedener Länder damit seit 2007 um etwa 20 Prozent zurückgegangen.

Bei der Commerzbank war der Rückgang der aktiven Korrespondenzverbindungen noch viel dramatischer. Nachdem das Institut 2015 eine Strafe in Höhe von 1,45 Milliarden Dollar wegen Verstößen gegen Geldwäschevorschriften und Handelssanktionen erhielt, dampfte das Institut die Zahl der Verbindungen um gut 50 Prozent auf 2 500 ein. Bei der Präsentation der oben angesprochenen Studie erwähnte Vorstand Michael Reuther überraschend, dass die Zahl nun wieder um 10 Prozent steigen soll. Die Zwischenzeit habe das Institut genutzt, um die IT-Systeme zu verbessern und die zuständigen Mitarbeiter intensiv zu schulen und damit das Risikomanagement in Compliance-Fragen zu verbessern. Solche teuren Verfehlungen sollen nicht mehr so leicht passieren können. Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika will das Kreditinstitut das Netz wieder ausweiten. Sanktionsbelegte Länder will die Commerzbank dabei allerdings aussparen. Das dürfte eine weise Entscheidung sein, denn gerade in der aktuell etwas unberechenbaren US-Politik könnte zunächst legitim erscheinendes Geschäft mit diesen Ländern von einem auf den anderen Tag zum großen Problem werden.

Digitale Transformation wird jedoch dafür sorgen, dass die Erosion des Korrespondenzbankennetzes weitergeht. Zumindest im Zahlungsverkehr arbeitet die Branche intensiv an Blockchain-basierten Alternativkonzepten. Die Notenbanken von Kanada und Singapur haben Anfang Mai verkündet, ein Experiment zu grenzüberschreitenden Zahlungen auf Blockchain-Basis erfolgreich beendet zu haben. Dafür wurden die beiden nationalen Distributed-Ledger-Technology-Projekte mithilfe einer "Hashed Time-Locked Contracts" bezeichneten Technologie verbunden, um ein Payment-versus-Payment-Settlement (PvP) zu erlauben, ohne dass dabei eine zertifizierte dritte Partei benötigt wird. Klingt zunächst gut. Allerdings haben beide eingeschränkt, dass es im Experiment um eine Einzelüberweisung von 100 Dollar ging. Es wäre damit erst noch der Beweis zu erbringen, dass die Technologie auch in der Realität - bei Netzwerken mit Hundertausenden Teilnehmern und täglichen Transaktionsvolumina von vielen Milliarden Dollar - funktioniert. Etwas weiter dürfte das Utility Settlement Coin (USC) genannte Projekt sein. Dahinter stecken die UBS und das Fintech-Unternehmen Clearmatics. Aber auch weitere Institute wie die Commerzbank, ING oder Barclays sind beteiligt. USC soll Transaktionen zwischen den Häusern mithilfe der Blockchain vereinfachen. USC hat nun Kapital eingesammelt und die Kommerzialisierung der Anwendung vorangetrieben. Die Transformation ist offensichtlich in vollem Gang.

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