Private Banken

Starke Worte

Dr. Hans-Walter Peters, Präsident, Bundesverband deutscher Banken, und Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG, Hamburg

Banken haben es derzeit nicht leicht. Niedrigzinsphase, Regulierung, Digitalisierung - man kann es fast nicht mehr hören, so lange ziehen sich diese drei Worte schon durch jede Pressekonferenz. Stets verbunden mit Ertragskrise oder dem Vorwurf mangelnder Anpassungsfähigkeit. Damit soll nun in Teilen endlich Schluss sein. Meint zumindest Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Berenberg Bank. Zur Begründung liefert er eine Zahlenreihe: 2,0 - 2,1 - 2,0 - 2,1 2,2. Dies sind die Inflationsraten der Monate Juni bis Oktober, die allesamt über dem von der Europäischen Zentralbank festgelegten Zielkorridor von "unter, aber nahe 2 Prozent liegen". Und Peters fügt noch weitere Zahlen hinzu, nämlich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Euroraum, die seit Februar 2013 über 22 Quartale hinweg durchgängig gestiegen ist, und zwar um 0,5 Prozent je Quartal - Griechenland- und Italienkrise hin oder her. Für Peters heißt dies nur eins: "Die Europäische Zentralbank muss ihre geldpolitischen Exzesse beenden - und zwar schneller und konsequenter als bislang angekündigt."

Unterstützung bekommt Peters nicht nur aus der Finanzbranche, sondern auch von Deutschlands Topökonomen. "Es besteht die Gefahr, dass die geldpolitische Wende zu spät kommt", heißt es in dem aktuellen Gutachten der Wirtschaftsweisen, das gerade der Bundesregierung übergeben wurde. Und weiter: Die Ausrichtung der EZB sei trotz eines deutlichen Inflationsanstiegs noch immer zu locker. Um den Euroraum dauerhaft zu stabilisieren, müsse die EZB den Übergang zu einer "normalen Geldpolitik" bewerkstelligen, mahnten die Wirtschaftsprofessoren um den Essener Ökonomen Christoph Schmidt. Allerdings gilt eine Zinserhöhung der EZB noch in der Amtszeit von Mario Draghi, die Ende Oktober 2019 endet, nicht mehr als selbstverständlich.

Und auch die negativen Folgen des Tuns der EZB kann der zürnende BdB-Präsident mit Zahlen bekräftigen: Seit 2014 seien durch die "Sondersteuer" negativer Einlagenzins rund 20 Milliarden Euro von den Banken an die EZB geflossen. Im gleichen Zeitraum habe das EZB-Pendant in den USA, die Fed, über einen nach der Finanzkrise neu geschaffenen positiven Zins auf Überschussreserven rund 95 Milliarden US-Dollar an die amerikanischen Banken gezahlt. Das erklärt die Stärke der amerikanischen und gerade die Schwäche der deutschen Großbanken nicht komplett. Aber Peters hat Recht, wenn er die unterschiedlichen Wettbewerbsvoraussetzungen anspricht. Die Amerikaner sind sicherlich nicht die besseren Banker. Aber sie sind auf jeden Fall die besseren Industriepolitiker, nicht erst seit Trump.

Auch in Sachen Italien hat Peters ein klare Meinung: Italien sei ein großartiges Land. Aber es sei ein großartiges Land mit einer nicht ganz so großartigen Regierung. Italien brauche Wachstum. Aber die Regierung tue dem Land keinen Gefallen, wenn sie die Uhren einerseits zurückdrehe und sich andererseits an haltlose Wachstumsszenarien klammere. Von daher dürfe die Kommission auf keinen Fall nachgeben! Europa und der Euro werden daran schon nicht zugrunde gehen.

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